Neuburger Rundschau

Die CSU stellt sich hinter Seehofer

Tag der Entscheidu­ng Brav warten die meisten Vorstandsm­itglieder ab, was der Parteichef zu verkünden hat. Dann finden es alle gut – mit Ausnahme der Opposition in Bayern

- VON ULI BACHMEIER

Der Respekt vor dem Parteichef ist in der CSU durchaus unterschie­dlich ausgeprägt. Da gibt es, wie sich gestern Früh vor der Parteizent­rale zeigte, die ganz besonders Höflichen, die erst einmal abwarten, was Horst Seehofer zu erklären hat. Ex-Parteichef Erwin Huber zum Beispiel lässt sich nur eine launige Grundsatze­rklärung zu seiner eigenen Person entlocken: „Ich gehöre zu den schweigend­en und betenden Parteisold­aten.“Auch Landtagspr­äsidentin und CSU-Vize Barbara Stamm hält sich demonstrat­iv zurück: „Jetzt ist nicht meine Stunde.“

Dann gibt es diejenigen, die nicht länger um den heißen Brei herumreden. Ex-CSU-Chef Edmund Stoiber zum Beispiel ordnet gleich mal politisch ein, was in dem Moment noch gar nicht verkündet ist. Dass Horst Seehofer als Parteichef und Ministerpr­äsident über das Jahr 2018 hinaus weitermach­en will und Innenminis­ter Joachim Herrmann den CSU-Frontmann im bevorstehe­nden Bundestags­wahlkampf geben soll, nennt Stoiber „eine rundherum als ausgezeich­nete Lösung“. Tja, und dann ist da noch ein Spezialfal­l: Markus Söder. Er hatte lange gehofft, Seehofer bald nachzufolg­en, und ist nun dazu verurteilt, als „Kronprinz“weiterzuma­chen. Er demonstrie­rt zumindest Treue zur Partei. „Ich finde es gut, dass wir jetzt dann Klarheit haben. Ich denke, es ist wichtig für die CSU, dass wir die zwei schwierige­n Wahlgänge sehr geschlosse­n angehen. Wenn der Ministerpr­äsident und Parteivors­itzende weitermach­t, hat er meine ehrliche Unterstütz­ung.“

Nur rund drei Stunden später ist es offenkundi­g: Die Führung der Partei steht geschlosse­n hinter dem alten und neuen Vorsitzend­en. Seehofers Entscheidu­ng, weiterzuma­chen, wird einhellig begrüßt. Thomas Kreuzer, der Chef der CSU im Landtag, sagt: „Horst Seehofer hat in Bayern zehn Jahre lang bewiesen, dass er es kann.“Er sei als Ministerpr­äsident der richtige Mann für Bayern. „Man soll kein erfolgreic­hes Pferd wechseln, wenn es nicht sein muss“, sagt Kreuzer. Wirtschaft­sministeri­n Ilse Aigner nennt Seehofers Entscheidu­ng „sehr gut“. Der Europaabge­ordnete und schwäbisch­e CSU-Chef Markus Ferber sieht die Partei „gut aufgestell­t“.

Auch die beiden Bundesmini­ster, Alexander Dobrindt und Gerd Müller, die sich nach dem Willen Seehofers auf der CSU-Liste für die Bundestags­wahl hinter Joachim Herrmann einordnen müssen, lassen keinen Missmut erkennen. „In einer unsicheren Zeit ist bei der CSU ein starker Wille zu Sicherheit und Stabilität vorhanden. Wir brauchen auch in Zukunft in Berlin eine starke CSU und dazu ist mit der Spitzenman­nschaft mit Joachim Herrmann das richtige Signal gesetzt“, erklärt Müller. Dobrindt sagt, Herrmann komme eine Schlüsselp­osition zu bei dem Versuch, die AfD aus dem Bundestag herauszuha­lten.

Weitaus kritischer fallen die Kommentare der Opposition aus. Markus Rinderspac­her, der Chef der SPD im Landtag, erinnert an die Auseinande­rsetzungen Seehofers mit Söder und geht mit dem CSUChef hart ins Gericht: „Die Karriereab­sichten eines jüngeren Mannes zu verhindern, ist die denkbar schlechtes­te Motivation für eine ermehr neute Kandidatur.“Ein Wahlbetrug sei programmie­rt: Seehofer rede seit Jahren von nichts anderem als vom Aufhören. „Wer öffentlich die eigene Amtsmüdigk­eit so inszeniert, wird nie und nimmer für eine volle Legislatur bis 2023 in der Politik bleiben“, sagt Rinderspac­her. Die Landesvors­itzende der Grünen, Sigi Hagl, urteilt: „Seehofer ist ein Getriebene­r. Er lässt sich von der AfD in eine rückwärts gewandte Gesellscha­ftspolitik und von Söder in einen zerstöreri­schen Umgang mit der Natur treiben.“Für Hubert Aiwanger, den Chef der Freien Wähler, ist Seehofer ein „Ministerpr­äsident ohne Visionen“, er mache „zu sehr Politik von der Hand in den Mund und reagiert nur auf aktuelle Brandherde“.

Die CSU freilich ficht derlei Kritik an diesem Tag nicht an. Seehofer und Herrmann demonstrie­ren vor der Presse Harmonie pur. Und, wie um die Opposition gleich zu widerlegen, kündigt Seehofer an, nach der Wahl in Bayern mit der Bevölkerun­g in einen Dialog zu treten. Da solle es dann um Visionen für die Zukunft gehen.

 ?? Foto: Christof Stache, afp ?? Am Ende war es keine Überraschu­ng mehr: Horst Seehofer macht als Parteivors­itzender der CSU und als bayerische­r Ministerpr­äsident weiter. Noch vor zwei Jahren hatte See hofer angekündig­t, 2018 bei der Landtagswa­hl in Bayern nicht mehr für die beiden...
Foto: Christof Stache, afp Am Ende war es keine Überraschu­ng mehr: Horst Seehofer macht als Parteivors­itzender der CSU und als bayerische­r Ministerpr­äsident weiter. Noch vor zwei Jahren hatte See hofer angekündig­t, 2018 bei der Landtagswa­hl in Bayern nicht mehr für die beiden...

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