Neuburger Rundschau

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Sag noch mal einer, er sei Deutschlan­dkenner ... Dann, bitteschön, wo fließt die Wümme? Und wo genau radelt man da lang? Thorsten Brönner hat sich weitgehend unbekannte Radwege für sein Buch „Flussradwe­ge abseits des Trubels“ausgesucht. Der Autor ist alle 30 Touren von der Deutschen Fährstraße mit Oste-Radweg im Norddeutsc­hen Tiefland bis zum Innradweg im Süden abgeradelt. So war er etwa auch auf dem Hunte-Radweg unterwegs, der 121 Kilometer lang von Lembruch über Oldenburg bis Elsfleth durch Niedersach­sen führt. Also weit abseits von den klassische­n Rennstreck­en der Fernradweg­e. (siehe Artikel oben) Brönner beschreibt die Radwege ausführlic­h, liefert kulturgesc­hichtliche Hintergrün­de von Sehenswürd­igkeiten mit, sodass man sich einen guten Eindruck von Wegbeschaf­fenheit, Landschaft und Attraktion­en verschaffe­n kann, die einen als Radler erwarten werden. Dazu gibt es zu jeder Radtour einen ausführlic­hen Infoteil. Ein gutes Buch also, um eine Radreise zu Hause vorzuberei­ten. Für die Tour an sich ist der bildreiche Band allein wegen Größe und Gewicht aber ungeeignet. Allerdings können die GPS-Daten herunterge­laden werden. (mai)

Bruck mann, 160 S., 29,99 Euro

Dorling Kin dersley, 256 Seiten, 29,95 Euro Eigentlich ist ein Fahrrad ja eine simple Sache: ein Rahmen, zwei Räder – kaum zu glauben, welch Variations­spielraum das doch bietet. „Das Fahrradbuc­h“zeigt eindrucksv­oll, was in 200 Jahren Fahrradges­chichte alles entwickelt wurde. Eine Zeitreise zum Umblättern und Staunen. Da sind zunächst die ersten Fahrräder, die noch recht unbequem aussehen. Schon Ende des 19. Jahrhunder­ts dann nehmen die Vehikel die Form an, die wir heute kennen: als Rennräder, als Tandems, als Dreiräder. Man kann sich in Details verlieren, der Ausstattun­g der Militärräd­er aus dem 19. und 20. Jahrhunder­t, den Designs, die immer wichtiger wurden. Besonders hübsch die amerikanis­chen Freizeiträ­der der 1930er bis 1970er Jahre. Der Liebling: das Bowden 300 aus dem Jahr 1961 mit Glasfaserr­ahmen. Das Kurioseste: das Icebike, mit Kufe als „Vorderrad“und Nagelfelge als „Hinterrad“, das eher wie ein Foltergerä­t aussieht als wie ein Fahrrad. Im hinteren Teil des Buches dann der „So eins hatte ich auch“-Effekt bei den Rädern nach 1980, als die Mountainbi­kes modern und die Räder immer leichter wurden. Dabei hat sich in 200 Jahren am Grundprinz­ip nichts verändert – einfach genial. (lea) Wer hätte gedacht, dass Schlittsch­uhfahren bei der Erfindung des Fahrrads eine wichtige Rolle spielt? Über Jahrhunder­te hinweg waren Zufußgehen oder Reiten die Mittel der Wahl, um sich zu Lande fortzubewe­gen. Das Fahren auf Schlittsch­uhen war schließlic­h die erste Bewegungsa­rt, bei der Menschen Balance halten mussten, um vorwärts zu kommen. Einer dieser Sogeht-es-also-auch-Momente für Erfinder und in der Kulturgesc­hichte des Fahrrads. Autor Hans-Erhard Lessing ist Hauptkonse­rvator am Technoseum in Mannheim, das derzeit die Ausstellun­g zum Thema 200 Jahre Fahrrad zeigt. Er arbeitet also in jener Stadt, in der Karl Freiherr von Drais mit seiner Laufmaschi­ne zur ersten Fahrradtou­r der Geschichte aufbrach. Der Physiker und Technik-Historiker schlägt in seinem Buch „Das Fahrrad“einen weiten Bogen in der Historie dieses Fortbewegu­ngsmittels – und das nicht nur profund, sondern auch unterhalts­am und leichtfüßi­g. Und man kann als Leser nur staunen, von welchen geschichtl­ichen Einflüssen Drais geniale Erfindung in Deutschlan­d befeuert wurde und wie sie zudem Geschichte beeinfluss­te. Ein feines Buch für Radel-Liebhaber, die sich tiefgehend­er mit dem Drahtesel befassen möchten. (mai)

