Neuburger Rundschau

Lahm und den Bayern bleibt nur noch die Meistersch­aft

DFB Pokal Die Schwarz-Gelben bescheren dem FC Bayern eine weitere große Saison-Enttäuschu­ng. Nach dem K. o. in der Champions League bleibt den Münchnern nun nur noch die Meistersch­aft

- Foto: Witters

Vor gut einer Woche hatten die Bayern noch hoffen dürfen, diese Saison mit dem Triple zu krönen: die Titel in Champions League, DFB-Pokal und Meistersch­aft. Nach dem bitteren Ausscheide­n in Madrid setzte es nun gestern Abend den zweiten Dämpfer: Der FC Bayern verlor im Pokal-Halbfinale zu Hause gegen Dortmund. Nach einer zwischenze­itlichen 2:1-Führung gaben die Münchner das Spiel innerhalb von nur fünf Minuten aus der Hand und verloren letztlich 2:3. Tragische Figur: Philipp Lahm – er machte einen entscheide­nden Fehler und spielte damit gestern das letzte Pokalspiel seiner Karriere. Dem FC Bayern bleibt nun nur noch die Meistersch­aft. Dortmund steht damit zum vierten Mal in Folge im Pokalfinal­e. Die Borussen feierten ausgelasse­n. Alles Weitere im

Klar, ein Halbfinale im DFB-Pokal ist auch für den FC Bayern ein wichtiges Spiel. In diesem Jahr war es aber noch ein bisschen mehr als sonst. Das vergleichs­weise frühe Aus in der Champions League gegen Real Madrid hat Spuren hinterlass­en im Selbstvers­tändnis der Münchner. Das Prädikat „sehr gut“war diese Saison schon lose geworden. Eine „gute“hätte es noch werden können, wie Bayern-Trainer Carlo Ancelotti Anfang der Woche befand. Was es dazu gebraucht hätte: den DFB-Pokal. Aber selbst daraus wird nichts. 2:3 verlor seine Mannschaft gestern Abend gegen Dortmund. Damit steht die Borussia im Pokalfinal­e und trifft am 27. Mai im Berliner Olympiasta­dion auf Eintracht Frankfurt. „3:2 in München gewonnen – das ist Wahnsinn!“, triumphier­te Dortmunds Trainer Thomas Tuchel.

Bis es aber so weit war, hatten die Gäste ein hartes Stück Arbeit zu verrichten. Die Bayern dominierte­n wie gewohnt, offenbarte­n aber eher ungewohnte Mängel im Passspiel. Den Dortmunder­n kam das entgegen. Sie hatten aus der 1:4-Klatsche vor zweieinhal­b Wochen gelernt und lauerten auf Höhe der Mittellini­e mit Marco Reus und dem pfeilschne­llen Pierre-Emerick Aubameyang auf Konter.

Für den ersten Treffer des Spiels benötigte der BVB aber die gütige Mithilfe von Javier Martínez. Dessen Rückpass geriet zur Steilvorla­ge für den heranstürm­enden Raphael Guerreiro. Sein Schuss prallte vom Pfosten vor die Füße Reus’, der wenig Mühe hatte zum 1:0 zu vollstreck­en (19.).

Dieser Treffer allerdings hatte eine ganz gegenteili­ge Wirkung, wie sie sich BVB-Trainer Thomas Tuchel wahrschein­lich erhofft und sein Gegenüber Ancelotti vielleicht befürchtet hatte: die Bayern knickten nicht ein. Es schien vielmehr, als hätten sie diesen Weckruf benötigt, um den Ernst der Lage zu erkennen. Selbst Edeltechni­ker Thiago grätschte sich jetzt quer durchs Mittelfeld. Auf der anderen Seite warfen sich die Dortmunder zwar auf- opferungsv­oll jedem Ball und Gegner entgegen, der dem eigenen Tor nahe kam. Das aber ging nicht lange gut. Martínez persönlich machte seinen Fehler wieder gut und traf nach einer Ecke per Kopfball zum 1:1 (28.).

Jetzt war es der Pokalfight, den sich jeder der 75 000 im Stadion und Millionen vor dem Fernseher erhofft hatten. Die Emotionen kochten diverse Male hoch, jede Entscheidu­ng von Schiedsric­hter Manuel Gräfe wurde leidenscha­ftlich ausdiskuti­ert. Dann machten die Bayern Ernst. Lewandowsk­i wurde in letzter Sekunde abgeblockt (32.), Martínez köpfte an den Pfosten (38.). Dortmunds Abwehr blieb kaum noch Luft zum Atmen. Als der giftige Ribéry kurz vor der Pause über links in den Strafraum dribbelte und flach ins Zentrum passte, fand sich kein BVB-Bein mehr, das Mats Hummels hätte stören können. Der Ex-Dortmunder schob überlegt zum 2:1 (41.) ein. Aubameyang auf der einen, Robben auf der anderen Seite – die zweite Hälfte begann mit spektakulä­ren Gelegenhei­ten für die beiden Stürmer-Stars.

Die Überlegenh­eit der Bayern aus der ersten Hälfte aber war dahin. Tuchel hatte mit Erik Durm das defensive Mittelfeld verstärkt, was sich sofort bemerkbar machte. Logische Konsequenz: der Ausgleich. Aubameyang traf nach feiner Vorarbeit von Dembélé (69.). Einer der wenigen Fehler von Philipp Lahm in der Vorwärtsbe­wegung war Ausgangspu­nkt des 2:3 (74.). Der Bayern-Kapitän ließ sich von Reus den Ball abjagen. Am anderen Ende des Konters stand Dembélé, das Spiel war komplett gekippt. Ancelotti brachte mit Thomas Müller und Douglas Costa frisches Personal für die Offensive. Die beste Chance zum Ausgleich hatte aber der umtriebige Robben, der freistehen­d an Roman Bürki scheiterte (86.). Trotzdem: die Bayern fanden kein Mittel mehr gegen die BVB-Abwehr.

Sinnbild war ein völlig verunglück­ter Freistoßtr­ick von Thiago, der irgendwo im Seitenaus landete. „Wir hatten genug Chancen, den Sack früh zuzumachen“, haderte David Alaba. Von den drei erhofften Titeln bleibt den Münchnern damit nur noch einer: die Meistersch­aft. Die Saison war damit aus Sicht der Bayern eher durchschni­ttlich.

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 ?? Foto: Huebner ?? Freudenfei­er an der Seitenlini­e: Trainer Thomas Tuchel (hinten), Weigl, Aubameyang, Betreuer und Ersatzspie­ler feiern den Siegtorsch­ützen Dembélé.
Foto: Huebner Freudenfei­er an der Seitenlini­e: Trainer Thomas Tuchel (hinten), Weigl, Aubameyang, Betreuer und Ersatzspie­ler feiern den Siegtorsch­ützen Dembélé.

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