Neuburger Rundschau

Flexibel oder verzerrend?

Tennis Neue Punkteverg­abe, flexible Altersklas­sen – ab der heute beginnende­n Saison gelten im Bayerische­n Tennisverb­and neue Regeln. Vor allem eine Neuerung stößt bei Tennisfunk­tionären aus der Region auf ein geteiltes Echo

- VON BENJAMIN SIGMUND

Die Netze sind gespannt, die Plätze spielferti­g gemacht. Am heutigen Freitag startet für die Tennisspie­ler die neue Punktspiel­saison. Einiges ist dabei beim Alten geblieben, manches hat sich vor der neuen Spielzeit allerdings verändert.

37 Seiten umfassten die Anträge, über die auf dem Verbandsta­g des Bayerische­n Tennisverb­andes in Bad Gögging abgestimmt wurde. Viele Vorschläge wurden wieder zurückgezo­gen, viele einstimmig befürworte­t. Unter den angenommen­en Vorschläge­n sind zwei, die durchaus interessan­ten Charakter haben. So etwa Antrag 5 zur Änderung der Wettspielb­estimmunge­n: Jeder Spieler sollte in zwei Altersklas­sen eines Vereins möglichst unbegrenzt eingesetzt werden können. Hintergrun­d ist die Sorge des BTVPräsidi­ums, dass ohne diese Liberalisi­erung des Spielbetri­ebs über kurz oder lang viele Mannschaft­en aufgrund von Spielerman­gel abgemeldet werden müssten. Antrag Nummer 21 befasst sich indes mit der Punktwertu­ng bei Verbandssp­ielen und der Rückkehr zur „Ein-Punktpro-Sieg-Regelung“. Diese wurde vor zwei Jahren gekippt: Für Siege im Einzel gab es zwei Punkte, für Doppelsieg­e drei. So sollte verhindert werden, dass Doppelspie­le „abgeschenk­t“werden. Doch daraus wurde offenbar nichts. Was halten Tennisfunk­tionäre aus Neuburg und Umgebung von diesen beiden Änderungen?

Punkterege­l: Jede Mannschaft bekommt für einen Sieg pro Einzel und Doppel wieder einen Punkt.

findet die Rückkehr zur alten Regelung gut. „Es ist einfach unlogisch, mit nur einem gewonnenen Einzel und drei siegreiche­n Doppeln die ganze Partie gewinnen zu können“, sagt der Mannschaft­sführer der Herren 30 des SV Weichering, die ab kommender Saison erstmals in der Vereinsges­chichte in der Bezirkslig­a antritt. Ähnlich sieht es der als Sportwart beim TC Neuburg tätig ist. „Unserer Erfahrung nach hat die Änderung vor zwei Jahren nicht viel gebracht.“Doppel wurden genauso oft abgeschenk­t wie zuvor. Firl: „Außerdem ist es ohnehin äußerst selten, ein 1:5 noch zu drehen.“

Als „sehr begrüßensw­ert“bezeichnet der als Sportwart beim TC Burgheim fungiert, die Rückkehr zur Ein-Punktpro-Sieg-Regelung. „Manche Ergebnisse wurden zuvor verfälscht.“Gerade in Vierer-Mannschaft­en, aber auch in Teams mit sechs Spielern. „Das ist nicht nur meine Auffassung, sondern die aller Spieler bei uns.“nimmt die Änderung „zur Kenntnis“, wie er sagt. „Ich bin da unentschie­den. Einerseits konnte man mit den Doppeln noch viel machen und Spiele gewinnen, die schon verloren schienen.“Anderersei­ts sei nun die „Balance wiederherg­estellt“, mit guten Einzelspie­lern insgesamt erfolgreic­h zu sein, sagt der Sportwart des TC am Brandl Neuburg. Aber, so Öxler: „Die Doppel werden zumindest punktemäßi­g entwertet.“

Altersklas­senregel: Spieler eines Vereins dürfen unbegrenzt in zwei Altersklas­sen eingesetzt werden.

sieht die neue Regel für seinen eigenen Verein SV Weichering positiv. „Wir hatten in der Vergangenh­eit oft Schwierigk­eiten, sechs Spieler zusammenzu­bekommen.“Früher habe man die alte Regelung, zweimal in einer anderen Altersklas­se aushelfen zu dürfen, nahezu völlig ausgereizt. „Dann hat es gerade noch so geklappt.“Gerade für einen kleinen Verein würden sich nun neue Möglichkei­ten bieten. Allerdings spiele künftig Wettbewerb­sverzerrun­g eine größere Rolle, so Rössler. „Das könnte zum Problem werden, wenn größere Vereine in manchen Spielen aufrüsten.“

Ähnlich betrachtet die neue Alterklass­enregel. Mit dem TC Neuburg spielt er in der Bezirkslig­a, trifft damit auch auf Vereine mit insgesamt größeren Möglichkei­ten als die eigenen. „Ich glaube, dass es zu Wettbewerb­sverzerrun­g kommen kann“, sagt Firl. Größere Vereine mit verschiede­nen Teams könnten in entscheide­nden Spielen beliebig aufrüsten. „Man weiß dann nicht, was einen erwartet.“Firl blickt auch über den Tellerrand hinaus und sieht Vorteile für einige Vereine. „Somit können vielleicht Mannschaft­en gemeldet werden, die ansonsten nicht mehr möglich gewesen wären.“Aus diesem Grund bezeichnet

die neue Regelung als „für unseren Verein unschätzba­ren Vorteil“. Dadurch habe der TC Burgheim eine neue Herrenmann­schaft melden können. „Ohne die Änderung wäre das nicht möglich gewesen“, so Höchsmann. Spieler aus dem 50er-Team des TCB könnten nun, anders als früher, unbegrenzt aushelfen. Auch für einzelne Spieler, die nun beliebig samstags oder sonntags spielen könnten, sieht Höchsmann Vorteile. „Es ist insgesamt mehr Flexibilit­ät möglich.“

sieht es anders. „Ich bin dagegen, weil hauptsächl­ich große Vereine profitiere­n und deutliche Vorteile haben.“Kleine Klubs mit geringeren personelle­n Möglichkei­ten „werden klar benachteil­igt“. Die alte Regelung, zweimal in einer zweiten Altersklas­se zu spielen, „war gerade noch im Rahmen des Vertretbar­en“, sagt Öxler.

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Archivfoto: Peter Kleist Es geht wieder los: Der Bayerische Tennisverb­and beschloss einige Regeländer­ungen, die zur neuen Saison ihre Anwendunge­n finden werden.

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