Viele Facetten, keine Routine
Jazz Ein Schlagzeuger und eine Altsaxofonistin kommen dieses Wochenende ins Birdland
Ein Schlagzeuger und eine Altsaxofonistin sind dieses Wochenende die Bandleader in den Bands im Birdland Keller. Daniel Humair aus Paris stellt sein aktuelles Trio am Freitag vor. Karolina Strassmayer wird am Samstag mit ihrem Quartett Klaro das Publikum begeistern.
Freitag: Er zählt zu den letzten noch verbliebenen Gründervätern des europäischen Jazz – dieser von Amerika weitgehend emanzipierten Lesart einer Musikrichtung, die sich vor allem in den 1960er Jahren als erste überhaupt mit freieren Strukturen, aber auch mit Klassik und Folklore auseinandersetzte. Daniel Humair ist mit seinen 78 Jahren „The Last Man Standing“. Aber im Hofapothekenkeller, den er bereits seit seinem Gastspiel mit Joachim Kühn im November 2013 kennt, sitzt er – und zwar am Schlagzeug. Der aus der Schweiz stammende Drummer zog bereits 1958 nach Paris. Durch die Zusammenarbeit mit George Gruntz, Henri Texier, Michel Portal und Richard Galliano, aber auch in Kollaborationen mit Enrico Rava, Gerry Mulligan, Eric Dolphy, Anthony Braxton sowie Jim Hall hinterließ er in den vergangenen Jahren seinen prägenden Stempel. Mit einem neuen pianolosen Trio um den Bassisten Stéphane Kerecki und den Saxofonisten Vincent le Quang bleibt Humair seinem Lebenscredo treu und sucht abermals die Herausforderung mit jungen Musikern. Sein Lebensmotto: Keine Routine und stets die Neugierde bewahren, sowohl in rhythmischer, als auch in melodischer Hinsicht.
● Samstag: Das renommierte Downbeat Magazine reihte sie in die „Top Five“der Altsaxofonisten ein. Das liegt nicht zuletzt auch an ihrer Zeit in New York, in der sie mit Musikern wie Chico Hamilton, dem Duke Ellington Orchestra und Don Friedman, Joe Lovano, Joe Zawinul, Maceo Parker, Maria Schneider, Patti Austin, Take 6 oder McCoy Tyner arbeitete. Der Ton von Karolina Strassmayer hat in der Tat viele Facetten. Er ist rund, dunkel und strahlend zugleich, im Ausdruck manchmal an John Coltrane erinnernd, lyrisch und ausgesprochen gesanglich. Die 46-jährige Österreicherin und der aus New York stammende Schlagzeuger Drori Mondiak strukturieren ihre Kompositionen bewusst unkompliziert, um zum einen das Publikum nicht außen vor zu lassen, aber auch sich selbst stets eine gewisse Freiheit in der Interpretation zu gewähren. Dem Quartett mit dem Vibrafonisten Stefan Bauer und dem in Neuburg bestens bekannten Bassisten Tomas Stabenow gelingt auf diese Weise eine rundum stimmige Balance. Diese besteht zum einen aus atmosphärischen Passagen und immens swingenden Grooves im fließenden Wechsel, aber auch hoher Klangkultur, gepaart mit harmonischer Komplexität. (nr) O
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