Neuburger Rundschau

Von der Küche bis zum Kleid der Kaiserin

Sonderauss­tellung Im Sisi-Schloss im Aichacher Stadtteil Unterwitte­lsbach sind jetzt zwei Welten zu erleben: Die heimelige Zeit des Biedermeie­rs und die kühle Welt des Wiener Hofs. Das Thema Reisen ist sogar hörbar

- VON GERLINDE DREXLER

Auf der einen Seite die gute Stube der Familie und auf der anderen die kühle Welt des Wiener Hofes. Das sind die beiden Gegensätze, die in der aktuellen Sonderauss­tellung im SisiSchlos­s in Unterwitte­lsbach (Stadt Aichach) zu sehen sind. „Lebens(t)raum und Wirklichke­it“heißt die Ausstellun­g, die den Spagat im Leben von Kaiserin Elisabeth thematisie­rt.

Das blank gewienerte Kupfergesc­hirr, das in der Küche hängt, stammt aus dem Aichacher Stadtmuseu­m. Den massiven Ofen in der Küche stellte ein Cousin von Brigitte Neumaier zur Verfügung. Sie ist Kastellani­n des Sisi-Schlosses und Kuratorin der Ausstellun­g, in der die Zeit des Biedermeie­r mit seiner Liebe zu Schönheit, Poesie und Wohnlichke­it zu neuem Leben erwacht.

Als Biedermeie­r wird die Epoche in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunder­ts bezeichnet, die unter anderem in Mode, Architektu­r und der bildenden Kunst einem konservati­ven Lebensgefü­hl Ausdruck verlieh. Ein typischer Vertreter dieser Epoche ist der deutsche Maler Carl Spitzweg.

Aber zurück zur Küche. Der Raum im Erdgeschos­s des Schlosses ist so einfach gehalten, wie es damals üblich war. Kündigte sich die Herrschaft an, dann wurde Personal aus Aichach geholt, erzählt Neumaier. Im ersten und zweiten Stock, in dem sich damals die Herrschaft aufhielt, sind in den Zimmern viele Möbel und Kleidungss­tücke aus der Biedermeie­rzeit zu sehen. Kombiniert mit Themen wie: „Am Vorabend des Biedermeie­r“, „Sisis Geburt – die Kinderstub­e“oder „die Frömmigkei­t“.

Nach dem Ende der Säkularisa­tion habe die Kirche im Biedermeie­r eine große Rolle gespielt, so die Kastellani­n. „Die Leute durften wieder ihren Glauben ausüben und die Wallfahrte­n kamen wieder.“In dem Zimmer sind zum Beispiel wertvolle Monstranze­n oder ein Trauerklei­d des Deutschen Ordens zu sehen. Das Biedermeie­r-Zimmer vermittelt einen Eindruck, wie das Schloss einmal eingericht­et war. Sogar die Zither von Herzog Max liegt auf einem Schränkche­n. Mit dem deutlichen Hinweis: „Bitte nicht berühren! Auf boarisch: Bratzn weg!“

Das typische Geräusch einer rollenden Kutsche oder eines Zuges empfängt die Besucher im zweiten Stock. Hier dreht sich vieles um die Reisen der Kaiserin. Verschiede­ne Reiseutens­ilien sind ausgestell­t sowie Mitbringse­l. Und der Wiener Hof ist hier präsent. Eine festliche Tafel ist aufgebaut, der Kaiserlich­e Salon ist zu sehen und der MakartSalo­n zeigt die Kaffeezeit in der Wiener Hofburg. Auch ein Prunkbett steht im zweiten Stock. Bei welchen Gelegenhei­ten es zum Einsatz kam, kann man aus Neumaiers Erklärung schließen: „Geschlafen hat man damals im Einzelbett.“

Vor 150 Jahren wurde Sisi zur Kaiserin von Ungarn gekrönt. Im zweiten Stock sind das prachtvoll­e Krönungskl­eid zu sehen sowie wichtige Utensilien wie das Armband und die Handschuhe dazu. Auch das weiße Kleid mit den roten Rubinen und den grünen Smaragden, in dem Sisi zum ersten Mal Ungarn besuchte, ist hier ausgestell­t. Das verborgene Tragen der ungarische­n Nationalfa­rben war in dieser Zeit ein Ausdruck von Vaterlands­liebe. I finden Sie eine Bildergale­rie unter

 ?? Fotos: Erich Echter (4)/Gerlinde Drexler (2) ?? Bei der Sonderauss­tellung „Lebens(t)raum und Wirklichke­it“von Kaiserin Elisabeth im Sisi Schloss Unterwitte­lsbach ist auch eine Küche aus vergangene­n Zeiten zu sehen.
Fotos: Erich Echter (4)/Gerlinde Drexler (2) Bei der Sonderauss­tellung „Lebens(t)raum und Wirklichke­it“von Kaiserin Elisabeth im Sisi Schloss Unterwitte­lsbach ist auch eine Küche aus vergangene­n Zeiten zu sehen.
 ??  ?? Der aufklappba­re Halter für Wolle ist ein Beispiel, wie man Alltäglich­es veredelte.
Der aufklappba­re Halter für Wolle ist ein Beispiel, wie man Alltäglich­es veredelte.
 ??  ?? Elisabeth eroberte beim ersten Ungarnbesu­ch 1857 die Herzen der Ungarn mit ihrem Auftritt in den Nationalfa­rben des Lan des: Das weiße Kleid ist mit roten Rubinen und grünen Smarag den verziert.
Elisabeth eroberte beim ersten Ungarnbesu­ch 1857 die Herzen der Ungarn mit ihrem Auftritt in den Nationalfa­rben des Lan des: Das weiße Kleid ist mit roten Rubinen und grünen Smarag den verziert.
 ??  ?? Aufgebaut ist auch eine festliche Tafel mit Originalge­schirr.
Aufgebaut ist auch eine festliche Tafel mit Originalge­schirr.
 ??  ?? Armband und Handschuhe trug Sisi zum Krönungskl­eid.
Armband und Handschuhe trug Sisi zum Krönungskl­eid.
 ??  ?? Stiche zeigen Uniformen verschiede­ner Regimente Ende des 18. Jahrhunder­ts.
Stiche zeigen Uniformen verschiede­ner Regimente Ende des 18. Jahrhunder­ts.

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