„Vier Windräder sind nicht gerade viel“
Der Vorsitzende der Landtags-Grünen Ludwig Hartmann besucht Riedheim. Der Politiker will den Ausbau forcieren und die Bürgerbeteiligung stärken
Generell sieht Ludwig Hartmann beim Thema Windkraft in Bayern noch viel Luft nach oben. Rund 1000 Anlagen gibt es derzeit im gesamten Freistaat – vier davon stehen im Nachbarlandkreis Donau-Ries. „Das ist nicht gerade viel. Ich würde mir wünschen, dass das eine oder andere Windrad hier schon noch umgesetzt wird“, sagt der Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bayerischen Landtag beim Ortsbesuch.
Der 38-Jährige, der aus Landsberg stammt, war auf Einladung der Kreis-Grünen kürzlich in der Region unterwegs und machte sich unter anderem ein Bild vom Windpark im Holzheimer Ortsteil Riedheim, der seit vergangenem Sommer in Betrieb ist. „Wenn wir der Windkraft in Bayern keine Heimat geben, dann wird die Energiewende nicht gelingen“, meint Hartmann. Folglich sieht er die 10 H-Regelung, die im Freistaat seit Ende 2014 gilt und den Abstand der Windkraftanlage zur nächsten Wohnbebauung auf deren zehnfache Höhe festlegt, mehr als kritisch. Das Gesetz sei zwar vom Verwaltungsgerichtshof bestätigt worden, Hartmann stellte aber dessen politische Sinnhaftigkeit infrage. „Aus unserer Sicht muss man 10 H wieder kippen“, sagte der Politiker.
Holzheims Bürgermeister Robert Ruttmann schilderte dem Abgeordneten die Situation vor Ort, dabei ging er vorwiegend auf die Lärmbeschwerden ein. „Die Bevölkerung ist gespalten: Die einen hören viel, die anderen wenig. Und die nächsten hören das, was sie hören wollen.“Der Rathauschef appellierte an den Betreiber, er müsse die Anlagen so einstellen, dass von ihnen vor allem nachts möglichst wenig Lärm ausgeht. Denn mit Inbetriebnahme der Windräder habe sich eine vollkommen neue Geräusch-Situation im Gemeindegebiet ergeben, unterstreicht Ruttmann.
„Wir sind an dem Thema dran“, versicherte daraufhin Christian Böhm, Geschäftsführer von Vensol. Das Unternehmen aus Babenhausen (Unterallgäu) hatte gemeinsam mit der Firma UKA aus dem sächsischen Meißen den Windpark Riedheim geplant und in die Tat umgesetzt. Böhm gestand ein, dass er an anderen Standorten, an denen es wenig Erfahrung mit Windkraft gab, ähnliche Erfahrungen gemacht habe. „Die neue Situation ist anfangs manchmal nicht so leicht zu akzeptieren.“Bislang habe man in Riedheim aber keine Anhaltspunkte, dass gesetzliche Grenzwerte überschritten werden. „Es ist uns keinesfalls egal, was im laufenden Betrieb passiert“, unterstrich Böhm. Jeder, der sich gestört fühle, solle sich an den Betreiber wenden. Nur wenn man die Art von Geräuschen kenne, könne man auch die Technik der Anlagen verbessern. Der Windpark Riedheim hat Böhm zufolge im Januar rund 1,8 Millionen und im Februar 1,9 Millionen Kilowattstunden Strom erzeugt. Im März werde man wohl über die zwei Millionen klettern, so seine Prognose.
Für den Grünen-Bundestagskandidat Albert Riedelsheimer aus Donauwörth sind 40 bis 50 Windräder im Landkreis Donau-Ries ein erstrebenswertes Ziel, wie er betonte. Bei diesem Vorhaben müsste allerdings die Bevölkerung mitgenommen werden. „Wir wollen Bürgerwindräder – wobei uns natürlich auch Privatinvestoren recht sind.“Gleicher Meinung ist Ludwig Hartmann. Bürgerbeteiligung seit wichtig für die Akzeptanz – genauso wie Lärmmessungen. „Es ist nicht so, dass man bei Windrädern nichts hört. Es gibt hierzu aber Werte, die eingehalten werden müssen.“
„Wenn wir der Windkraft in Bayern keine Heimat geben, dann wird die Energiewende nicht gelingen.“
Ludwig Hartmann