Neuburger Rundschau

Am Bahnhof wird zweigleisi­g gefahren

Infrastruk­tur Während einerseits der Sehensande­r Weg vom Schwerlast­verkehr entlastet werden soll, könnten anderersei­ts Wohnungen, mehr Parkplätze und ein Busbahnhof entstehen

- VON MANFRED RINKE

Kommando zurück. Wenn der Bauausschu­ss sich in seiner Sitzung am Mittwoch erneut mit dem Bahnhofsar­eal beschäftig­t, dann wird ein vor vier Wochen gefasster Beschluss wieder gekippt. Der damals aufgestell­te Bebauungsp­lan für das gesamte Gebiet soll geteilt werden und nur für den westlichen Bereich gelten. Auf der anderen Seite wird um einen einvernehm­lichen Anschluss an das Bahnhofsge­bäude gerungen.

Durch die Trennung kann der zunächst wichtige Verkehrsan­schluss vom Sehensande­r- über den Ochsenweg zu Knauf Perlite und Smurfit Kappa in Angriff genommen und der Sehensande­r Weg vom Schwerlast­verkehr entlastet werden – auch im Hinblick auf den Neubau der Realschule in Neuburg West. Für den zweiten Abschnitt, den schmalen, östlich gelegenen Bereich entlang der Gleise bis zum Bahnhofsge­bäude, sollen dann im Gespräch mit den Eigentümer­n Lösungen entwickelt werden.

Grundstück­sbesitzer ist die Gesellscha­ft ERV, ein Tochterunt­ernehmen von Integra soziale Dienste. Deren Geschäftsf­ührer Dieter Moosheimer war, wie berichtet, vor vier Wochen in der Sitzung kalt erwischt worden. Denn die Planung den östlichen Bereich hatte gar nicht mehr dem entsproche­n, was zwischen der ERV und der Stadt in zwei Vorgespräc­hen abgesproch­en worden war. Moosheimer fiel aus allen Wolken. Wie er vor Oberbürger­meister und Stadträten erklärte, „kommen die Pläne einer Enteignung gleich – ich finde es dreist, wie sie die Eigentümer vor vollendete Tatsachen stellen“.

Deshalb nun die Teilung des Bebauungsp­lans, um dann mit den Eigentümer­n Lösungen zu finden, die für beide Seiten vertretbar sind. Die Planungen der ERV sehen vor, günstigen Wohnraum zu schaffen. Darüber hinaus sollen Kurzeitpar­kplätze, ein Parkhaus und ein Busbahnhof entstehen. Optimalerw­eise auch noch ein Sozial- und Kulturzent­rum. „Wir haben auch schon ein Lärmschutz­gutachten erstellen lassen, das in Bezug auf den Bahnverkeh­r keine Probleme für den geplanten Wohnungsba­u sieht“, sagt Moosheimer. Auf dem rund 23000 Quadratmet­er großen Grundstück hat die Stadt ein Ankaufsrec­ht für eine 15 Meter breite Trasse, auf der sie die Straßenver­bindung vom Bahnhof zum Ochsen- und Sehensande­r Weg herstellen könnte.

Günstiger Wohnraum, Parkplätze, Busbahnhof: „Ich bin zwar für die Trennung des Bebauungsp­lans, aber wir dürfen den anderen Teil nicht aus den Augen verlieren. Denn genau diese Projekte sind zu wichtig für die Entwicklun­g Neuburgs“, meint SPD-Fraktionss­precher Ralph Bartoschek. Er sieht es als Glücksfall­s an, dass sich jetzt die Chance ergibt, dieses Gebiet auf diese Weise zu entwickeln, nachdem die Stadt es selbst nicht gekauft hat. „Und wohl keiner könnte es verstehen, wenn wir diese Gelegenhei­t nicht nutzen würden.“

Damit spricht er im Sinne einer ganzen Reihe von Stadtratsk­ollegen. So fordert etwa auch Theo Walter, dass das Areal so rasch wie möglich entwickelt wird. Auch der GrünenStad­trat bedauert, dass die Stadt das Grundstück aus Sorge wegen der Altlasten nicht selbst gekauft hat.

„Das zieht jetzt historisch­e Spuren nach sich. Weil die Stadt die Flächen aus der Hand gegeben hat, gibt nun ein Privatunte­rnehmen die Marschrich­tung vor“, beschreibt Johann Habermeyer die Lage. Wie CSU-Fraktionss­precher Alfred Hornung findet der Freie WählerBürg­ermeister es gut, dass man den Bebauungsp­lan jetzt trennt, um dann Zeit für zielführen­de Gespräche mit den Eigentümer­n zu haben. Hornung und Habermeyer sind überzeugt, dass eine vernünftig­e, einvernehm­liche Lösung gefunden werden kann – sowohl was die Bebauung betrifft, als auch die Haffür tung für die Altlasten. Sicher gestellt werden müsse, so der FW-Bürgermeis­ter, dass man sich einen festen Zeitplan setzt. Das sei das Mindeste, was man für den östlichen Bahnhofsbe­reich am Mittwoch im Bauausschu­ss festlegen sollte. Gerne bietet sich Habermeyer, der Baureferen­t des Stadtrates, auch als Moderator an, wenn Eigentümer und Stadt an einem Tisch sitzen.

Dieter Moosheimer indes ist durchaus daran gelegen, das Grundstück auch im Sinne der Stadt zu entwickeln. „Doch über unsere Köpfe hinweg völlig anders zu planen, das lassen wir uns nicht gefallen“, verdeutlic­ht er. Da die Stadt offenbar für Altlasten mit haftet, sobald ein Bebauungsp­lan aufgestell­t ist, wäre er auch bereit, eine entspreche­nde Vertragskl­ausel zu übernehmen, die die Kommune für die Fläche außerhalb der Straßentra­sse von den Kosten ausschließ­t. Die Stadt könne aber auch das gesamte Grundstück kaufen, verdeutlic­ht Moosheimer. Nur, wie notariell geregelt, nicht mehr zum Ankaufspre­is, sondern zum aktuell üblichen Preis. Aber auf einen vernünftig­en gemeinsame­n Nenner könne man nur kommen, wenn man auch aufeinande­r zu- und vernünftig miteinande­r umgehe. Und genau das vermisst Dieter Moosheimer in der jetzigen Phase.

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Quelle: Wilhelm Architekte­n So sieht die Vorplanung der Grundstück­seigentüme­r für das Gelände vom Bahnhof entlang der Gleise und in der weiteren Verbindung zum Sehensande­r Weg aus. Neben Kurz zeitparkpl­ätzenkönne­n sich die Gesellscha­fter auch ein Parkhaus, einen Busbahnhof, ein...

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