LahmlegerLusche

Was macht den Bedenkenträger eigentlich zur Lusche? Warum steht er speckig und im schlecht sitzenden Anzug im Weg, statt die Bahn freizumachen für den flutschenden Fortschritt im pinkfarbenen Polohemd? Ist es das Denken? Ist es seine stützstrumpffarbige Erscheinung? Der Bedenkenträger belastet sich mit Gedanken und Einwänden, er trägt schwer an allen möglichen Überlegungen, die anzustellen er nicht umhinkann. Abwägen ist nicht sexy. Bedachtsamkeit hat kein besonders gutes Ansehen, denn das Tempo ist hoch und die Konkurrenz schläft nicht bzw. denkt im Zweifelsfall weniger und zieht es stattdessen eben durch. Der gewöhnlich obsiegende Gegenspieler des Bedenkenträgers ist deshalb der Macher.

Das alles führt uns gerade jeden Abend vor der Tagesschau ein Werbespot der Telekom vor, die dynamisch verspricht: „Wir machen den Mittelstand digital“. Auf dem Weg dorthin, wie gesagt, gilt es, Hindernisse, Zauderer und Bremser aus dem Weg zu räumen. Bedenkenträger eben, die nicht mitziehen, sondern bloß zögern. Der Spot nennt diese Typen „Lahmleger-Lusche“und „VielleichtFluffi“.

Von der Lusche hat man lange nichts gehört. Sie führte zuletzt ein Nischendasein in Schafkopfrunden und auf Kreisligafußballplätzen mit analogen Werbebanden der örtlichen Betriebe. Als Synonym für Versager, Niete und Flasche war die Lusche kaum noch bemüht worden und stand ganz im Schatten von Losern und Warmduschern und Underperformern. Werber wären nicht Werber, wüssten sie das nicht und hätten sie nicht im Wort Lusche das Vorgestrige, Verzopfte idealtypisch verkörpert gesehen. Und obendrauf noch doppeln, damit auch alle erkennen: Der Schimmel im Bild ist so was von einem weißen Schimmel!

Diesem Mittelstandsverständnis verdanken wir also die LahmlegerLusche und den Vielleicht-Fluffi, in dem unschwer ein Wiedergänger des Weicheis zu erkennen ist. Sind so Leute, mit denen man im Zweifelsfall lieber ein Bier trinken geht als mit den Flottmacher-Typen und Unbedingt-Leistern, die ihre Barhocker im Internet kaufen.