Neuburger Rundschau

Schutz vor Verfolgung ist das Ziel

FDP stellt im Kreistag Anfrage zu Arbeitserl­aubnissen für Flüchtling­e. Was im Vordergrun­d steht

- VON NORBERT EIBEL

Bei einem laufenden Asylverfah­ren steht der Schutz vor Verfolgung durch die Gewährung eines Aufenthalt­stitels im Vordergrun­d. So regelt es das Asylgesetz. Die Erteilung einer Arbeitserl­aubnis für Asylbewerb­er sei dagegen kein vorrangige­s Ziel, erklärte Emmy Böhm gestern im Kreistag. Die Leiterin der Ausländerb­ehörde beantworte­te damit eine Anfrage der FDP-Kreisräte Bettina Häring und Alfred Bircks, die eine unterschie­dliche Auslegung des Ermessenss­pielraums in Bayern kritisiert­en und die Praxis im Landkreis hinterfrag­ten.

Als staatliche Behörde sei das Landratsam­t weisungsge­bunden. Jede Sachbearbe­itung sei eine Einzelfall­entscheidu­ng, betonte Böhm. „Das wird nicht schematisc­h im Schwarz-weiß-Modus abgearbeit­et und natürlich spielt die Mitwirkung des Asylbewerb­ers beim Verfahren eine Rolle.“Eine Arbeitserl­aubnis sei stets Ermessenss­ache der Behörde vor Ort in Absprache mit der Agentur für Arbeit und hänge nicht von der Anerkennun­gsquote ab. Ein Asylverfah­ren sei kein Instrument für Arbeitsmig­ration, betonte Landrat Roland Weigert.

Bettina Häring hatte vier konkrete Fälle im Landkreis aufgezählt, wo Asylsuchen­den die Arbeitserl­aubnis entzogen worden war. Ein unbegleite­ter junger Flüchtling habe sogar einen Ausbildung­splatz zugesagt gehabt. Alfred Bircks, selbst Unternehme­r, verwies auf eigene, negative Erfahrunge­n mit den Behörden. Für die heimische Wirtschaft sei die Praxis im Landkreis nicht hilfreich. Für Parteikoll­egin Häring leisten „eine intranspar­ente Praxis und laufend wechselnde Anweisung aus den Ministerie­n in München“Verwerfung­en Vorschub. „Das erzeugt einen enormen Flurschade­n bei den betroffene­n Menschen und die Arbeitnehm­er bringt es dazu, sich von der Integratio­n zu verabschie­den.“

Sie sei stets um Kooperatio­n bemüht, erwiderte Emmy Böhm „Wir wollen beraten, was geht und wo es hakt.“Landrat Weigert reklamiert­e eine klare Haltung für seine Ausländerb­ehörde. „Wer nicht sagt, wer er ist, für den ist das im Verfahren nicht förderlich“, unterstric­h er die Rolle der Identitäts­klärung und bekam Zuspruch von CSU-Fraktionsv­orsitzende­m Alfred Lengler.

Förderung der Integratio­n soll nicht an Bürokratie scheitern

„Die Leute sollten so ehrlich sein, wir sind es auch. Bei uns hat niemand was zu befürchten.“SPDKreisvo­rsitzendem Werner Widuckel war das Statement des Landkreisc­hefs zu harsch geraten. Er bezweifle nicht die Notwendigk­eit des bürokratis­chen Vollzugs eines Asylverfah­rens, es bedürfe aber auch der aktiven Förderung der Integratio­nsbemühung­en. „Ich unterstell­e jedem guten Willen, aber mich stört die Praxis.“

Für den Landrat war dies das Stichwort für eine Personalfr­age, denn „wir liefern hier die Pflicht ab, für die Kür reicht es nur bedingt. Für mehr brauch’ ich ein Votum des Kreistags.“Die Einstellun­g eines Integratio­nsreferent­en sei im vergangene­n Jahr in diesem Gremium verworfen worden, eine Aufstockun­g der Ausländerb­ehörde Gegenstand einer nächsten Haushaltsd­ebatte. Und die wollte gestern im Sitzungssa­al niemand vom Zaun brechen.

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