Urlaub in den Donau Auen
Serie (2) Nationalparks können sich zu wichtigen Wirtschaftsfaktoren entwickeln. Welche Wertschöpfungen in der Region möglich sind
In loser Folge beleuchtet eine Serie in der NR Chancen und Risiken eines möglichen Nationalparks Donau-Auen für den Landkreis und die Region. Diesmal geht es um mögliche wirtschaftliche Effekte.
Der Bayerische Wald ist ein dünn besiedeltes, dicht bewaldetes Mittelgebirge an der Grenze zu Böhmen. Die Region galt wegen des rauen Klimas und der politischen Randlage stets als Armenhaus. Wirtschaftsförderung war 1970 zwar nicht das vorrangige Ziel für die Ausweisung des Nationalparks Bayerischer Wald, doch schon bald wurde das Schutzgebiet mit heute über 700000 Besuchern pro Jahr ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in der Grenzregion. An Arbeitsplätzen fehlt es im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen eher nicht, dennoch könnte ein Nationalpark Donau-Auen positive wirtschaftliche Effekte für die Region haben.
Das Bayerische Umweltministerium wirbt in der eigens aufgelegten Broschüre „Ein dritter Nationalpark für Bayern“für das Vorhaben der Staatsregierung und nennt darin aktuelle Zahlen. Die beiden existierenden Nationalparks Bayerischer Wald und Berchtesgaden zählen zusammen knapp drei Millionen Besucher jährlich. Den beiden Regionen bringt das über 68 Millionen Euro Netto-Wertschöpfung pro Jahr. Über die Intention des Projekts heißt es von offizieller Seite, es werde damit der naturnahe Tourismus weiter gestärkt. Ein Nationalpark soll eine Erholungslandschaft für die Menschen vor Ort und ein touristischer Magnet in einer Region sein.
Wie touristische Wertschöpfung einer Landschaft funktioniert, beweist man seit vielen Jahren im Altmühltal. Der 1969 ins Leben gerufene Naturpark mit Sitz in Eichstätt hat sich zu einem Leuchtturmprojekt der Branche gemausert. Im Jahr 2015 wurden im Landkreis Eichstätt 861 465 Übernachtungen in gewerblichen Betrieben mit mehr als zehn Betten gezählt. Allerdings hapert es bei der Verweildauer: Der durchschnittliche Gast verbringt gerade einmal zwei Tage im Naturpark Altmühltal (Bayern: 2,6 Tage). Besucher länger in der Region zu halten, wäre also ein wünschenswerter Synergieeffekt eines Nationalparks.
Einen Nutzen auf beiden Seiten sieht Benjamin Hübel, Mitarbeiter im Naturpark-Infozentrum, „wenn sich die Menschen untertags im Nationalpark aufhalten, und dann in Naturpark-Gemeinden übernachten.“Beide Gebietskulissen unterscheiden sich von der Ausrichtung. Während im Nationalpark ganz offiziell die Formel „Natur natur sein lassen“gilt, wird in einem Naturpark eine Kulturlandschaft entwickelt. „Ich denke aber schon, dass beide im Einklang miteinander leben könnten“, meint Hübel. „Es darf nur nicht dazu führen, dass über den Nationalpark eine Käseglocke gestülpt wird und alle Gelder in die Region nur noch dorthin fließen.“
Dass eine räumliche Nachbarschaft positive Effekte haben könnte, glaubt auch Professor Dr. Harald Pechlaner, Inhaber des Lehrstuhls für Tourismus an der Katholischen Universität Eichstätt (siehe Interview). Zwar verfolgten beide Marken unterschiedliche Zielsetzungen, gleichwohl stelle ein Nationalpark ein attraktives touristisches Angebot dar. „Die touristische Prägung und Nutzung eines Naturparks fällt zweifelsohne stärker aus. Im Altmühltal sind Kernprodukte wie Radfahren und Wandern etabliert, es gibt eine entwickelte touristische Infrastruktur. Eine Nationalparkverwaltung kann aber von dieser Produktentwicklung lernen.“Ein Nationalpark sei zudem ein touristisches Ziel, dem aufgrund der besonderen Schutzauflagen enge Grenzen gesetzt seien. Ein Nationalpark brauche deshalb ein Vorfeld, um beispielsweise eine notwendige Übernachtungsinfrastruktur zu gewährleisten, so Pechlaner.
Wichtig sei darüber hinaus, dass der Schutz bestimmter Landschaftstypen und dessen finanzielle Förderung gerade außerhalb eines Nationalparks gewährleistet sein müssten. Der Professor verweist auf die für den Naturpark Altmühltal typischen Wacholderheiden. Langfristiges Ziel sollte daher eine Förderung schützenswerter Landschaften über Verwaltungsgrenzen hinweg sein. „Grundsätzlich sehe ich mehr Synergiepotenziale denn Konfliktsituationen.“Das gelte prinzipiell auch für das Haus im Moos, das der Landkreis nicht weit entfernt zu einem möglichen Nationalpark betreibt. „Es steht als bekannte Umweltbildungsund Tagungsstätte für sich und sollte von einem glaubwürdigen, naturnahen Tourismusangebot in der Region profitieren können, indem etwa gezielt Exkursionen in den Nationalpark angeboten werden“, so Pechlaner.