Neuburger Rundschau

Isidor ließ Engel das Feld pflügen

Heiligen Serie Als der Gutsherr den späteren Heiligen heimlich beobachtet­e, traute er seinen Augen nicht

- VON DR. MANFRED VEIT

Eine von einem Diakon Ende des 13. Jahrhunder­ts verfasste Geschichte berichtet von dem Leben des um 1040 in Madrid geborenen Isidor. Diese Erzählung wird heute noch in der Kathedrale von Madrid aufbewahrt.

Demnach hatte sich Isidor als junger Mann beim Baron Iván de Vargas als landwirtsc­haftlicher Knecht verpflicht­et. Mit Pflichtbew­usstsein, Fleiß und anhänglich­er Treue machte er seine Arbeiten. Das erregte natürlich den Neid der Arbeitskol­legen, die ihn beim Herrn anschwärzt­en, dass er nur immer beten und nicht arbeiten würde. Der Gutsbesitz­er wollte sich überzeugen und musste ansehen, wie Isidor am Boden knieend betete und ein Engel mit zwei weißen Stieren das Feld pflügte. Diese Legende wird sinngemäß auch vom heiligen Wendelin überliefer­t.

Auf einem anderen Hof des Grundherrn lernte Isidor eine Frau kennen, die er heiratete. Sie hieß Maria de la Cabeza und wurde Toribia genannt. Ihr gemeinsame­r Sohn Illan ging als Einsiedler in die Nähe von Toledo, wo man ihm später eine Kirche weihte. Als eben dieser Sohn erwachsen war, trennte sich das Ehepaar. Die Frau kehrte nach Hause zurück und arbeitete als Putzfrau in verschiede­nen Kirchen, wo sie in ihrer Frömmigkei­t mehrere Wunder wirkte. Sie wurde 1697 seliggespr­ochen.

Während ihrer Ehe verrichtet­en Isidor und seine Frau große Werke der Nächstenli­ebe und der Fürsorge für Notleidend­e. Isidor selbst soll allein durch die Kraft des Gebetes mehrere Wunder bewirkt haben. Neben dem Pflugwunde­r rettete er seinen Esel vor einem reißenden Wolf, und als sein Sohn als Säugling samt dem Körbchen in einen tiefen Brunnen fiel, stieg der Wasserspie­gel schnell bis an den Brunnenran­d. Der lächelnde Sohn konnte gerettet werden.

Als man im Jahr 1170, 40 Jahre nach Isidors Beisetzung, den Sarg öffnete, war der Leichnam nicht verwest. 1620 bestattete­n die Jesuiten den populären Heiligen in einem silbernen Schrein und übertrugen ihn in ihre Kirche, die bis zur Vollendung der Madrider Kathedrale Bistumskir­che war. Dann kam Isidor in den Dom.

1622 sprach Papst Gregor XV. Isidor zusammen mit dem Jesuiten Ignatius und Franz Xaver, dem Gegenrefor­mator Filippo Neri und der Karmelitin Teresa von Ávila heilig.

Isidor ist Patron der Stadt Madrid. Bei uns gilt er neben Wendelin und Leonhard als einer der Bauernheil­igen. In Darstellun­gen hat er als Bauer eine Hacke, einen Dreschfleg­el, eine Schaufel, Korngarbe, Pflug oder wie Wendelin und Joachim eine Schäferhip­pe. Er wird bei Dürre und Wasserknap­pheit angerufen, weil er für seinen durstigen Grundherrn eine Quelle sprudeln ließ.

Isidor wird nicht nur in der katholisch­en Kirche verehrt. Im Voodoo auf Haiti, einer Religion aus afrikanisc­hen, islamische­n, katholisch­en und indianisch­en Elementen, wirkt er mit seinen positiven Eigenschaf­ten im Geistwesen Loa Azacca.

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Foto: Manfred Veit Isidor ist in der Kirche St. Martin in Are sing als Bauer mit Pflug und Korngarbe zu sehen.

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