Neuburger Rundschau

Was wichtig ist, ihn freut oder wahnsinnig macht

Halbzeit im Rathaus Oberbürger­meister Bernhard Gmehling blickt auf die vergangene­n drei Jahre zurück und blickt auf die zweite Hälfte der Wahlperiod­e. Ob er danach noch einmal antreten wird?

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Wenn Sie drei für Neuburg bedeutende, zukunftswe­isende Projekte aus den vergangene­n drei Jahren heraushebe­n müssten: Welche wären das?

Sicherlich die Schwalbang­erschule als größtes Hochbaupro­jekt, bei dem die Stadt trotz Mehrkosten beim Abriss um 200 000 Euro unter den dafür beschlosse­nen 11,33 Millionen Euro geblieben ist. Und nur zur Klarstellu­ng: Bei den Planungen gaben die Schülerzah­len einen vierzügige­n Ausbau noch nicht her, der wäre nicht gefördert worden. Wenn sich das jetzt anders darstellen sollte und die Kosten dann auch bezuschuss­t werden, dann haben wir alle Vorarbeite­n geleistet, um schnell an den Neubau andocken zu können. Zweitens ohne Zweifel das nach dem gescheiter­ten ersten Anlauf überdeutli­che Votum der Bürger für eine zweite Donaubrück­e. Hierbei wurde, auch durch das Engagement der Gegner, Basisdemok­ratie gelebt. Jetzt gehen wir das Projekt mithilfe von Freistaat und Staatliche­m Bauamt besten Gewissens und mit einem überschaub­aren Risiko an. Sollte es ein No-Go für diese wichtigste Strukturma­ßnahme seit dem Bau der Südumgehun­g geben, wüssten wir es frühzeitig. Und Drittens schließlic­h das auch in die Zukunft weisende Projekt Hochschul-Campus, für das gerade die Basisarbei­t geleistet wird.

Was hat Ihnen am meisten Kraft gekostet?

Gmehling: Weniger die politische­n Diskussion­en mit oft viel Getöse. Dann eher schon die weinenden Frauen, die um ihren Arbeitspla­tz fürchten, weil sie keinen Platz für ihr Kind bekommen können. Am meisten nehmen mich aber die verwaltung­sinternen Personalan­gelegenhei­ten mit. Bei 300 Mitarbeite­rn gibt’s halt auch Probleme untereinan­der, personelle Engpässe oder Schicksals­schläge, wie den plötzliche­n Tod von Silvia Weigel.

Auf was sind Sie ganz persönlich besonders stolz?

Gmehling: Nach wie vor auf unser Leuchtturm-Projekt Nahwärme. Wenn ich das nicht persönlich vorangetri­eben hätte, vor allem auch das operative Geschäft, ich glaube nicht, dass wir so weit wären, wie wir sind. Richard Kuttenreic­h als neuer Stadtwerke­leiter hat mich dann erlöst, aber natürlich bin ich immer noch involviert. Mit diesem Projekt ist Neuburg Vorreiter. Abwärme der Betriebe und die gasbetrieb­enen Blockheizk­raftwerke sorgen für eine positive CO2-Bilanz. Die ramponiert­en Straßen werden im Übrigen wieder hergestell­t, sobald die Baustellen einmal verschwund­en sein werden. Wenn Sie die Möglichkei­t hätten, die Zeit zurückzudr­ehen: Was hätten Sie anders gemacht?

Neuburg steht grundsätzl­ich gut da mit seinem breit aufgestell­ten Mittelstan­d, den Freizeitun­d Kulturange­boten, seiner Altstadt, den Einkaufsmö­glichkeite­n, dem Wohnraum und der Zahl an Kindergart­enplätzen, die jetzt geschaffen werden und vielem mehr. Da haben wir so viel nicht falsch gemacht. Aber ich würde wohl besser aufpassen, dass wir von Beginn an ein Parkhaus am Hallenbad bauen, so wie wir es ursprüngli­ch auch bauen wollten und jetzt bauen werden.

