Neuburger Rundschau

Tränen der Enttäuschu­ng

Bundesliga Der FC Ingolstadt ist nach dem 1:1 beim SC Freiburg abgestiege­n. Was Kapitän Marvin Matip und Geschäftsf­ührer Harald Gärtner sagen und wie es weitergeht

- VON BENJAMIN SIGMUND

Die riesige Enttäuschu­ng war Harald Gärtner in jeder Sekunde des Gesprächs mit den Journalist­en anzumerken. Der FC Ingolstadt war gerade auf dramatisch­e Weise aus der Fußball-Bundesliga abgestiege­n (siehe auch überregion­aler Sport). Der Geschäftsf­ührer des FCI beantworte­te sämtliche Fragen. Doch irgendwann musste er das Gespräch abbrechen, konnte die Tränen nicht mehr unterdrück­en.

Gärtner war nicht der einzige Ingolstädt­er, der Emotionen zeigte. Die Spieler weinten erst auf dem Rasen, dann in der Kabine. Nach Reden war kaum einem zumute. Der Abstieg war zwar keine Überraschu­ng mehr, das dramatisch­e Szenario der Nachspielz­eit mit einer Achterbahn der Gefühle tat aber ihr Übriges. Das 1:1 beim SC Freiburg war für den FC Ingolstadt letztlich zu wenig, um weiterhin vom Klassenerh­alt träumen zu dürfen. „Es tut sehr, sehr weh“, sagte Gärtner immer wieder. „Die Mannschaft hat alles reingeworf­en, um das Unmögliche noch möglich zu machen.“Zwei Siege hatte man sich zum Abschluss vorgenomme­n. Nun ist bereits nach dem ersten Spiel alles vorbei. Zu sehr hatte man sich in der Schlusspha­se drauf verlassen, dass der Hamburger SV beim FC Schalke verliert und die Hoffnung bestehen bleibt. „Wir haben kurz vor Schluss gehört, kein Risiko zu gehen, weil es 1:0 für Schalke stand. Dann haben wir gesagt, wir nehmen den Punkt mit und haben unser Finale“, schilderte Marvin Matip die Situation in der Schlusspha­se. Doch Hamburg glich aus und Ingolstadt war abgestiege­n. Nach zwei Jahren endet damit der Traum von der Bundesliga. „Wir haben immer gesagt“, sagte Gärtner, „dass bei uns viele Mosaikstei­nchen zusammenpa­ssen müssen, um in der Liga zu bleiben.“Da bestehe eben auch die Möglichkei­t, dass es nicht reiche. In die Zukunft blicken wollte Gärtner in diesen Minuten nicht. Zuerst müsse die Spielzeit analysiert werden. „Mir ist nicht bange, wir werden uns aufrappeln und wieder aufstehen“, sagte er. Zum Thema Wiederaufs­tieg wollte er sich nicht äußern. Nur so viel: „Wir sind ehrgeizig genug im Verein.“

Die Partie in Freiburg passte in das Gesamtbild der Ingolstädt­er Saison. Die Chancen waren da, das Spiel zu gewinnen. Genutzt wurden sie allerdings nicht. Der Treffer von Dario Lezcano zum Ausgleich (43.) war zu wenig. Wieder einmal agierten die Schanzer stark, waren besser als der Gegner. „Wir hatten es nicht verdient zu gewinnen“, sagte Freiburgs Trainer Christian Streich. „Dafür war Ingolstadt zu gut.“

Worte, die in dieser Saison immer mal wieder von Gegnern zu hören waren. Was dennoch bleibt, ist der Abstieg. Kapitän Marvin Matip fand im schlechten Saisonstar­t einen zentralen Grund. „Wenn man zwei Punkte nach zehn Spielen hat, ist es schwierig, das noch aufzuholen“, sagte er. „Es ist uns allen bewusst, dass wir viel selbst beigetrage­n haben.“Mannschaft­skollege Almog Cohen, eigentlich ein redefreudi­ger Zeitgenoss­e, blieb auf dem Weg zum Bus kurz bei den Journalist­en stehen. Ihm fehlten schlicht die Worte. „Wir haben Charakter gezeigt. Aber ich habe eigentlich nicht viel zu sagen“, meinte er mit traurigem Blick.

Auch auf den Rängen herrschte Fassungslo­sigkeit. 1200 Fans hatten die Schanzer nach Freiburg begleitet. Pfiffe wie an anderen Standorten gab es keine, die Mannschaft wurde mit Applaus bedacht. „Die Fans haben ein Gespür, was die Mannschaft geleistet hat“, sagte Gärtner. Nun konnte er seine Tränen nicht mehr zurückhalt­en.

 ?? Fotos: Roland Geier ?? Am Boden zerstört: Freiburgs Torwart Alexander Schwolow tröstet FCI Verteidige­r Marcel Tisserand.
Fotos: Roland Geier Am Boden zerstört: Freiburgs Torwart Alexander Schwolow tröstet FCI Verteidige­r Marcel Tisserand.
 ??  ?? Seelsorger Maik Walpurgis: Hier kümmert sich der Trainer des FC Ingolstadt um Flo rent Hadergjona­j.
Seelsorger Maik Walpurgis: Hier kümmert sich der Trainer des FC Ingolstadt um Flo rent Hadergjona­j.
 ??  ?? Pure Enttäuschu­ng: Maik Walpurgis mit Markus Suttner.
Pure Enttäuschu­ng: Maik Walpurgis mit Markus Suttner.

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