Am Bahnhof wird zweigleisig gefahren
Infrastruktur Während einerseits der Sehensander Weg vom Schwerlastverkehr entlastet werden soll, könnten andererseits Wohnungen, mehr Parkplätze und ein Busbahnhof entstehen
Kommando zurück. Wenn der Bauausschuss sich in seiner Sitzung am Mittwoch erneut mit dem Bahnhofsareal beschäftigt, dann wird ein vor vier Wochen gefasster Beschluss wieder gekippt. Der damals aufgestellte Bebauungsplan für das gesamte Gebiet soll geteilt werden und nur für den westlichen Bereich gelten. Auf der anderen Seite wird um einen einvernehmlichen Anschluss an das Bahnhofsgebäude gerungen.
Durch die Trennung kann der zunächst wichtige Verkehrsanschluss vom Sehensander- über den Ochsenweg zu Knauf Perlite und Smurfit Kappa in Angriff genommen und der Sehensander Weg vom Schwerlastverkehr entlastet werden – auch im Hinblick auf den Neubau der Realschule in Neuburg West. Für den zweiten Abschnitt, den schmalen, östlich gelegenen Bereich entlang der Gleise bis zum Bahnhofsgebäude, sollen dann im Gespräch mit den Eigentümern Lösungen entwickelt werden.
Grundstücksbesitzer ist die Gesellschaft ERV, ein Tochterunternehmen von Integra soziale Dienste. Deren Geschäftsführer Dieter Moosheimer war, wie berichtet, vor vier Wochen in der Sitzung kalt erwischt worden. Denn die Planung den östlichen Bereich hatte gar nicht mehr dem entsprochen, was zwischen der ERV und der Stadt in zwei Vorgesprächen abgesprochen worden war. Moosheimer fiel aus allen Wolken. Wie er vor Oberbürgermeister und Stadträten erklärte, „kommen die Pläne einer Enteignung gleich – ich finde es dreist, wie sie die Eigentümer vor vollendete Tatsachen stellen“.
Deshalb nun die Teilung des Bebauungsplans, um dann mit den Eigentümern Lösungen zu finden, die für beide Seiten vertretbar sind. Die Planungen der ERV sehen vor, günstigen Wohnraum zu schaffen. Darüber hinaus sollen Kurzeitparkplätze, ein Parkhaus und ein Busbahnhof entstehen. Optimalerweise auch noch ein Sozial- und Kulturzentrum. „Wir haben auch schon ein Lärmschutzgutachten erstellen lassen, das in Bezug auf den Bahnverkehr keine Probleme für den geplanten Wohnungsbau sieht“, sagt Moosheimer. Auf dem rund 23000 Quadratmeter großen Grundstück hat die Stadt ein Ankaufsrecht für eine 15 Meter breite Trasse, auf der sie die Straßenverbindung vom Bahnhof zum Ochsen- und Sehensander Weg herstellen könnte.
Günstiger Wohnraum, Parkplätze, Busbahnhof: „Ich bin zwar für die Trennung des Bebauungsplans, aber wir dürfen den anderen Teil nicht aus den Augen verlieren. Denn genau diese Projekte sind zu wichtig für die Entwicklung Neuburgs“, meint SPD-Fraktionssprecher Ralph Bartoschek. Er sieht es als Glücksfalls an, dass sich jetzt die Chance ergibt, dieses Gebiet auf diese Weise zu entwickeln, nachdem die Stadt es selbst nicht gekauft hat. „Und wohl keiner könnte es verstehen, wenn wir diese Gelegenheit nicht nutzen würden.“
Damit spricht er im Sinne einer ganzen Reihe von Stadtratskollegen. So fordert etwa auch Theo Walter, dass das Areal so rasch wie möglich entwickelt wird. Auch der GrünenStadtrat bedauert, dass die Stadt das Grundstück aus Sorge wegen der Altlasten nicht selbst gekauft hat.
„Das zieht jetzt historische Spuren nach sich. Weil die Stadt die Flächen aus der Hand gegeben hat, gibt nun ein Privatunternehmen die Marschrichtung vor“, beschreibt Johann Habermeyer die Lage. Wie CSU-Fraktionssprecher Alfred Hornung findet der Freie WählerBürgermeister es gut, dass man den Bebauungsplan jetzt trennt, um dann Zeit für zielführende Gespräche mit den Eigentümern zu haben. Hornung und Habermeyer sind überzeugt, dass eine vernünftige, einvernehmliche Lösung gefunden werden kann – sowohl was die Bebauung betrifft, als auch die Haffür tung für die Altlasten. Sicher gestellt werden müsse, so der FW-Bürgermeister, dass man sich einen festen Zeitplan setzt. Das sei das Mindeste, was man für den östlichen Bahnhofsbereich am Mittwoch im Bauausschuss festlegen sollte. Gerne bietet sich Habermeyer, der Baureferent des Stadtrates, auch als Moderator an, wenn Eigentümer und Stadt an einem Tisch sitzen.
Dieter Moosheimer indes ist durchaus daran gelegen, das Grundstück auch im Sinne der Stadt zu entwickeln. „Doch über unsere Köpfe hinweg völlig anders zu planen, das lassen wir uns nicht gefallen“, verdeutlicht er. Da die Stadt offenbar für Altlasten mit haftet, sobald ein Bebauungsplan aufgestellt ist, wäre er auch bereit, eine entsprechende Vertragsklausel zu übernehmen, die die Kommune für die Fläche außerhalb der Straßentrasse von den Kosten ausschließt. Die Stadt könne aber auch das gesamte Grundstück kaufen, verdeutlicht Moosheimer. Nur, wie notariell geregelt, nicht mehr zum Ankaufspreis, sondern zum aktuell üblichen Preis. Aber auf einen vernünftigen gemeinsamen Nenner könne man nur kommen, wenn man auch aufeinander zu- und vernünftig miteinander umgehe. Und genau das vermisst Dieter Moosheimer in der jetzigen Phase.