Krasses Management-Versagen
VON STEFAN STAHL produzierte Aspirin-Tabletten an die Mitarbeiter verteilen, um die Schmerzen des Monsanto-Kaufs zumindest etwas zu lindern.
Schon spotten Kritiker über ein Unternehmen namens „BaySanto“. Gleiches Ungemach könnte dem von Bayer unterstützten Leverkusener Fußballverein drohen.
All das scheint Baumann nicht zu kümmern. Er bestätigt Vorurteile gegenüber Wirtschaftswissenschaftlern. Denn der Bayer-Chef denkt nur an höhere Renditen. Doch wenn der Ruf erst ruiniert ist, lebt es sich nicht weiter ungeniert. Ein ImageUnfall steht meist am Anfang des Niedergangs einer Firma.
Spätere Bayer-Chefs werden den Tag sicher noch verfluchen, als ein gewisser Werner Baumann den diabolischen Pestizid-Pakt mit Monsanto eingegangen ist. Vielleicht sollte der Manager sich einmal das Monsanto-kritische Lied vom klugen Neil Young anhören. Dort ist von einer „giftigen Flut“die Rede. er. Nur ein voll integrierter Anbieter könne da mit innovativen Produkten helfen. Seinen Kritikern hält der Bayer-Chef vor, mit der Agrarwende hin zu mehr Bio-Produkten die Probleme nur zu verschärfen.
„Stimmt nicht“, entgegnet Michelsen. Schon heute könnten nach Daten der Welternährungsorganisation FAO rein rechnerisch zwölf bis 14 Milliarden Menschen ernährt werden. Die Probleme lägen in der Verteilung, wachsenden Ausrichtung von Ackerflächen auf Futtermittel, Verschwendung von Lebensmitteln und dem zunehmenden Fleischkonsum.
Im Fokus steht auch das Pflanzengift Glyphosat – ein Totalherbizid, das Monsanto unter dem Namen Roundup vertreibt. Ein Institut der Weltgesundheitsorganisation hatte den Stoff als „wahrscheinlich krebserzeugend“eingestuft. Monsanto setzte daraufhin alle Hebel in Bewegung, um den Vorwurf zu entkräften. So gaben inzwischen die Europäische Behörde für die Sicherheit von Nahrungsmitteln, die Chemikalienagentur Echa und auch das Bundesamt für Risikobewertung Entwarnung: „Die Substanz ist wahrscheinlich nicht genotoxisch“– stelle also keine krebserregende Bedrohung für den Menschen dar. Aber so eindeutig stehen die Dinge nicht. Eine Studie über Glyphosat, die von Kritikern des Pestizids befördert wird, weist auf einen anderen Zusammenhang. Die Autoren bezweifeln die Unabhängigkeit der Wissenschaftler, halten ihnen Nähe zur Industrie vor und sprechen von mangelnder Transparenz.