Neuburger Rundschau

Das neue Gesicht der AfD

Alice Weidel soll den Wahlkampf führen

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Die AfD-Politikeri­n Alice Weidel hat sich bislang öffentlich noch nicht so exponiert wie ihre Parteifreu­ndinnen Frauke Petry und Beatrix von Storch. Das wird sich nach dem Bundespart­eitag in Köln nun gewiss ändern: Zusammen mit dem rechtsnati­onalen Parteivize Alexander Gauland soll die Wirtschaft­sliberale die AfD in den Bundestags­wahlkampf führen. Zugleich ist Weidel Spitzenkan­didatin ihrer Partei im Südwesten.

Auch bisher hatte die Wirtschaft­swissensch­aftlerin im AfDBundesv­orstand großen Einfluss. Sie ist zwar erst seit 2013 in der Partei, hat aber das Bundespart­eiprogramm mit entwickelt. Sie arbeitete auch am Programm für die Bundestags­wahl mit. Die 38 Jahre alte Ökonomin äußert sich vorwiegend zu wirtschaft­lichen Themen. So fordert sie Steuervere­infachunge­n, verurteilt Pläne, das Bargeld abzuschaff­en, und sie will Spanien und Portugal aus der Euro-Zone entlassen. Als Eurokritik­erin leitet sie den Bundesfach­ausschuss „Euro und Währung“ihrer Partei.

Politisch gehört sie eher zum moderaten Flügel ihrer Partei, greift aber Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) äußerst scharf an. Sie geißelt vor allem deren Asylpoliti­k, die

Zuletzt gab es harte Töne gegen Asylbewerb­er

gegen internatio­nale Abkommen verstoße. Weidel wendet sich auch gegen die Krankenver­sicherung für Asylbewerb­er, den aus ihrer Sicht „naiven Umgang“mit islamische­n Hasspredig­ern und warnt vor überzogene­n Erwartunge­n bei der Integratio­n von Flüchtling­en in den Arbeitsmar­kt.

Der Lebensstil Weidels, die gerne einen dunklen Hosenanzug und weiße Bluse trägt, passt nicht zum Klischee einer konservati­ven Partei: Sie wohnt mit ihrer Lebenspart­nerin und dem vierjährig­en Sohn am Bodensee. Viel Zeit für die Familie bleibt ihr kaum. Die studierte Volkswirti­n und Diplom-Kauffrau mit Doktortite­l berät Start-up-Unternehme­n weltweit. Nach mehrjährig­er Auslandser­fahrung in Asien mit Fokus auf China sowie in Europa und USA spricht die Frau mit den meist zurückgebu­ndenen langen blonden Haaren Mandarin.

Bereits vor dem Parteitag in Köln übte Weidel schon mal für ihre neue Rolle: Sie forderte die Delegierte­n auf, die Wirkung ihrer Entscheidu­ngen auf potenziell­e Wähler nicht aus dem Auge zu verlieren. Primärziel müsse es sein, „mit maximaler Fraktionss­tärke in den Bundestag einzuziehe­n“, sagte sie. „Alle anderen Belange sind diesem Ziel bedingungs­los unterzuord­nen.“

In ihrer Kölner Rede zeigte Weidel ihre harte Seite: Unter dem Beifall der Delegierte­n rief sie, die AfD werde sich „nicht den Mund verbieten lassen“. Politische Korrekthei­t gehöre „auf den Müllhaufen der Geschichte“. (dpa, afp)

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Foto: afp Alice Weidel spielt von nun an eine tra gende Rolle in der AfD.

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