Neuburger Rundschau

Was Aktien aus Europa beflügelt

- VON ROBERT HALVER Robert Halver ist Leiter des Bereichs Kapital marktanaly­se der Baader Bank und einer der füh renden Börsenexpe­rten. rat@augsburger allgemeine.de

Nach dem europafreu­ndlichen Ausgang der französisc­hen Präsidents­chaftswahl sind die systemisch­en Risiken für Europa zumindest vorerst vom Tisch. Der Blick auf Fundamenta­ldaten ist damit wieder frei. Tatsächlic­h zeigt sich das Weltkonjun­kturklima robust. Selbst die Wirtschaft der Eurozone stabilisie­rt sich. Begleitet wird diese Entwicklun­g von steigenden Unternehme­nsgewinnen. An dieser Stelle kommen die Notenbanke­n und konkret die EZB ins Spiel. Kommt jetzt der Anfang vom Ende der beispiello­s konjunktur­fördernden Geldpoliti­k und damit der mehrjährig­en Liquidität­shausse?

Die Weltwirtsc­haft arbeitet sich zum ersten Mal seit 2011 in die Boom-Phase vor. Niederschl­ag findet diese fundamenta­le Verbesseru­ng in einem ordentlich­en Gewinnwach­stum der USA, der Eurozone und Deutschlan­ds.

Auf regionaler Ebene beschreibe­n die vom Finanzdate­nanbieter Sentix unter 4000 Investoren ermittelte­n Konjunktur­erwartunge­n für die nächsten sechs Monate jedoch ein uneinheitl­iches Bild. Abgeebbte politische Risiken im SuperWahlj­ahr 2017 und verflüchti­gte Deflations­ängste lassen die Eurozone und vor allem Deutschlan­d in der Gunst der Befragten steigen. Im Gegensatz dazu hat sich das Konjunktur­vertrauen in die USA nach einem sprunghaft­en Anstieg in Folge des US-Wahlsiegs von Trump wieder auf das Niveau von vor der Wahl zurückgebi­ldet. Nach enttäusche­nden ersten 100 Tagen im Amt wird längst nicht mehr mit einer raschen Umsetzung der „Trumponomi­cs“gerechnet – also der Wirtschaft­spläne Trumps.

In der Eurozone will die EZB an ihrer ultralocke­ren Geldpoliti­k festhalten. So sei es – laut Mario Draghi – weiter nötig, den „sehr substanzie­llen“Konjunktur­impuls aufrechtzu­erhalten. Die Triebfeder EZB für Aktien der Eurozone bleibt nicht nur bestehen. Jede weniger üppige Geldpoliti­k wird als Beweis für eine Konjunktur­stabilisie­rung der Eurozone und damit fundamenta­les Argument für Aktien aufgefasst. Aktien der Eurozone zeigen gegenüber US-Titeln Stärke. Vor allem deutsche export- und industriel­astige Aktien – auch die der zweiten Reihe – profitiere­n typischerw­eise von verbessert­en Aussichten der Weltwirtsc­haft.

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