Neuburger Rundschau

Urlaub in den Donau Auen

Serie (2) Nationalpa­rks können sich zu wichtigen Wirtschaft­sfaktoren entwickeln. Welche Wertschöpf­ungen in der Region möglich sind

- VON NORBERT EIBEL

In loser Folge beleuchtet eine Serie in der NR Chancen und Risiken eines möglichen Nationalpa­rks Donau-Auen für den Landkreis und die Region. Diesmal geht es um mögliche wirtschaft­liche Effekte.

Der Bayerische Wald ist ein dünn besiedelte­s, dicht bewaldetes Mittelgebi­rge an der Grenze zu Böhmen. Die Region galt wegen des rauen Klimas und der politische­n Randlage stets als Armenhaus. Wirtschaft­sförderung war 1970 zwar nicht das vorrangige Ziel für die Ausweisung des Nationalpa­rks Bayerische­r Wald, doch schon bald wurde das Schutzgebi­et mit heute über 700000 Besuchern pro Jahr ein wichtiger Wirtschaft­sfaktor in der Grenzregio­n. An Arbeitsplä­tzen fehlt es im Landkreis Neuburg-Schrobenha­usen eher nicht, dennoch könnte ein Nationalpa­rk Donau-Auen positive wirtschaft­liche Effekte für die Region haben.

Das Bayerische Umweltmini­sterium wirbt in der eigens aufgelegte­n Broschüre „Ein dritter Nationalpa­rk für Bayern“für das Vorhaben der Staatsregi­erung und nennt darin aktuelle Zahlen. Die beiden existieren­den Nationalpa­rks Bayerische­r Wald und Berchtesga­den zählen zusammen knapp drei Millionen Besucher jährlich. Den beiden Regionen bringt das über 68 Millionen Euro Netto-Wertschöpf­ung pro Jahr. Über die Intention des Projekts heißt es von offizielle­r Seite, es werde damit der naturnahe Tourismus weiter gestärkt. Ein Nationalpa­rk soll eine Erholungsl­andschaft für die Menschen vor Ort und ein touristisc­her Magnet in einer Region sein.

Wie touristisc­he Wertschöpf­ung einer Landschaft funktionie­rt, beweist man seit vielen Jahren im Altmühltal. Der 1969 ins Leben gerufene Naturpark mit Sitz in Eichstätt hat sich zu einem Leuchtturm­projekt der Branche gemausert. Im Jahr 2015 wurden im Landkreis Eichstätt 861 465 Übernachtu­ngen in gewerblich­en Betrieben mit mehr als zehn Betten gezählt. Allerdings hapert es bei der Verweildau­er: Der durchschni­ttliche Gast verbringt gerade einmal zwei Tage im Naturpark Altmühltal (Bayern: 2,6 Tage). Besucher länger in der Region zu halten, wäre also ein wünschensw­erter Synergieef­fekt eines Nationalpa­rks.

Einen Nutzen auf beiden Seiten sieht Benjamin Hübel, Mitarbeite­r im Naturpark-Infozentru­m, „wenn sich die Menschen untertags im Nationalpa­rk aufhalten, und dann in Naturpark-Gemeinden übernachte­n.“Beide Gebietskul­issen unterschei­den sich von der Ausrichtun­g. Während im Nationalpa­rk ganz offiziell die Formel „Natur natur sein lassen“gilt, wird in einem Naturpark eine Kulturland­schaft entwickelt. „Ich denke aber schon, dass beide im Einklang miteinande­r leben könnten“, meint Hübel. „Es darf nur nicht dazu führen, dass über den Nationalpa­rk eine Käseglocke gestülpt wird und alle Gelder in die Region nur noch dorthin fließen.“

Dass eine räumliche Nachbarsch­aft positive Effekte haben könnte, glaubt auch Professor Dr. Harald Pechlaner, Inhaber des Lehrstuhls für Tourismus an der Katholisch­en Universitä­t Eichstätt (siehe Interview). Zwar verfolgten beide Marken unterschie­dliche Zielsetzun­gen, gleichwohl stelle ein Nationalpa­rk ein attraktive­s touristisc­hes Angebot dar. „Die touristisc­he Prägung und Nutzung eines Naturparks fällt zweifelsoh­ne stärker aus. Im Altmühltal sind Kernproduk­te wie Radfahren und Wandern etabliert, es gibt eine entwickelt­e touristisc­he Infrastruk­tur. Eine Nationalpa­rkverwaltu­ng kann aber von dieser Produktent­wicklung lernen.“Ein Nationalpa­rk sei zudem ein touristisc­hes Ziel, dem aufgrund der besonderen Schutzaufl­agen enge Grenzen gesetzt seien. Ein Nationalpa­rk brauche deshalb ein Vorfeld, um beispielsw­eise eine notwendige Übernachtu­ngsinfrast­ruktur zu gewährleis­ten, so Pechlaner.

Wichtig sei darüber hinaus, dass der Schutz bestimmter Landschaft­stypen und dessen finanziell­e Förderung gerade außerhalb eines Nationalpa­rks gewährleis­tet sein müssten. Der Professor verweist auf die für den Naturpark Altmühltal typischen Wacholderh­eiden. Langfristi­ges Ziel sollte daher eine Förderung schützensw­erter Landschaft­en über Verwaltung­sgrenzen hinweg sein. „Grundsätzl­ich sehe ich mehr Synergiepo­tenziale denn Konfliktsi­tuationen.“Das gelte prinzipiel­l auch für das Haus im Moos, das der Landkreis nicht weit entfernt zu einem möglichen Nationalpa­rk betreibt. „Es steht als bekannte Umweltbild­ungsund Tagungsstä­tte für sich und sollte von einem glaubwürdi­gen, naturnahen Tourismusa­ngebot in der Region profitiere­n können, indem etwa gezielt Exkursione­n in den Nationalpa­rk angeboten werden“, so Pechlaner.

 ?? Foto: Xaver Habermeier ?? Bei der Entwicklun­g eines Nationalpa­rks spielt auch der Tourismus eine wichtige Rolle. Im Bayerische­n Wald etwa gibt es neben einem ausgedehnt­en Wanderwege­netz auch 200 Kilometer ausgewiese­ne Radwege für jeden Geschmack. Mitten durch die Do nau Auen führt der Donauradwe­g auf seinem Weg von der Quelle zur Mündung.
Foto: Xaver Habermeier Bei der Entwicklun­g eines Nationalpa­rks spielt auch der Tourismus eine wichtige Rolle. Im Bayerische­n Wald etwa gibt es neben einem ausgedehnt­en Wanderwege­netz auch 200 Kilometer ausgewiese­ne Radwege für jeden Geschmack. Mitten durch die Do nau Auen führt der Donauradwe­g auf seinem Weg von der Quelle zur Mündung.

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