Neuer Schwung bei den Volleyballern
Interview Christoph Reiter, Abteilungsleiter beim TSV Neuburg, spricht über den Aufstieg der Herren, Probleme im männlichen Nachwuchsbereich und die Bedeutung von Beachvolleyball
Christoph Reiter, nach dem Aufstieg der Volleyballer des TSV Neuburg in die Landesliga ging das Kreispokalfinale verloren...
Reiter: Wir haben im Finale beim ESV Ingolstadt leider den entscheidenden Tiebreak mit 14:16 verloren, obwohl wir bereits Matchball hatten. Es war dennoch interessant für uns, da viele Zuschauer in der Halle und Emotionen im Spiel waren. Wir sehen das aber entspannt, da wir gegen Ende der Saison personell etwas gebeutelt waren und durch unseren Aufstieg in die Landesliga ohnehin in der nächsten Pokalrunde dabei sind. Daher ist die Niederlage lediglich ein kleiner Wermutstropfen.
Was bedeuten die Meisterschaft in der Bezirksliga und der Landesliga-Aufstieg für die Volleyballabteilung des TSV Neuburg?
Reiter: Wir sind darauf ziemlich stolz, da wir im Kreis Nord, der von Eichstätt bis München geht, künftig die am dritthöchsten spielende Mannschaft im Herrenbereich sind und der TSV Neuburg seit 20 Jahren nicht mehr in der Landesliga (vierte Liga von unten, Anm. d. Red.) war. Damit bewegen wir uns auf einer Leistungsebene, die eine gewisse Reputation hat.
Will sich der TSV demnach in der Landesliga etablieren?
Reiter: Auf jeden Fall. Unsere Marschroute ist, im Sommer noch neue Spieler zu uns zu holen. Die Landesliga besteht aus mehr Spieltagen, weswegen wir einen größeren Kader benötigen. Wir haben die Hoffnung, dass wir aus dem Umfeld Spieler gewinnen können, für die diese Liga eine große Motivation darstellt.
Sie sind nicht nur Mannschaftsführer, sondern auch Abteilungsleiter. Der TSV Neuburg hat erstaunlich viele Mannschaften gemeldet...
Reiter: Das ist richtig. Mit sechs Erwachsenenund sieben Jugendteams gehören wir von der Mannschaftsanzahl zu den größten Vereinen im Kreis Nord. Wir haben 190 Mitglieder, sind damit innerhalb des TSV die stärkste Ballsportart. Unser Wunsch ist nun, dass es ligatechnisch noch etwas nach oben geht.
Würden Sie von einem VolleyballBoom beim TSV sprechen?
Reiter: Es kommen in der Tat immer wieder neue Leute auf mich zu, die mitspielen wollen. Gerade in den vergangenen ein, zwei Jahren. Wir haben neben den Teams im Punktspielbetrieb auch noch zwei Hobbymannschaften, die sehr beliebt sind.
Woran liegt diese Resonanz?
Reiter: Ich bin selber etwas überfragt, warum Volleyball gerade wieder im Kommen ist. Zum einen sind wir in den lokalen Medien positiv vertreten, zum anderen sind wir im Verein sehr bemüht. Ein Beispiel ist die Stadtschulmeisterschaft, die wir am kommenden Samstag zum 23. Mal ausrichten. Dadurch schöpfen wir neue Talente. Es ist erstaunlich, wie engagiert die Schüler dabei sind, obwohl das Turnier an einem Samstag stattfindet. Das zeigt, dass Volleyball nicht unbedingt die letzte Randsportart ist.
Dennoch fällt auf, dass alle sieben Jugendmannschaften des TSV Mädchenteams sind. Woran liegt das?
Reiter: Das ist durchaus ein Problem für uns. Allerdings kein neues. Schon vor 20 Jahren, als ich im Jugendbereich angefangen habe, war es so. Volleyball ist bei Mädchen sehr beliebt, bei Jungs weniger. Die neigen eher dazu, Fußball oder Basketball zu spielen. Wir haben im männlichen Jugendbereich seit eineinhalb Jahren lediglich eine Mannschaft für unbegleitete Flüchtlinge, die regelmäßig aus zehn Teilnehmern besteht.
Wie ist es zu erklären, dass der TSV Neuburg dennoch drei Herrenmannschaften stellen kann?
Reiter: Viele fangen später an. Beliebt wird Volleyball oft erst ab 18 Jahren. Ein gutes Beispiel ist die Situation in Ingolstadt, wo es viele Beachplätze gibt. Die nutzen großteils Leute zwischen 15 und 25 Jahren. Dadurch werden Spieler rekrutiert. Volleyballvereine profitieren von der Popularität des Beachvolleyballs. Beachvolleyball hat eine deutlich höhere Medienpräsenz als Hallenvolleyball. Ist das ein Grund?
Reiter: Ja, das würde ich sagen. Beachvolleyball ist einfach eine trendige Szenesportart, die gefühlt überall verfügbar ist. Das deckt den Hobbybereich sehr gut ab. Manche wollen dann im Winter mehr machen und gehen in die Halle, um ihre Technik zu verbessern. Viele finden dadurch den Einstieg zum Hallen- durch Beachvolleyball.
Interview: Benjamin Sigmund
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Zur Person Christoph Reiter, 32, hat im Alter von elf Jahren angefangen, beim TSV Neuburg Volleyball zu spielen. Mit Mitte 20 wurde er Mannschaftsfüh rer der ersten Herrenmannschaft, die nun als Meister der Bezirksliga den Aufstieg in die Landesliga geschafft hat. Seit vier Jahren arbeitet er intensiv in der Abtei lungsleitung, seit einem Jahr ist er als Ab teilungsleiter tätig.