Je weniger Pharmahersteller, desto schlechter
Wir schreiben das Jahr 2017 – und verfügen über eins der besten Gesundheitssysteme der Welt. Trotzdem müssen in OPZentren in ganz Deutschland wohl in den nächsten Wochen hunderte Operationen an Knien, Händen, Schultern oder Nasen verschoben werden, weil das wichtigste, das verträglichste Narkosemittel für ambulante Eingriffe nicht mehr lieferbar ist. Das ist ein Skandal.
Dieser Engpass an Produkten mit dem Wirkstoff Remifentanil ist Symptom eines viel größeren Problems. Der Pharmamarkt konzentriert sich im Zuge der Globalisierung auf immer weniger große Unternehmen. Im Fall des Narkosemittels mit Remifentanil gibt es nur noch gut eine Handvoll Hersteller, die alle den Wirkstoff von denselben wenigen Lieferanten aus Asien beziehen. Fallen die aus irgendwelchen Gründen aus, bricht das ganze Geschäft zusammen.
Der Apotheker des Augsburger Klinikums hat derzeit zehn Mittel auf seiner Liste stehen, die nicht zu bekommen sind: Krebsmedikamente, Antibiotika oder eben das Narkosemittel. Diesen Notstand werden die Patienten künftig immer häufiger erleben.