Bayerns SPD bekommt eine Chefin
Mitgliederbefragung Generalsekretärin Natascha Kohnen erreicht gegen fünf Männer im ersten Anlauf die absolute Mehrheit. Der scheidende Landesvorsitzende nennt das „sensationell“
Die Generalsekretärin der bayerischen SPD, Natascha Kohnen, hat sich im Rennen um den SPD-Landesvorsitz überraschend klar gegen fünf Männer durchgesetzt. Bei der ersten Mitgliederbefragung in der Geschichte der Bayern-SPD, an der sich knapp die Hälfte der rund 60 000 Parteimitglieder beteiligte, erhielt die 49-jährige Landtagsabgeordnete aus Neubiberg bei München mit 53,8 Prozent die absolute Mehrheit. Ihre Wahl zur neuen bayerischen SPD-Chefin beim Landesparteitag am 20./21. Mai in Schweinfurt gilt damit als sicher.
Freundlichen Applaus gab es gestern Nachmittag bei der Bekanntgabe der Ergebnisse in der SPD-Zentrale in München für alle Kandidaten. Als aber an fünfter Stelle – es ging streng nach Alphabet – Kohnens Ergebnis verkündet wurde, brach unter den rund hundert anwesenden Genossen und Parteimitarbeitern Jubel aus. Alle Nervosität, die sich in der Endphase des internen und zuletzt auch recht harten Wahlkampfs aufgebaut hatte, schien von der Partei abzufallen.
Das galt auch für die Siegerin des Tages. „Ich muss ganz ehrlich sagen, ich war heute tierisch aufgeregt und dann sehr, sehr bewegt. Und jetzt muss ich sagen: Krass, ich fühle mich unglaublich geehrt“, sagte Kohnen und gab sich gleich selbst eine Anweisung, um dem aktuellen Rausch der Gefühle Herr zu werden: „Tief durchatmen, runterkommen und Struktur reinkriegen.“
Die Gratulanten standen Schlange. SPD-Vize Thorsten SchäferGümbel meldete sich telefonisch: „Jetzt rocken wir gemeinsam die SPD.“Der scheidende Landeschef Florian Pronold kommentierte: „Bei einem so großen Bewerberfeld im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit zu erzielen, das ist sensationell.“Und der Chef der SPD im Landtag, Markus Rinderspacher, fühlte sich bestätigt und zeigte sich zugleich erleichtert: „Ich habe ihr dieses Ergebnis zugetraut und freue mich riesig. Das tut uns allen gut.“
Kohnens stärkster Gegenkandidat, Florian von Brunn, nahm es sportlich. Er sprach von einem „überzeugenden Ergebnis“und sagte: „Es ist erst einmal ihr Sieg und nicht meine Niederlage.“Wie auch die anderen Kandidaten sicherte er der designierten Parteichefin seine Unterstützung zu.
Bereits beim Parteitag will Kohnen für ihren künftigen Kurs werben. Ihr gehe es zum einen um eine klare Zuspitzung des zentralen SPD-Themas „soziale Sicherheit“. Dazu gehöre etwa die Forderung nach beitragsfreien Kindertagesstätten und nach einer Kindergrundsicherung. Zum anderen trete sie für eine Änderung des Politikstils ein. Ihr Plan: „Wir stellen unsere Politik und unsere Themen in den Mittelpunkt und arbeiten uns nicht am politischen Gegner ab.“