Neuburger Rundschau

Königliche­s Radeln

Freizeit 319 Kilometer quer durch das schwäbisch­e Donautal, 14 Nebenfluss­täler und acht Landkreise: Der neue Radweg „DonauTäler“erzählt seine ganz eigene Geschichte

- VON SIMONE BRONNHUBER

Die Oberschenk­el brennen, die Schweißper­len auf der Stirn rinnen und die Atmung geht deutlich schwerer. Es dauert einen kurzen Moment, bis der versproche­ne Erholungse­ffekt eintritt. Aber dann, wenn der Blick von dort oben, auf dieser kleinen Wiese, die dicht bedeckt von Kleeblätte­rn ist, über das Kesseltal schweift, dann ist die Welt in Ordnung. Eine große Schar Stare zieht am Himmel vorbei. Der kühle Wind pfeift um die Ohren. Am Waldrand stehen zwei wunderschö­ne Rehe. Weiter unten ist ein Landwirt auf einem grünen Traktor mit weißem Dach zu erkennen. Wer den steilen Anstieg mit seinem Fahrrad – schiebend oder strampelnd – auf den Aussichtsp­unkt in Oberliezhe­im, ein 180-Seelen-Dorf im Landkreis Dillingen, geschafft hat, der hat sich eine Pause verdient und wird bei gutem Wetter auf 554 Metern Höhe mit einer unglaublic­hen Aussicht belohnt. Und die Aussicht auf das anschließe­nde Bergabwärt­sfahren beflügelt das Radlerherz.

Gefühle wie diese können Familien, Eheleute, Schulkinde­r, Senioren oder Sportler auf dem neuen Radweg namens „DonauTäler“erleben, der am heutigen Samstag offiziell eröffnet wird. Das Besondere: Die rund 319 Kilometer lange Strecke führt quer durch das schwäbisch­e Donautal, durch 14 Nebenfluss­täler und acht Landkreise. Von Ulm, Roggenburg, Krumbach bis Wertingen, Bissingen, Giengen und Langenau – im Mittelpunk­t steht die Donau. „Die Donau ist unsere Besonderhe­it in der Region. Wir erzählen ihre Geschichte. Denn ein Radweg allein reicht nicht“, erklärt Angelika Tittl von Donautal-Aktiv, dem Projektträ­ger. Die Hauptrolle spielt die Donau als stolze Regentin. Passend dazu ist die gesamte Strecke majestätis­ch beschilder­t, mit einer bunten Krone auf lilafarben­em Grund. „Es ist ein Radweg durch sieben Episodenrä­ume, die alle ihre eigene Geschichte erzählen, und er lässt sich individuel­l in beide Richtungen gestalten“, sagt Angelika Tittl. Ob für einen kurzen Radausflug mit der Familie oder einen sportliche­n Urlaub, der „DonauTäler“eröffnet laut Tittl alle Möglichkei­ten. So bieten die unterschie­dlichen Runden auch ausreichen­d Rastplätze, Einkehr- und Übernachtu­ngsmöglich­keiten. Alles Gründe, warum der Allgemeine Deutsche Fahrradclu­b dem Weg vier Sterne verliehen und ihn damit zu einem Premium-Radweg ausgezeich­net hat. Das sind die einzelnen Episodenrä­ume:

Im Mittelpunk­t stehen das Donaumoos und das Donauried – von Neu-Ulm im Westen bis Schwenning­en im Osten. Höhepunkte sind das Ulmer Münster, das Schloss Leipheim, ein sagenumwob­ener Grimmensee, der ApolloGran­us-Tempel in Faimingen oder das Schloss Höchstädt. Wer im Os- ten (Route mit 14,5 Kilometern) radelt, den erwartet eine mittelschw­ere Strecke, im Westen (Route mit 41 Kilometern) ist lediglich ein kleiner Anstieg zu bewältigen.

Der Radfahrer entdeckt bei dieser 98,5 Kilometer langen Tour durch das Illertal, das obere Mindeltal und das obere Kammeltal zahlreiche besonders schöne Einrichtun­gen. Kloster Roggenburg, die Wallfahrts­kirche Mariä Geburt in Witzighaus­en oder der Klostergar­ten in Oberelchin­gen sind Beispiele. Diese Strecke ist sportlich und nicht zu unterschät­zen.

Es geht vorbei an der Zusam-Mühle in Ziemetshau­sen, am Naturspiel­platz in Waldkirch und durch die Wertinger Altstadt. Eine leichte bis mittelschw­ere Episode durch das Zusamtal, den Holz- winkel und das Glötttal. Die Strecke: 73,5 Kilometer.

Wälder und Weiher zwischen Egau und Kessel können auf 26 Kilometern entdeckt werden. Wild, Fisch und Mensch können sich begegnen. Die Strecke ist mittelschw­er, vor allem der Anstieg zum höchsten Punkt des Radweges bei Oberliezhe­im ist nicht zu unterschät­zen. Die Tour führt von Wittisling­en über Finningen nach Bissingen im Landkreis Dillingen.

37 Kilometer führen durch die Schwäbisch­e Alb, das Bachtal und das Lonetal. Es wird leicht hügelig zwischen Wittisling­en und Giengen, der Rest der Strecke ist auch für Hobbyradle­r gut geeignet. Zur richtigen Jahreszeit trifft man bei dieser Episode auf Schäfer und ihre Herden.

17,5 Kilometer, die für Familien bestens geeignet sind. Im Günztal und im Donauried sind Spielplätz­e, Naturfreib­äder, Freizeitpa­rk und Museen entlang der Strecke, die kaum sportliche Ansprüche beinhaltet. Die Radler erkunden dabei Günzburg, Wasserburg, Ichenhause­n und Unterrohr.

Der rund 4,5 Hektar große Heiligmann­see in Jettingen, der Golfplatz auf Schloss Klingenbur­g oder ein Erlebnispf­ad in Münsterhau­sen: Das ist die siebte Episode mit 16 Kilometern durch das mittlere Mindeltal und Kammeltal – eine mittelschw­ere Strecke mit Anstiegen. O

Das offizielle Anradeln fin det am heutigen Samstag ab 13 Uhr im Pfleghof in Langenau statt.

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