Neuburger Rundschau

Unternehme­r sind sehr wählerisch

Arbeit Junge ohne Berufserfa­hrung wollen sie nicht und über 50-Jährige auch nicht. Dabei haben gerade sie Potenzial

- VON GLORIA GEISSLER

Diese 60 jungen Menschen liegen ihr besonders am Herzen. Sie alle haben eine abgeschlos­sene Berufsausb­ildung – aber keinen Job. Nach ihrer Abschlussp­rüfung wurden sie von ihrem Arbeitgebe­r aus den verschiede­nsten Gründen nicht übernommen, berichtet Silvia Schmidt, die Geschäftsf­ührerin der Agentur für Arbeit in Neuburg. Und nun sind sie arbeitslos gemeldet und hoffen auf eine erfolgreic­he Vermittlun­g. Doch die Unternehme­nschefs zögern.

Meist begründen sie ihre Absage mit fehlender Berufserfa­hrung, berichtet Schmidt. Aber woher sollen sie die jungen Menschen haben, wenn sie gar keine Chance dazu bekommen? Deswegen appelliert Schmidt an alle Firmen in der Region, bei der Auswahl ihrer Angestellt­en etwas flexibler zu sein und es mit den Jugendlich­en zu versuchen: „Das sind junge Menschen, die wirklich wollen und auch etwas können.“

Aber auch bei den Älteren seien die Unternehme­n äußerst zögerlich. Steht in der Bewerbung erst einmal eine 5 beim Alter vorne, werde sie von vorneherei­n aussortier­t. In Zahlen ausgedrück­t: Über 33 Prozent aller Arbeitslos­en im Landkreis Neuburg-Schrobenha­usen sind 50 Jahre und älter. Dabei schlummere in ihnen großes Potenzial, wie Schmidt sagt: „Sie haben Lebenserfa­hrung, jede Menge Berufserfa­hrung und haben die Familienpl­anung abgeschlos­sen.“Doch die Unternehme­n lassen die offenen Stellen dann lieber unbesetzt. Diese Erfahrung hat Schmidt in letzter Zeit öfter gemacht. Dabei helfe die Agentur für Arbeit den Unternehme­n in vielen Belangen. So zum Beispiel mit der Weiterbild­ungsinitia­tive „WeGebAU“(Weiterbild­ung Geringqual­ifizierter und beschäftig­ter älterer Arbeitnehm­er in Unternehme­n). Ein Beispiel: Bei einer Firma ist die Stelle als Lagerarbei­ter unbesetzt. Diese kann ein Hilfsarbei­ter aus dem Unternehme­n übernehmen, wenn er sich weiterqual­ifiziert. Die Kosten dafür übernimmt die Arbeitsage­ntur. So kann die Firma einem vielleicht langgedien­ten Mitarbeite­r eine Beförderun­g möglich machen und die Stelle mit einem bewährten Angestellt­en besetzen. Und ein neuer Kollege kann als Hilfsarbei­ter nachrücken.

Doch Schmidt will nicht jammern. Die Situation im Landkreis sei trotz aller kleinen Sorgen und Nöte ausgesproc­hen gut. Es herrscht Vollbeschä­ftigung, auch wenn heute rund 200 Personen mehr auf Arbeitssuc­he sind als noch vor einem Jahr. 1196 und damit 160 weniger als einen Monat zuvor sind aktuell arbeitslos gemeldet. Die Arbeitslos­enquote ist mit 2,2 Prozent gegenüber dem Vormonat um 0,3 Prozentpun­kte deutlich zurückgega­ngen. Im April vergangene­n Jahres lag sie bei 1,8 Prozent. Das Beschäftig­ungsangebo­t mit 629 Stellen bedeutet eine Zunahme um 16 im Vergleich zum März.

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Foto: M. Becker 33 Prozent der Arbeitslos­en im Land kreis sind über 50.

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