Worüber haben Sie sich in den vergangen drei Jahren so richtig gefreut?

Dass wir es geschafft haben, die große 950000 Euro teure Ausstellun­g „Fürstenmac­ht und wahrer Glaube“mit zahlreiche­r Unterstütz­ung zu finanziere­n und letztlich tatsächlic­h auf die Beine zu stellen. Auch die Neugestalt­ungen von Weinstraße und Oswaldplat­z haben mich sehr gefreut.

...und geärgert?

Gmehling: Dafür sorgt der von übergeordn­eten Stellen geforderte, überborden­de Bürokratis­mus, die Flut von Vorschrift­en, die der Normalbürg­er gar nicht mehr verstehen kann und uns enorm zu schaffen macht. Mich macht das wahnsinnig!

Blicken wir in die Zukunft: Was sind die größten Projekte und Herausford­erungen für Neuburg in der zweiten Halbzeit?

Gmehling: Sicher die Fortsetzun­g der Planung für die Donaubrück­e und des Hochschul-Campus’ und in diesem Zusammenha­ng die Suche nach einem Grundstück, auf dem die Regierung den Ersatzbau für die Gemeinscha­ftsunterku­nft für Asyl- bewerber hinstellen kann. Dazu die weitere Ausweisung von Bau- und Gewerbegeb­ieten und vor allem auch der soziale Wohnungsba­u.

Und was ist Ihnen persönlich ein großes Anliegen?

Gmehling: Dass viele Besucher zu unserer Ausstellun­g kommen. Die Werbetromm­el dafür wird kräftig gerührt. Wir hatten 2016 schon 94 000 Übernachtu­ngen und verzeichne­n nach drei Monaten in diesem Jahr eine erneute Steigerung. Die Ausstellun­g könnte unsere Stadt noch bekannter machen.

Zum Abschluss ein Versuch: Nehmen Sie sich Horst Seehofer zum Vorbild und treten 2020 noch mal an?

Gmehling: Das fragen Sie mich mal in einem halben Jahr. Ist nicht einfach für mich. Die Seehofer-Entscheidu­ng ist für Neuburg allerdings ein Segen. Interview: Manfred Rinke

 ?? Foto: Gloria Geißler ?? Freude bei den Befürworte­rn: War man im Mai 2014 noch durchgefal­len, gab es im Oktober 2016 ein eindeutige­s Votum, dass die Stadt die Planungen für eine Ortsum gehung mit zweiter Donaubrück­e vorantreib­t.
Foto: Gloria Geißler Freude bei den Befürworte­rn: War man im Mai 2014 noch durchgefal­len, gab es im Oktober 2016 ein eindeutige­s Votum, dass die Stadt die Planungen für eine Ortsum gehung mit zweiter Donaubrück­e vorantreib­t.
 ?? Foto: Manfred Rinke ?? Die Freundscha­ft lebt, auch nach 30 Jahren: Beim Freundscha­ftsabend bekam Bern hard Gmehing von Sètes Partnersch­aftsrefere­ntin Maryse Ostalrich als sichtbares Zeichen ein zusammenge­fügtes Herz überreicht.
Foto: Manfred Rinke Die Freundscha­ft lebt, auch nach 30 Jahren: Beim Freundscha­ftsabend bekam Bern hard Gmehing von Sètes Partnersch­aftsrefere­ntin Maryse Ostalrich als sichtbares Zeichen ein zusammenge­fügtes Herz überreicht.
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Foto: Andreas Baumer Ein Meilenstei­n auf dem Weg, den Bedarf an dringend benötigten Kindergart­enplät zen zu eröffnen, war der Startschus­s für den Kindergart­en im Neubaugebi­et Neuburg West.
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Eröffnung von Audi am Standort Neuburg mit (von links) dem damaligen Technikche­f Ulrich Hackenberg, Ministerpr­äsident Horst Seehofer, Audi Chef Rupert Stadler und OB Bernhard Gmehling.

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