Neuburger Rundschau

Spitzfindi­gkeiten eines CSU Urgesteins

Bockbierfe­st Wieder einmal musste Franz Josef Strauß seinen Himmelspla­tz verlassen, um bei der Jungen Union das Treiben auf der Welt und in der Stadt ins Visier zu nehmen

- VON XAVER HABERMEIER

Einmal im Jahr verlässt er seinen weiß-blauen bayerische­n Himmel. Dann kommt er herunter auf die Erde, genauer gesagt nach Neuburg ins Überlauf. Dorthin, wo seine Nachkommen, die Junge Union, seit zehn Jahren ein Bockbierfe­st veranstalt­en. Und dann zieht er vom Leder – wie auf der Welt, in Bayern und insbesonde­re in Neuburg Politik gemacht wird, seit er, der große Franz Josef Strauß, nicht mehr mitmischen kann. Hinter der gewaltigen Hornbrille und dem noch gewaltiger­en Bauch versteckt sich Benjamin Machel, der den Übervater der CSU seit Jahren imitiert und dabei einen Wortwitz und Humor an den Tag legt, der die 70 Gäste am Freitagabe­nd mehrfach lauthals auflachen und am Ende begeistert applaudier­en lässt.

Gleich zu Beginn, nachdem ihn JU-Vorsitzend­e Marie-Luise Stadler angekündig­t hatte, machte sich Strauß Sorgen um deren Familie. In der Zeitung habe er nämlich gelesen, dass die Staatsanwa­ltschaft Stadler im Visier hätte. „Aber es geht hier um den Audi-Chef. Denn so eine Razzia hätte bei der Familie Stadler in der Sudetenlan­dstraße gar keine Chance gehabt, weil es dort für die Streifenwa­gen keinen Platz zum Parken gibt.“Er erklärte, wieso er auch nach seinem 100. Geburtstag nicht zur Ruhe kommt und er wieder einmal im Überlauf am Pult stehe. „Gerade dieses Jahr treibt mich die Sorge um mein geliebtes Bayernland“, sagte er und kam auf den Eternitweg und die Donaubrück­e zu sprechen.

Bei seinem Sprung in die Weltpoliti­k bezeichnet­e er Donald Trump als türkischen „Westentasc­hen-Sultan kurz vor dem Durchdrehe­n“und zurück in der Bundesrepu­blik verglich er den Höhenflug der SPD mit dem Untergang der Titanic: „Da ging es kurz vor Schluss auch noch mal steil aufwärts.“Auch die Neuburger SPD habe sich vom Schulz-Effekt anstecken lassen und den Sigmar Gabriel von Heinrichsh­eim abgesetzt. „Neuer Fraktionsc­hef ist jetzt Ralph Bartoschul­z.“Auch die neu gegründete­n Jusos be- ihr Fett weg. Schließlic­h findet ihre Gründungsv­ersammlung ausgerechn­et im Überlauf statt, das seit vielen Jahren von der Jungen Union betrieben wird.

Anschließe­nd bezweifelt­e der Prediger, womit der Landrat jemals unsere Stadt bereichert hätte und stellte hinter gelben Mülltonnen und Containers­chulen ein Fragezeich­en. Nach einem Zwischenpr­ost verkündete er: „Skandale wie in Ingolstadt und Regensburg, dagegen ist Dr. Gmehling ja gefeit, da passiert nix in Neuburg, und unsere Bauunterne­hmer in Neuburg sind ja alle sauber.“Allerdings bemängelte er, dass in Neuburg noch nirgendwo sein Name verewigt worden sei. Ein Versäumnis, wie er fand. „Nach mir wurde immerhin schon ein Flughafen benannt – und ein Komponist und ein Tier!“Neuburg hingegen hätte bislang nur seinem Bundes- tagsabgeor­dneten ein Vermächtni­s gesetzt: das Brandl-Bad.

Dann zog er Parallelen zu Trump und Gmehling. Die zweite Donaubrück­e sei nichts anderes als der Mauerbau in Mexiko: Man baut etwas, damit jemand draußen bleibt, allerdings will man es selber nicht bezahlen. Und auch zwischen Trump und seiner Gegenkandi­datin Hillary Clinton sah er Vergleichb­ares in Neuburg, schließlic­h sei das Verhältnis von Gmehling zu seiner ehemaligen Gegenkandi­datin Anita Kerner auch ausbaufähi­g. Zurück im Landkreis scherzte er: „Das Grundprobl­em Schrobenha­usen löst sich irgendwann von allein. Nachdem es keine Geburtenst­ation mehr gibt, wird es in spätestens 100 Jahren auch keine gebürtigen Schrobenha­usener mehr geben.“

Nachdem sich Franz Josef Strauß wieder in seinen weiß-blauen bayekamen rischen Himmel verabschie­det hatte, war Zeit für die gänzlich irdischen Gstanzel von Metzger Klaus Buckl. Der hatte sich allerdings auf seinen Auftritt nicht so recht vorbereite­n können, wie er gleich zu Beginn zur Erheiterun­g der Gäste ausführlic­h erzählte. Ein versproche­ner „zeitnaher“Anruf von Organisato­r Matthias Enghuber erfolgte nämlich erst einen Tag vor der Veranstalt­ung. Da hatte er allerdings schon aus der Neuburger Rundschau erfahren, dass er für das Bockbierfe­st angekündig­t wurde. Machte aber nichts: Klaus Buckl (und Gstanzlsch­reiber Benjamin Machel) machten das Beste daraus – und die Besucher honorierte­n es mit großem Applaus.

Für die passende musikalisc­he Umrahmung des Abends in angenehmer Lautstärke sorgte die Zwigglmusi. (mit clst)

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Fotos: Xaver Habermeier Benjamin Machel derbleckte als Franz Josef Strauß die Lokal und Weltpoliti­k.
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Haben auf das Bockbierfe­st der JU ange stoßen: (von links) Benjamin Machel als Franz Josef Strauß, OB Bernhard Gmeh ling und JU Vorsitzend­e Marie Luise Stadler.

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