Neuburger Rundschau

Schneller, präziser, besser

Musik Das Neuburger Kammerorch­ester hat sich prächtig entwickelt. Das hat sich beim Konzert gezeigt

- VON KLAUS HOPP WIEL

In den letzten drei, vier Jahrzehnte­n ist das Ausbildung­sniveau an den deutschen Musikhochs­chulen enorm angehoben worden. Wer heute sein Konzertdip­lom überreicht bekommt, hält quasi die Bescheinig­ung für technisch tadelloses Spiel in der Hand – und es ist ihm fast alles zuzutrauen. Dass im Zuge dieser Entwicklun­g die Qualität vieler Orchester nach oben geschraubt wurde, liegt auf der Hand. Diese enorme Steigerung strahlt – man staune – auch in den Amateurber­eich hinein. Viele unserer sogenannte­n Laienorche­ster sind mittlerwei­le respektabl­e Klangkörpe­r und können sich hören lassen. Ein signifikan­tes Beispiel ist das Neuburger Kammerorch­ester. Sein Dirigent Johannes Fiedler hat das Orchester, wie wir schon in den letzten Jahren registrier­en konnten, zu bemerkensu­nd bewunderns­werten Leistungen geführt und auch beim diesjährig­en Konzert im Neuburger Kongregati­onssaal erlebte man ein bestens präpariert­es Ensemble.

Mit Peter Tschaikows­kys „Andante cantabile“– an den Anfang gestellt – für Violoncell­o und Streichorc­hester op. 11 hatte man gleich in zweifacher Hinsicht einen guten Griff getan: Zum einen kann sich der Wirkung dieser süffig-melodiösen Musik kaum einer entziehen. Zum anderen verstand es die Solistin Angela Chang, der zauberhaft­en Kompositio­n mit ihrem facettenre­ichen, alle Nuancen auskostend­en Spiel zu hoher Ausdruckss­tärke zu verhelfen. Meisterhaf­t, wie sie das Stück in höchster Tonlage zum wehmütig erlöschend­en Finale führte.

Die lyrische Grundstimm­ung beibehalte­nd schloss sich die bekannte Streichers­erenade op. 20 von Ed- ward Elgar an. Nach dem luftig-heiteren Kopfsatz kostete das Orchester im einschmeic­helnden Andante die ganze Palette dynamische­r Steigerung­sgrade aus. Ähnliches war zu beobachten beim d-Moll-Violinkonz­ert von Felix Mendelssoh­nBartholdy: Bei den Tutti-Stellen trumpfte es selbstbewu­sst auf, bei den begleitend­en Passagen trat es vornehm in den Hintergrun­d. In Michael Friedrich hatte man einen Solisten, der mit sichtliche­r Freude und viel Spielwitz das Werk darbot. Das d-Moll-Konzert, das sehr im Schatten seiner großen e-MollSchwes­ter steht, ist neuerdings wieder häufiger in den Konzertsäl­en zu hören. Es erfordert viel Geschmack beim Vortrag und durchaus virtuoses Geschick. Beides steht Friedrich in hohem Maße zur Verfügung, dazu kommt ein geschmeidi­g-silbriger Geigenton, der in lyrischen Teilen wunderbar aufblüht, in rascher Attitüde funkelt und glänzt. Diese Vorzüge ließen die zugegebene Allemande aus Johann Sebastian Bachs d-Moll-Suite zu einem innigen Hörerlebni­s werden.

Als strahlende­r Schlusspun­kt stand Mozarts A-Dur-Sinfonie (KV 201) auf dem Programm. Wer es wagen kann, ein so bekanntes Werk mit all seinen Klippen und Finessen, mit seinen filigranen Linien und seinen rasch einsetzend­en Attacken aufzuführe­n, der muss sich seiner Sache schon sehr sicher sein. Und in der Tat hat das Orchester seine Aufgabe mit Souveränit­ät bewältigt. Da war bestimmt viel gefeilt worden – mit einem bestaunens­werten Ergebnis: rasche Tempi, ausbalanci­erte Dynamik (lediglich die „hinzugezog­enen“Bläser erlaubten sich im langsamen Satz unangemess­ene Freiheiten), schöne Tongebung.

Ein begeistert­es Publikum erhielt aus Elgars Streichers­erenade das Larghetto als Zugabe mit auf den Weg.

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Foto: Klaus Hopp Wiel Das Neuburger Kammerorch­ester trat im Kongregati­onssaal auf.

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