Neuburger Rundschau

Er ist Patron von Venedig und allen Bauhandwer­kern

Serie Der heutige Markustag ist aber vor allem für die Bauern wichtig. Er ist ein sogenannte­r Lostag, an dessen Wetter die Erträge des Jahres prognostiz­iert werden. Was die praktische Regel sagt

- VON DR. MANFRED VEIT

Die Apostelges­chichte der Bibel berichtet an mehreren Stellen über einen Markus, ebenso die Kirchenvät­er.

Danach war Markus ein Christ mit jüdischen Wurzeln, ein Vetter des Barnabas und Sohn einer Maria, in deren Haus sich die christlich­e Urgemeinde von Jerusalem traf. In diesem Haus soll auch das letzte Abendmahl stattgefun­den haben.

Markus wäre der junge Mann gewesen, der bei der Gefangenna­hme Jesu von einem römischen Soldaten am Gewand ergriffen worden war, die Kleidung abgestreif­t und nackt die Flucht ergriffen hatte. Später begleitete er Paulus auf dessen erster Missionsre­ise zusammen mit seinem Vetter Barnabas. Markus hielt es

Namenspatr­one

aber nicht lange aus und kehrte wieder um. Das ärgerte Paulus derart, dass er Markus nie wieder bei sich haben wollte. Das Verhältnis zwischen Paulus und Markus wurde erst wieder besser, als Paulus in Rom im Gefängnis saß und Markus sich um ihn kümmerte. In der römischen Zeit baute Markus ein ganz enges Vertrauens­verhältnis zu Petrus auf, der ihn sogar als „Sohn“bezeichnet­e.

Das anonym verfasste Evangelium wird Markus nach kirchliche­r Überliefer­ung zugeschrie­ben. Er soll dafür mündlich überliefer­te Geschichte­n über Jesus gesammelt und diese chronologi­sch und sachlich zusammenge­stellt haben.

Nach seiner „Schriftste­llerei“ging Markus wohl nach Alexandria in Ägypten, denn die Kopten nennen ihn als den Begründer ihrer Gemeinde und ihren ersten Patriarned­ig. chen. Am 25. Mai 68 soll er dort den Märtyrerto­d erlitten haben. Daneben reklamiert ihn auch die Stadt Aquileja als ihren ersten Bischof.

Seine Gebeine wurden von venezianis­chen Kaufleuten 828 in Alexandria geraubt und unter gepökeltem Schweinefl­eisch versteckt nach Venedig gebracht. Dafür erbaute der dortige Doge eine Kirche, die, niedergebr­annt, 1094 als MarkusDom wiedererst­anden war. Zur 1900-Jahrfeier der koptischen Kirche 1968 leistete Venedig eine kleine Wiedergutm­achung und gab einen Teil der Reliquien zurück nach Ägypten, wo sie nun in der Markus-Kathedrale in Kairo verehrt werden.

Der geflügelte Markus-Löwe ist noch heute das Wappentier von Ve- Das Symbol des heiligen Markus geht auf Visionen des Propheten Ezechiel und von Johannes in der Offenbarun­g zurück und wurde von Hieronymus im 4. Jahrhunder­t dem Evangelist­en zugeordnet, weil dessen Evangelium mit einem Ruf in der Wüste beginnt. Der Löwe ist das Symbol für die Wüste.

Der Markustag ist für die Bauern ein Lostag, an dessen Wetter die Erträge des Jahres prognostiz­iert werden. Eine praktische Regel sagt: Leg erst nach Markus Bohnen, er wird’s dir lohnen.

Er ist auch Patron der Insel Reichenau

Markus ist der Patron von Venedig, aber auch der Insel Reichenau, wo sich seit 830 Reliquien von ihm befinden. Auch für alle Bauhandwer­ker ist er Patron, weil beim Bau des Markus-Doms ein Handwerker vom Gerüst fiel und nicht zu Schaden kam. Neuburger Rundschau Stadtredak­tion Bastian Sünkel: 08431/6776 59 Gloria Geißler: 08431/6776 58 Marcel Rother: 08431/6776 53 E Mail: redaktion@neuburger rundschau.de

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Foto: Manfred Veit Der geflügelte Markus Löwe ist noch heute das Wappentier von Venedig.

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