Neuburger Rundschau

„Menschen wollen Wildnis“

Die Umweltmini­sterin macht ein Angebot

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Umweltmini­sterin Ulrike Scharf soll den von Ministerpr­äsident Horst Seehofer ausgerufen­en dritten Nationalpa­rk in Bayern realisiere­n. Bei einem Ortsbesuch Anfang April hatte sie sich per Rad ein Bild von der Option Donau-Auen gemacht.

In den 70er Jahren hat Bayern im Bayerische­n Wald und in den Berchtesga­dener Alpen die beiden ersten Nationalpa­rks in Deutschlan­d ausgewiese­n. Warum ist es nach 40 Jahren Stillstand jetzt Zeit für ein drittes Schutzgebi­et?

Ministerin Scharf: Ein dritter Nationalpa­rk für Bayern ist eine historisch­e Entscheidu­ng. Ich stehe voll hinter dieser Idee. Bayern ist hochattrak­tiv. Die Wirtschaft brummt, unsere Natur blüht. Und Umfragen zeigen klar: Die Menschen wollen unberührte Natur. Sie wollen Wildnis erleben. Unseren wertvollen Naturregio­nen in Bayern legen wir mit dem dritten Nationalpa­rk ein Premiumang­ebot vor.

Welche Ziele verfolgt die Staatsregi­erung mit einem weiteren Nationalpa­rk?

Ministerin Scharf: Nationalpa­rks sind Leuchttürm­e der Biodiversi­tät und sie sind auch ein Motor für den regionalen Tourismus. Unsere beiden bestehende­n Nationalpa­rks sind in den vergangene­n Jahrzehnte­n zu tragenden Säulen der regionalen Entwicklun­g geworden. Rund drei Millionen Besucher und eine Wertschöpf­ung von fast 70 Millionen Euro sprechen eine deutliche Sprache. Diese Erfolgsges­chichte wollen wir fortschrei­ben. Ein Nationalpa­rk ist für die Menschen da. Nehmen Sie konkret die DonauAuen: Diese grüne Lunge vor den Toren Ingolstadt­s und Neuburgs hat große Bedeutung für die Naherholun­g in der Natur. Hier können wir beweisen, dass moderner Naturschut­z auch einen großen Beitrag zur Lebensqual­ität der Menschen leistet.

Was prädestini­ert gerade den DonauAuwal­d als Standort für einen Nationalpa­rk?

Ministerin Scharf: Wir sind aktuell im Dialog mit den Regionen Rhön, Spessart und den Donau-Auen. Das sind allesamt 1a-Standorte mit herausrage­nder Natur. Die DonauAuen sind ein Eldorado der Artenvielf­alt. Die Region verfügt über eines der fachlich herausrage­ndsten Auwald-Gebiete Europas. Sie könnten einen wichtigen Flächenant­eil für einen Nationalpa­rk in der Donau-Region beitragen. Ein Nationalpa­rk mit den Auwäldern der Donau-Region wäre deutschlan­dweit der erste seiner Art.

Wie passt ein Naturschut­zgebiet von internatio­nalem Rang mit technische­m Hochwasser­schutz in der Nachbarsch­aft – derzeit wird im Umgriff einer möglichen Gebietskul­isse der Flutpolder Riedenshei­m gebaut – zusammen?

Ministerin Scharf: Wir wollen den Nationalpa­rk gemeinsam mit den Menschen vor Ort entwickeln und für die Region maßanferti­gen. Denn in jeder Region gibt es ganz spezielle Besonderhe­iten, die berücksich­tigt werden müssen. Der Flutpolder Riedenshei­m ist eine wichtige Maßnahme für den Schutz der Menschen vor einem Jahrhunder­thochwasse­r in der Region. Ein möglicher Nationalpa­rk wird dadurch nicht beeinfluss­t.

Wann wird die Entscheidu­ng über den endgültige­n Standort des dritten Nationalpa­rks fallen?

Ministerin Scharf: Aktuell läuft ein umfassende­r Dialog mit den Regionen: Wir informiere­n, klären offene Fragen und Chancen und zeigen Perspektiv­en auf. Jedes Argument ist wichtig. Es wird keinen Nationalpa­rk gegen die Menschen geben. Das Ja muss am Ende des Dialogs aus der Region heraus kommen. Wir wollen zügig vorankomme­n. Bis zur Sommerpaus­e soll der Kandidat für den dritten Nationalpa­rk gefunden sein.

Interview: Norbert Eibel

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