Eine unerwartete Chance
Das wird spannend heute in Lucca: Die Außenminister der wichtigsten Staaten des Westens suchen beim G 7-Treffen eine gemeinsame Linie im Syrien-Konflikt. Sie wird nicht leicht zu finden sein.
Über Trumps Militärschlag, mit dem der US-Präsident den Giftgasangriff in Syrien beantwortete, besteht keineswegs Einigkeit. Die Zustimmung, die aus Berlin und anderen Hauptstädten Europas signalisiert wurde, war alles andere als überzeugend. Die Bombardierung sei „nachvollziehbar“, sagte Bun- deskanzlerin Merkel. Sie kann also verstehen, dass der US-Präsident so gehandelt hat. Dass sie die Aktion für richtig hält, sagte die Kanzlerin nicht. Außenminister Gabriel hat die militärische Antwort auf Verbrechen in Syrien sogar indirekt als falsch bewertet. Er verlangt zu Recht eine diplomatische Lösung unter Einbeziehung Russlands. Dies, heute in Lucca, mit der USPosition in Einklang zu bringen, erfordert diplomatische Kunst.
Trump konnte mit seinem Militärschlag in der US-Öffentlichkeit punkten – den Konflikt in Syrien hat er einer Lösung aber nicht nähergebracht. Trump hat aus der Hüfte geschossen – wie viele US-Präsidenten vor ihm.
Jetzt geht es darum, eine Strategie zu finden. Die darf nicht heißen: den Konflikt verschärfen, bis der Einsatz von Bodentruppen unvermeidbar wird. Nur Friedensgespräche können einen Ausgleich schaffen und das syrische Drama beenden. Vielleicht bietet sogar ausgerechnet die augenblickliche Eskalation eine Chance dafür.