Und was machst du gerade?
Vor knapp drei Wochen bekam ich (18) die Meldung: „Dein neuer WhatsApp-Status ist da. Mache jetzt ein Bild, um der Welt zu zeigen, was du gerade machst.“Ich hatte gerade vor, den Müll rauszubringen. Daher hatte ich nicht wirklich das Bedürfnis, mein spektakuläres Leben mit meinen Kontakten zu teilen. Aber nur mit bestimmten, denn im Gegensatz zu Snapchat, Facebook, Twitter oder Instagram kann ich jetzt verhindern, dass meine Eltern Livebilder meiner Kneipentour zu sehen bekommen.
Alles funktioniert ganz einfach. Sogar mein Opa hat es geschafft, ein super lustiges Video in seinen Status zu stellen. Wir sind uns alle sicher, dass es ein Versehen war. Und auch sonst sehe ich von Leuten Dinge, die ich einfach nicht wissen will. Meine Tante hat ihrem Sohn jetzt eine Ameisenfarm gekauft und präsentiert stolz ein kleines Terrarium, in dem absolut nichts zu sehen ist. Aber wir müssen ja alle darüber informiert werden. Es interessiert mich auch nicht, dass Chantal (13) jetzt mit Dennis (16) zusammen ist. Genauso wenig, dass sie sich nach drei Tagen wieder getrennt haben. Dennis raucht zu viel. Außerdem hat Chantals Mutter den Kontakt verboten. Zumindest hatte sie das meiner Mutter erzählt – in einem Vieraugengespräch wohlgemerkt. Von diesem gibt es allerdings kein Statusupdate. Genauso wenig wie ich Kneipentouren mache.