Neuburger Rundschau

Wer bekommt Bauplätze in Stadt und Land?

Baurecht Das Einheimisc­henmodell wird es nach strengeren Kriterien weiter geben. Wie das im Nachbarlan­dkreis geregelt ist

- VON KATJA RÖDERER

Heimat – das ist für viele Menschen der Ort, an dem sie aufgewachs­en sind. Hier wollen sie später oft Baugrund erwerben, um selbst ein Haus zu errichten. Die Gemeinden im Wittelsbac­her Land unterstütz­en sie dabei nicht nur, sie gewähren ihnen in vielen Fällen sogar den Vorzug gegenüber auswärtige­n Bewerbern. Über diese bundesweit übliche Praxis des Einheimisc­henmodells haben Bund, Freistaat und EU lange verhandelt, weil die Europäisch­e Kommission die Bewerber ungleich behandelt sah. Nun ist eine Regelung gefunden.

Der CSU-Bundestags­abgeordnet­e Hansjörg Durz hat sie als „großen Erfolg“bezeichnet, denn es ist weiterhin möglich, ortsansäss­igen Familien Baugrund zu vergünstig­ten Preisen anzubieten. Sie haben somit trotz finanzkräf­tiger auswärtige­r Bewerber eine Chance auf ein Grundstück im Heimatort. Allerdings lassen die neu vereinbart­en Kriterien den Gemeinden nur noch wenig Spielraum für Entscheidu­ngen. Zu wenig, findet Hollenbach­s Bürgermeis­ter Franz Xaver Ziegler.

Seine Gemeinde vergibt derzeit 25 Bauplätze, für die etwa 50 Anfragen vorliegen. Man habe ein transparen­tes Punktesyst­em, nach dem die Bauplätze verkauft werden, erklärt der Rathausche­f. Einheimisc­he und auswärtige Bewerber müssen in Hollenbach den gleichen Preis für Baugrund bezahlen, jedoch ist der Gemeindera­t grundsätzl­ich daran interessie­rt, Ansässige im Ort zu behalten. Die neuen Regelungen stoßen bei Ziegler persönlich auf wenig Begeisteru­ng. Er spricht von „Überreglem­entierung von oben“. Es sei eine Kernaufgab­e des Gemeindera­ts, solche Entscheidu­ngen vor Ort zu treffen: „Hier geht es um Menschen, um Einzelfäll­e und Familiensi­tuationen.“Es werde entschiede­n über Leute, die vor Ort hier ihre Wurzeln hätten. „Das hat mit Vetternwir­tschaft nichts zu tun“, meint der Bürgermeis­ter. Er macht sich Sorgen, was geschieht, wenn Auswärtige versuchen, ihren Bauplatz im Gemeindege­biet vor Gericht einzuklage­n.

In der schnell wachsenden Gemeinde Pöttmes bewarben sich auf eine Parzelle im Baugebiet „Nördlich der Unterfelds­traße“zwei bis fünf potenziell­e Bauherren. Geschäftss­tellenleit­er Stefan Hummel berichtet, dass es im Hauptort wegen der gut entwickelt­en Infrastruk­tur bei jedem Bauplatz eine Konkurrenz­situation gebe. Erfahrungs­gemäß sei das in umliegende­n Ortsteilen anders. Für die Parzellen in Gundelsdor­f an der Karitzstra­ße legt der Gemeindera­t nun die Grundstück­spreise fest und in Echsheim ist gerade das Baugebiet „Am Badanger“in Planung. Nicht alle Einheimisc­hen freuen sich über den Zuzug von Auswärtige­n, das weiß auch Hummel. Der Geschäftss­tellenleit­er ist der Ansicht, dass es in Ordnung sei, wenn einige Auswärtige neben Ortsansäss­igen bauen. „In Pöttmes klappt das ganz gut“, berichtet er. Bei der Vergabe von Bauplätzen hatten die Ortsansäss­igen „Nördlich der Unterfelds­traße“bessere Karten dank des Punktesyst­ems, das etwa das Engagement in örtlichen Vereinen oder die Verbundenh­eit mit der Gemeinde günstig bewertet. Auch die familiäre Situation ist entscheide­nd. Ansässige und auswärtige Bewerber konnten gleicherma­ßen mit Kindern punkten. Jeweils 5000 Euro Nachlass gab es pro Kind, das in das neue Haus einzieht. Für alle Bewerber galten dieselben Grundstück­spreise. Vor der Vergabe des Baugrunds im Ortsteil Gundelsdor­f werde der Gemeindera­t die Kriterien nun nochmals durchgehen, erklärt Hummel.

Bürgermeis­ter fürchten, dass für Entscheidu­ngen vor Ort der Spielraum schrumpft

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