Schindeles langer Wunschzettel
Halbzeit im Rathaus Vor neun Jahren wurde Franz Schindele Pöttmeser Bürgermeister. 2014 bestätigten ihn die Wähler mit großer Mehrheit im Amt. Was er bis zum Jahr 2020 erreichen will
Drei Jahre bleiben bis zum Ende dieser Legislaturperiode. Der Wunschzettel des Pöttmeser Bürgermeisters Franz Schindele, was bis dahin alles passieren soll, ist lang. Der 60-Jährige zählt einen Punkt nach dem anderen auf und lacht irgendwann selbst, als die Liste kein Ende nimmt. „Ob wir das alles abarbeiten können, ist offen“, gibt er zu.
Das größte Projekt ist das Ärztehaus, das derzeit gebaut wird. Mit ihm will die Gemeinde die medizinische Versorgung im Ort sichern. Auch in der Schule stehen Arbeiten an: Der Pausenhof soll umgestaltet werden, die Klassenzimmer erhalten Akustikdecken. Schindele will mit dem Gemeinderat außerdem den Ausbau des Radwegenetzes vorantreiben: Er nennt die Abschnitte Pöttmes-Kühnhausen und das Stück an der Staatsstraße 2047 bei Osterzhausen zwischen dem Baarer Ortsteil Heimpersdorf und dem Petersdorfer Ortsteil Willprechtszell.
Die Umgehung von Gundelsdorf würde er ebenso gerne in die Wege leiten wie eine bessere Busanbindung von Pöttmes nach Aichach. Sie soll unter anderem die Pöttmeser Wirtschaftsschule attraktiver machen und dort die Klassen stärken. Es gebe „gute Gespräche“, auch mit dem Landkreis, so Schindele.
Vor der Kommunalwahl 2014 hatten alle drei Fraktionen – Bürgerblock, CSU und CWG – die Forderung nach mehr Bauplätzen in ihren Programmen. In Pöttmes wurden inzwischen neue Wohnbauflächen geschaffen, auch das Gewerbegebiet wurde erweitert. Nun sollen in Gundelsdorf und Echsheim neue Flächen für Bauwillige entstehen. Für die Karitzstraße in Gundelsdorf werden demnächst die Grundstückspreise festgelegt, am Badanger in Echsheim sucht die Gemeinde noch nach einem Kompromiss mit einem benachbarten Landwirt.
Bis Ende 2018 soll der Breitbandausbau in der Marktgemeinde voranschreiten, bei dem es zuletzt Verzögerungen gab (wir berichteten). Große Brocken werden die Sanierung der Kläranlage und der Trinkwasserversorgung sein. All das kostet viel Geld. Schindele ist dennoch zuversichtlich: „Wir haben momentan viele Chancen aufgrund der guten wirtschaftlichen Entwicklung und der Fördermöglichkeiten.“Das habe viele Projekte ermöglicht. Der Rathauschef sagt: „Wir haben unheimlich viel investiert in den letzten Jahren.“
Er erinnert unter anderem an das neue Rathaus, die Sanierung des Marktplatzes, die bisherigen Radwege, den Ausbau der Ortsdurchfahrten in Pöttmes und Wiesenbach und die Sanierung des Echsheimer Ortskerns. Schindele spricht von einer „unglaublichen Dynamik“in der Gemeinde - auch mit Blick auf die alljährlich neuen Einwohnerrekorde und die zunehmenden Geburten. Zahlen, die jeden Bürgermeister freuen, aber auch Verpflichtungen mit sich bringen. Die Gemeinde muss in der sozialen Infrastruktur nachlegen - manchmal schneller als erwartet. So wie beim neuen Kindergarten Storchennest, der in nur einem Jahr hochgezogen wurde. Viel anderes blieb der Marktgemeinde angesichts massiv gestiegener Anmeldezahlen auch nicht übrig. Schließlich ist Kinderbetreuung eine kommunale Pflichtaufgabe.
Anderes musste vorerst zurückstehen. Das Ärztehaus, für das bereits die Baugenehmigung vorlag, wurde geschoben. Auch eine finanziell gut gestellte Gemeinde wie Pöttmes kann Geld nur einmal ausgeben. Schindele erkennt ausdrücklich an, dass die Mitglieder des Marktgemeinderats sich dennoch immer wieder in großer Einigkeit für „wegweisende Projekte“, wie er sagt, entscheiden: das Ärztehaus, den Kindergarten oder den Ausbau des Pflegezentrums St. Hildegard, den die Gemeinde unter anderem mit einer Bürgschaft unterstützte.
Obwohl bereits der nächste Wahlkampf seine Schatten vorauswirft und sich in so manche Diskussion gelegentlich Töne einschleichen, die nicht dem für Pöttmes üblichen sachlichen Debattenstil entsprechen. Schindele spricht von „punktuellen Störungen“und betont lieber, er wolle die gute, kollegiale Zusammenarbeit im Gemeinderat wieder verbessern. Nicht nur dort, sondern im ganzen Ort liege ihm ein „Wir-Gefühl“am Herzen.
Denkt er angesichts des langen Wunschzettels über eine dritte Amtszeit als Bürgermeister nach? Schindele hält sich bedeckt, will sich die Entscheidung noch offen lassen. An die zurückliegende Wahl von 2014 hat er gute Erinnerungen. Dass er mit 97 Prozent im Amt bestätigt wurde, sei für ihn eine wichtige Bestätigung gewesen und habe ihm mehr Sicherheit gegeben, sagt er.
Mehr Sicherheit und die Ruhe, um wenigstens regelmäßig seinen Urlaub zu nehmen. Das war in den ersten sechs Jahren anders. „Da habe ich nur Gas gegeben“, sagt er rückblickend.
Mittlerweile gönnt er sich ab und zu eine Auszeit – auch auf sanften Druck seiner Ehefrau Barbara. Sie bestand nach der ersten Amtszeit darauf, nicht mehr „nur“einen Bürgermeister, sondern auch einen Ehemann zu Hause zu haben.