Neuburger Rundschau

„Der Kopf spielt eine bedeutende Rolle“

Fußball Drei Spieltage stehen in der Bundesliga noch an. Trotz vier Punkten Rückstand hat sich der FC Ingolstadt noch nicht aufgegeben. Marvin Matip erzählt, worauf es nun ankommt und warum er weiterhin an den Klassenerh­alt glaubt

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Marvin Matip, Sie sind inzwischen seit knapp sieben Jahren im Verein. Erleben Sie gerade die schwierigs­te Situation beim FC Ingolstadt?

Nicht unbedingt. Wir haben sehr intensive Jahre hinter uns. In den Jahren in der 2. Liga war die Lage im Abstiegska­mpf teilweise ähnlich prekär. Hin und wieder mussten wir in der Rückrunde große Aufholjagd­en starten. Oder wir haben nach guten Hinserien am Ende der Spielzeit kaum mehr gepunktet. Daher befinden wir uns derzeit in einer sehr intensiven Phase, aber nicht in der schwierigs­ten.

Hilft nun die Erfahrung aus den vergangene­n Jahren?

Es schadet sicherlich nicht, solche Situatione­n schon einmal erlebt zu haben. Wichtig ist auch, dass Umfeld und Verein die Lage kennen, die richtigen Schlüsse ziehen und keine Kurzschlus­sreaktione­n zeigen. Die Verantwort­lichen können damit umgehen, was ein Vorteil sein kann.

Spielt im Abstiegska­mpf allgemein die Psyche oder das Talent die größere Rolle?

Im Großen und Ganzen ist natürlich das Talent von Bedeutung. Dennoch spielt im Kampf um den Ligaerhalt der Kopf eine bedeutende Rolle. Er kann die Beine müde machen oder eben Energien freisetzen, wie es bei uns der Fall ist.

Sie haben in jungen Jahren bereits mit dem 1. FC Köln gegen den Abstieg gespielt und haben in der Saison 2005/06 den Klassenerh­alt nicht geschafft. Ist es ein Unterschie­d, ob man als erfahrener oder junger Spieler in dieser Situation steckt?

Abstiegska­mpf ist generell ein Erlebnis, das man als Sportler nicht braucht. Mit ein paar Jahren Fußballerf­ahrung weiß man aber schon besser damit umzugehen. Da man mit jeder Erfahrung reift, ist es als erfahrener Spieler etwas leichter. Sind sie als Kapitän nun besonders gefragt?

Es gilt, nicht zu verkrampfe­n und bestmöglic­h seinen Job zu machen. Gute Trainingsq­ualität ist wichtig, da sind erfahrene Spieler und die Trainer gefordert. Man muss selbst vorneweg gehen und auf Kleinigkei­ten und Details noch mehr eingehen.

Der FCI wirkte mehrfach beinahe K.O. Woher nimmt die Mannschaft die Kraft, immer wieder aufzustehe­n?

Die Bundesliga war unser großes Ziel und ist für jeden etwas besonderes. Jeder will diesen Traum weiterlebe­n, auch im nächsten Jahr. Das setzt bei uns immer wieder Kräfte frei. Wir sind auch ein bisschen trotzig und sagen mit voller Überzeugun­g: Wir sind nicht schlechter als die anderen.

Viele Spieler im Kader sind bereits lange für die Schanzer aktiv. Kann Identifika­tion zusätzlich­e Kräfte freisetzen?

Die Spieler zerreißen sich für den Verein, weil sie ihre Zukunft mit der des FC Ingolstadt verbunden sehen. Man gibt alles, für den Verein und für sich selbst. Wenn man seinen Verein liebt, kann das Kräfte freisetzen.

Dennoch sind Gerüchte im Umlauf, einige Spieler stünden bei anderen Vereinen auf dem Zettel?

Ich bekomme davon in der Kabine nichts mit. Das ist bei uns kein Thema, was im Fall der Fälle sein könnte. Wir glauben daran, den Traum Klassenerh­alt zu schaffen.

Warum bleibt der FC Ingolstadt in der Bundesliga?

Weil wir immer wieder diese Comeback-Qualitäten gezeigt haben. Das wird am Ende belohnt werden. Wenn man immer wieder diese Überzeugun­g an den Tag legt, hat man es am Ende auch verdient. Wir haben noch zwei Heimspiele, auch in Freiburg sind wir nicht chancenlos.

Ist ein Sieg morgen gegen Bayer Leverkusen Pflicht?

Die Partie ist enorm wichtig, keine Frage. Wenn wir aber die letzten beiden Spiele in Freiburg und gegen Schalke gewinnen und am Ende sieben Punkte geholt haben, haben wir auch die Chance, noch in der Liga zu bleiben.

Leverkusen und auch der VfL Wolfsburg sind überrasche­nd hinten reingeruts­cht. Ist es schwierige­r für Teams mit eigentlich größeren Ambitionen, den Abstiegska­mpf anzunehmen?

Natürlich besteht ein Unterschie­d, ob man von Anfang an weiß, gegen den Abstieg zu spielen oder sich erst ab Spieltag 30 damit beschäftig­en muss, dass ein Worst-Case-Szenario passieren kann. Wir haben vom ersten Spieltag an den Kampf angenommen. Aus der Ferne kann ich nicht beurteilen, ob andere Teams mit ihrer Lage zurechtkom­men und mit Rückschläg­en umgehen können. Ich glaube jedenfalls, dass etwa Leverkusen den Druck spürt.

Interview: Benjamin Sigmund

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Marvin Matip (31) spielt seit der Saison 2010/11 für den FC Ingolstadt. Mit seiner Mannschaft trifft der Kapitän der Schanzer am morgigen Samstag (15.30 Uhr) auf Bayer Leverkusen. Der Heimbereic­h für das vorentsche­idende Spiel im Abstiegska­mpf ist bereits ausver kauft.

 ?? Foto: Roland Geier ?? Großer Wille: Marvin Matip (links), hier im Kopfballdu­ell mit Robert Lewandowsk­i vom FC Bayern München, glaubt weiter an den Ligaerhalt. Morgen ist Bayer Leverkusen beim FC Ingolstadt zu Gast.
Foto: Roland Geier Großer Wille: Marvin Matip (links), hier im Kopfballdu­ell mit Robert Lewandowsk­i vom FC Bayern München, glaubt weiter an den Ligaerhalt. Morgen ist Bayer Leverkusen beim FC Ingolstadt zu Gast.

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