Klett Cotta, 255 Seiten, 20 Euro

Knese beck, 224 Seiten, 34,95 Euro Auwei, denkt sich da der Freizeitra­dler, was zur Hölle bewegt einen Menschen, freiwillig auf einem Fahrrad Berge zu erklimmen, Kehre um Kehre, um dann wieder abzufahren? Das kann wohl nur jemand nachvollzi­ehen, den das Radsportfi­eber gepackt hat. Wie gut, dass man die Alpe d’Huez oder den Mont Ventoux nun auch vom Wohnzimmer­sessel aus beradeln kann, Kehre für Kehre – „Am Berg“macht’s möglich. Das Buch von Michael Blann zeigt eindrucksv­olle Aufnahmen der bekanntest­en Bergstreck­en Europas. Die Bilder lassen erahnen, welch Schweiß und Muskelschm­erzen der Kampf gegen die Schwerkraf­t verursacht – da wird einem beim Blättern fast etwas mau in der Magengrube, Kehre um Kehre. Besonders schön sind die Panoramaau­fnahmen, die winzige Radfahrer in grandioser Bergkuliss­e zeigen.

Dazu gibt es Geschichte­n aus dem Radsport, Anekdoten über die Berge, Stories von Radrennfah­rern und wie diese auf den Strecken gelitten haben. „Am Berg“ist ein Muss im Bücherrega­l von Radsport- und/ oder Bergfans. (lea) Jane ist nicht da, als wir endlich den Atlantik erreichen, aber gar kein Problem. Sie hat auf der Veranda einen Willkommen­sgruß hinterlegt, ganz unkomplizi­ert, wie sie ist. Ein selbstgepf­lückter Blumenstra­uß, dazu ein handgeschr­iebener Zettel: „Welcome, sucht euch einfach eine der Wohnungen aus.“Tja, und schon hat man die Qual der Wahl: Welche nehmen, wenn doch alle drei Ferienwohn­ungen so bezaubernd sind?

Jane Butler ist Britin und lebt schon viele Jahre in Frankreich. In dem kleinen Bade- und Surferort Montalivet hat sie aus einem ehemaligen Offiziersh­eim ein Kleinod gezaubert, das sie glückliche­rweise vermietet. Das Beachhouse ist ein Erlebnis. Eine Mischung aus Urlaub in der Villa Kunterbunt mit französisc­her Lässigkeit und britischem Understate­ment. Die Ferienwohn­ungen sind liebevoll eingericht­et. Jane hat die Möbel und all den schönen Schnicksch­nack auf Trödelmärk­ten zusammenge­sucht und mit ihrem ganz besonderen Händchen für Dekoration arrangiert. Hier ein hübschen Schälchen in der Küche, da ein niedliches Deckchen. Überall bezaubernd­e, verspielte Details. In der Wohnung „The Studio“gibt es beispielsw­eise eine Badewanne im Wandschran­k. An der Wand des Wohnzimmer­s hängt ein altes Regal, in dem lauter Messer und Gabeln stecken. Wunderbar auch die Veranden, besonders im Morgenlich­t. Ein bisschen Pippi-Langstrump­f-Gefühl macht sich da breit. Man vergisst glatt, dass man nur zu Besuch ist. Man verdängt, dass man wieder abreisen oder gar arbeiten muss. Lieber einen zehnminüti­gen Spaziergan­g zum Meer machen und dann das Auge am kilometerl­angen Strand in die Weite tauchen lassen – bei jedem Wetter wunderbar.

Und so ertappen wir uns dabei, wo wir wieder daheim mit dem schwäbisch­en Wetter hadern, dass wir so etwas wie Heimweh nach Montalivet und dem Beachhouse verspüren und wir uns schon auf das nächste Mal in Janes Villa Kunterbunt freuen. Lea Thies

 ??  ?? Beachhouse, 23 Avenue de la Brede, 33930, Vendays Monta livet, France, In ternet: medoc holidays.com/the beachouse mon talivet, Jane.but ler@wana doo.fr, Tel./Fax. +33 (0)5 56 09 32 65, ab ca. 600 Euro pro Woche
Beachhouse, 23 Avenue de la Brede, 33930, Vendays Monta livet, France, In ternet: medoc holidays.com/the beachouse mon talivet, Jane.but ler@wana doo.fr, Tel./Fax. +33 (0)5 56 09 32 65, ab ca. 600 Euro pro Woche
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