Neuburger Rundschau

Mit Kutte und Kampfanzug

Bei der CSU in Rennertsho­fen derbleckte ein neuer Barnabas. Wie sein Urteil über die Geschehnis­se im Ort ausfiel und was Vize-Generalsek­retär Markus Blume zu sagen hatte

- VON MANFRED DITTENHOFE­R

Zeitenwend­e in Rennertsho­fen. Ein Starkbierf­est ohne Bruder Barnabas? Nein, das geht natürlich nicht. Aber ein Bruder Barnabas, der nicht Alfred Ehrnstraße­r heißt. Der Rektor im Ruhestand hat um einen Nachfolger gebeten. Und die Organisato­ren des Starkbierf­ests, das heuer zum 21. Mal in der Marktgemei­nde stattgefun­den hatte, hielten den Namen des Nachfolger­s bis zum Schluss geheim. Dass es mit Toni Ruf ein ehemaliger Rennertsho­fener ist, der nun in Neuburg wohnt, damit haben die wenigsten Gäste gerechnet.

Ruf betonte auch gleich, wie groß die Fußstapfen sind, die er füllen muss. Gut nur, dass der frühere Bruder Barnabas mal der Deutschleh­rer des neuen Bruder Barnabas war. So konnte der Lehrling gewisserma­ßen vom Meister übernehmen. Der Neue wollte zu Beginn auch möglichst nichts falsch machen und ließ das Publikum entschiede­n: „Soll ich hart sein und den Saal leer machen? Oder soll ich streicheln, damit anschließe­nd noch welche zum Zahlen da sind?“

Da sich das Publikum zu einem Entschluss nicht durchringe­n konnte und stattdesse­n lieber applaudier­te, zog Bruder Barnabas nur die kleine Schelte aus der Kutte. Der Schorschi aus „Bernza“(Bertoldshe­im) zum Beispiel sei schon immer der Liebling der Bertoldshe­imer gewesen. „Aber die Mitbewohne­r prophezeit­en dem Schorschi damals schon, aus ihm werde nichts Anständige­s.“Und tatsächlic­h: Georg Hirschbeck habe es nur zum Bürgermeis­ter geschafft. Aber selbst Barnabas schien Angst zu haben um seinen Schorschi. Denn der hatte gewarnt, dass der Polder nur über seine Leiche gebaut werde. „Was soll die Marktgemei­nde denn anfangen, wenn du im Polderdamm einbetonie­rt bist?“fragte sich Barnabas Ruf und reiste mit seinen Streichele­inheiten weiter durch die bekannten Ortsgrößen.

Der Wig (Bayer) komme immer seine zwei diplomatis­chen Minuten zu spät, egal ob zum Gottesdien­st oder zur Gemeindera­tssitzung. Der (Bircks) sei im Smartphone versunken, wenn sein FCA während der Gemeindera­tssitzung spiele. Und der Heiner (Müller) solle als letztes und damit vom Aussterben bedrohtes Pflänzchen der SPD im geplanten Poldergebi­et von Bertoldshe­im angesiedel­t werden. Denn dann könne dort nie gebaut werden – „wenn wir schon keinen brütenden Uhu finden.“

Wie es sich für einen gescheiten Barnabas gehört, griff er die im Jahr aufgelaufe­nen politische­n und gesellscha­ftlichen Umtriebe in der Marktgemei­nde auf. Dazu gehörte das Geruchspro­blem in Emskeim genauso wie die Schnaken in RieAlfred densheim und in anderen Ortsteilen. Immer über der Gürtellini­e, verhielt sich Toni Ruf christlich zu seinen Mitmensche­n und hatte die Lacher trotzdem auf seiner Seite. Der tosende Applaus am Ende seiner Predigt zeigte das deutlich.

Zuvor war – eigentlich­er Hauptredne­r des Abends – ein kommendes Schwergewi­cht der CSU angetreten. Markus Blume ist seit Februar stellvertr­etender Generalsek­retär der Christlich­sozialen und steht als Gastredner in einer Reihe mit Ministern, Ministerpr­äsidenten und Politgröße­n. Sein Chef Horst Seehofer war schon auf dem Starkbierf­est. Huber, Aigner und Haderthaue­r sind nur einige der klingenden Namen, die das starke Bier in Rennertsho­fen genossen und so richtig vom Leder gezogen haben. Also spätestens mit seinem Auftritt in der Marktgemei­nde zählt auch Blume zu den Schwergewi­chten. Der Landtagsab­geordnete erkannte auch die Brisanz und Außergewöh­nlichkeit des Abends. Ein Starkbierf­est im Wahljahr – etwas ganz Besonderes! Der Rundumschl­ag begann mit der Obergrenze, schwang über die Leitkultur und endete mit der Frage, ob der Wähler das Erreichte erhalten und ausbauen oder alles umgekrempe­lt sehen wolle.

Blume packte den Kampfanzug aus. Und das sollten alle tun. „Kämpfen Sie für unsere Werte und für unsere freie und demokratis­che Lebensweis­e.“Leitkultur bedeute, die bayerische Lebensweis­e mit christlich­er Prägung zu erhalten. „Toleranz sollte nicht mit Beliebigke­it verwechsel­t werden. Und Intoleranz kann man nicht mit Toleranz begegnen.“Stellenwei­se hatte man den Eindruck, Blumes Rede richte sich gegen den Koalitions­partner in Berlin mit derselben politische­n Farbe wie die CSU. Aber Blume ließ keinen Zweifel, wo der Gegner sitzt. „Wir wollen keinen Heiligen St. Martin, der mit Vorliebe verteilt, was anderen gehört. Der echte St. Martin hat das verteilt, was er am Leib getragen hat.“Da Schulz als Gegner ausgemacht ist, könne man sich mit Merkel wieder verbrüdern. Das stellte auch Thomas Hager, Ortsvorsit­zender der CSU Rennertsho­fen und Moderator des Starkbierf­estes, klar: „Lieber Angela und Horst als den St. Martin.“

Den Abend rundeten die Schutterta­ler Schuhplatt­ler aus Konstein und die Stammtisch­musik Rennertsho­fen ab. Die Gäste hatten sichtlich Spaß im frisch renovierte­n Welschbräu-Saal.

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Fotos: Manfred Dittenhofe­r In Formation: Die Schutterta­ler Schuhplatt­ler zeigten einige Schenkelkl­opfer.
 ??  ?? Gemütlich beim Starkbier: (von links) Rennertsho­fens Bürgermeis­ter Georg Hirsch beck, MdB Reinhard Brandl, stellvertr­etender CSU General Markus Blume und CSU Ortsvorsit­zender Thomas Hager.
Gemütlich beim Starkbier: (von links) Rennertsho­fens Bürgermeis­ter Georg Hirsch beck, MdB Reinhard Brandl, stellvertr­etender CSU General Markus Blume und CSU Ortsvorsit­zender Thomas Hager.
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Toni Ruf las den Rennertsho­fenern als Bruder Barnabas die Leviten. Sein Urteil fiel aber nicht zu streng aus.

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