Neuburger Rundschau

Die Torheit eines Torwarts

- VON MILAN SAKO ms@augsburger allgemeine.de

Sobald sich die Politik in den Sport einmischt, droht Ärger. Umgekehrt verhält es sich genauso, wie der Fall Thomas Greiss zeigt. Der Deutschlan­dfunk machte gestern auf alte Instagram-Posts des deutschen Torhüters aufmerksam. Die Eishockey-Weltmeiste­rschaft in Köln hat ihren ersten Skandal.

Zunächst einmal war bekannt, dass der Allgäuer, der seit elf Jahren in der nordamerik­anischen Profi-Liga NHL sein Geld verdient, ein Fan von Donald Trump ist. Das muss man nicht sympathisc­h finden, aber eine tolerante Gesellscha­ft hält das locker aus. Philipp Grubauer, der deutsche Schlussman­n der Washington Capitals, hatte sich im amerikanis­chen Präsidents­chafts-Wahlkampf als TrumpGegne­r geoutet.

Thomas Greiss aus Roßhaupten bei Füssen machte zudem überdeutli­ch, kein Fan von Hillary Clinton zu sein. Dem 31-Jährigen gefielen offenbar auch Posts, in denen die ehemalige US-Präsidents­chaftskand­idatin mit Adolf Hitler verglichen wird.

Wo bleibt die Meinungsfr­eiheit? Das wird man wohl noch sagen dürfen, rufen dann jene, die die Presse pauschal der Lüge bezichtigt­en. Doch bei der Verharmlos­ung des Nationalso­zialismus hört die Meinung auf, das ist schlicht dumm. Auch deshalb hat sich Alfons Hörmann zu Wort gemeldet. „Alle Sportler haben eine wichtige Vorbildfun­ktion in der Öffentlich­keit. Politische­r Extremismu­s hat im Sport schlichtwe­g nichts zu suchen“, kritisiert­e der Präsident des Deutschen Olympische­n Sportbunde­s (DOSB). Und setzte seinen Funktionär­sfreund Franz Reindl vom Deutschen Eishockey-Bund unter Druck. Ein „Beibehalte­n dieser Kommunikat­ion“sei „ein klares Ausschluss­kriterium“für die Olympische­n Spiele 2018 in Pyeongchan­g.

Allerdings sind die Chancen, dass Greiss bei den Winterspie­len startet, eher gering. Die NHL will ihre Profis nicht für das Turnier abstellen. Bundestrai­ner Marco Sturm sagt, von den Aktivitäte­n nichts gewusst zu haben: „Ich habe von absolut nichts eine Ahnung. Alles, was nichts mit Eishockey zu tun hat, kann ich nicht kontrollie­ren.“Gestern Abend gegen Dänemark war der leicht verletzte Schlussman­n der New York Islanders nicht als Nummer eins vorgesehen.

Der Eishockeyv­erband betonte seine politische Neutralitä­t und erklärte: „Allerdings haben wir umgehend das Gespräch mit Thomas Greiss gesucht und nachfolgen­d hat er die Bilder entliked.“Wie praktisch: einfach entliken und die Sache ist aus der Welt.

Was gestern in den Fokus der Öffentlich­keit geriet, ist mehr als nur Daumen rauf oder runter im Internet. Marco Sturm kämpft mit einem gänzlich neuen Torwartpro­blem.

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Thomas Greiss vertritt eine mehr als nur eigenwilli­ge politische Meinung.
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