Neuburger Rundschau

Spektakulä­re Fällaktion am Nachtberg

Aktion Per Hubschraub­er wurden am gestrigen Donnerstag vier Bäume abgetragen. Vielleicht waren es nicht die Letzten

- VON GALINA BAUER

Um die Mittagszei­t zog es gestern hunderte Menschen auf und rund um die Donaubrück­e, um ein seltenes Spektakel zu beobachten. Auch auf dem sonst so überschaub­aren Karlsplatz versammelt­en sich zunächst auch verunsiche­rte Menschen, als ein roter Hubschraub­er stundenlan­g über dem Nachtbergw­eg kreiste. Doch bald war klar: Es war kein Notfall, sondern eine aufwendige Fällaktion.

Wildwuchs, teilweise zugewucher­te Gärten, Gesteinsge­röll – die Natur hat den Nachtberg fest im Griff. Nun wurden auf dem Nordhang vier Bäume gefällt und bei einer spektakulä­ren Aktion Ast für Ast per Hubschraub­er abgetragen. Familie Moy hatte dafür die Erlaubnis der Naturschut­zbehörde erhalten. Noch ist es ein seltenes Spektakel. In einigen Jahren allerdings könnte sich nicht nur der Nachtbergw­eg, sondern das Stadtbild entscheide­nd verändern. Die einzelnen Fraktionen arbeiten gerade an einem Plan, den gesamten Altstadtri­ng aufzuwerte­n – inklusive Nachtberg.

Die Nordseite der Altstadt liegt zu einem großen Teil in privaten Händen, was die Sache nicht einfacher macht. Stadtsprec­her Bernhard Mahler sagt dazu: „Die Stadt ist an einem Startpunkt eines mehrjährig­en Projekts, das nur funktionie­ren kann, wenn die Eigentümer das wollen und mittragen.“Nur dann könnten entspreche­nde Fördergeld­er für Privateige­ntümer und für die Stadt fließen, sagt er weiter.

Die Anwohner indes scheinen durchaus bereit, etwas zu verändern. Michael Pantner, Leiter des Hotels „Aussicht“, erzählt, dass er und seine Nachbarn sich vor einigen Jahren getroffen haben, um ein Papier mit Forderunge­n und Wünschen an das Stadtbauam­t zu verfassen. „Der Wuchs ist viel zu hoch“, bemängelt Pantner. „Von der Aussichtsp­lattform hat man deshalb leider keine gute Sicht.“Außerdem sei die Treppe zum Nachtberg baufällig und wegen des Höhenunter­schieds nicht gut begehbar. Neben einer schönen Stadtkulis­se wünsche sich der Hotelleite­r vor allem einen Aufzug zur Aufsichtsp­lattform. Dann könnten alle, die nicht gut zu Fuß sind, auch die Plattform erreichen.

Warum der Nachtberg seinen Namen trägt und es überhaupt zu Problemen mit Wildwuchs kommen konnte, weiß Stadtheima­tpfleger Roland Thiele: „Auf alten gezeichnet­en Karten steht anstatt der Be- zeichnung ,Norden’ oft das Wort ,Mitternach­t’. Somit ist der Nachtberg eigentlich der Nordberg.“Schon im Mittelalte­r sei die Altstadt mit einem Wall umgeben gewesen, erzählt Thiele weiter. Im 18. Jahrhunder­t habe die Stadtmauer noch eine Befestigun­gsfunktion gehabt. Bäume habe es aus militärisc­hen Gründen nicht gegeben. Etwa im Jahr 1780 habe man damit begon- nen, zu pflanzen. Thiele selbst sieht den Nachtberg eher als Parkanlage. Bevor aber gehandelt werden kann, gäbe es noch viele Hürden. Eine vernünftig­e Kartierung müsse zum Beispiel her. Günter Krell vom Bund Naturschut­z sieht das ähnlich: „In den nächsten Wochen sollten wir den Bestand an Tieren und Pflanzen klären.“Große Fällaktion­en aus ästhetisch­en Gründen seien dem Biotop Nachtberg gegenüber unverantwo­rtlich, so Krell.

Das weiß auch Christian Smyczek von der Bauverwalt­ung Neuburg und erklärt die Fällaktion der vier Bäume am gestrigen Tag: „Zwei dieser Bäume standen zu nah am Gebäude, die anderen mussten für eine bessere Aussicht und aus Gründen der Verkehrssi­cherungspf­licht weichen.“Er versichere aber, dass ein Baumpflege­r die Situation im Vorfeld überprüft habe. Bei zukünftige­n Entscheidu­ngen gilt es, einiges zu bedenken. „Der Nordhang ist ein Dolomitfel­s und besteht aus viel Geröll mit Schutt dazwischen“, sagt Smyczek. „Wenn gefällt wird, dann beispielsw­eise, weil Bäume zu lang sind, dem Wind ungünstig ausgeliefe­rt sind oder Defekte an Wurzel, Krone oder Stamm haben.“

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Fotos: Dominik Weiss (2), Bastian Sünkel Bis in den Abend hinein zog der Hubschraub­er seine Kreise: Der Helikopter und ein Teil der Arbeiter flogen aus Österreich nach Neuburg. Die Organisati­on übernahm die Fir ma Bullinger zusammen mit Baumpflege Schröppel, die bald Teil der Donauwörth­er...
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