Neuburger Rundschau

Wird nun Gemüse auf dem Friedhof verboten?

Trauer Acht Monate nach den Ereignisse­n um die Tomatenpfl­anze auf einem Grab soll der „Anbau“geregelt werden

- VON BASTIAN SÜNKEL

Nach den deutschlan­dweiten Diskussion­en dachte man, auf dem Friedhof kehrt Stille ein. Doch nun, acht Monate nachdem die Debatten um Trauerarbe­it und Grabkultur langsam ein Ende fanden, werden die Tomaten auf einem Grab im Friedhof an der Franziskan­erstraße wohl ein letztes Mal Thema in Neuburg sein.

In der Sitzung am Dienstag erwartet die Stadträte ein Antrag, den Friedhofsr­eferentin Elfriede Müller (CSU) zusammen mit der Verwaltung ausgearbei­tet hat. Wenn das Gremium zustimmt, wird die städtische Friedhofss­atzung an drei Stellen geändert. Darunter auch jener Paragraf 18, der bei der Diskussion um das Tomatengra­b von Referentin und Verwaltung unterschie­dlich ausgelegt wurde. Während die Friedhofsv­erwaltung die Tomatenpfl­anze akzeptiert hätte, solange keine anderen Gräber vom Wildwuchs überwucher­t werden, sprach sich Friedhofsr­eferentin Müller strikt gegen die Pflanzen aus. „Bei aller Sympathie für die Trauerbewä­ltigung, aber ein Friedhof ist kein Schreberga­rten“, begründete die Friedhofsr­eferentin damals ihre Ankündigun­g, Obst, Gemüse und alle anderen Nahrungsmi­ttel vom Friedhof ein für allemal zu verbannen.

Nun ist es offenbar so weit. Im Antrag heißt es, dass Paragraf 18 nun dahingehen­d ergänzt werden solle, „dass insbesonde­re der Anbau von Obst- und Gemüsepfla­nzen untersagt wird“. Auch dass sich die Änderung konkret auf den Fall im vergangene­n Jahr bezieht, ist im Antragssch­reiben vermerkt.

Warum der Antrag erst acht Monate nach dem Vorfall den Weg in den Stadtrat findet, erklärt Friedhofsr­eferentin Müller am Telefon. Offensicht­lich gibt es nun eine Obstpflanz­e auf einem Grab. Sie verdeutlic­ht, sie als Friedhofsr­eferentin stehe außerdem zu ihrer Meinung, dass Pflanzen mit Nahrungsmi­tteln nichts auf dem Friedhof verloren haben. An ihrer Aussage von damals habe sich nichts geändert.

Gabriele Kumpfe weiß, was die Diskussion um das Tomaten-Grab für Kreise gezogen hat. Die Leiterin der Friedhofsv­erwaltung ist auch deshalb zufrieden, weil bald keine Auslegungs­fragen mehr offen bleiben – sollte der Stadtrat am Dienstag der Änderung zustimmen: „Durch die Formulieru­ng haben wir künftig eine klare Handhabe, wie wir damit umzugehen haben.“Gabriele Kumpfe spricht davon, dass ab diesem Zeitpunkt die Grabbesitz­er vorgewarnt werden, Obst- und Gemüsepfla­nzen innerhalb von vier Wochen zu entfernen.

Anfang September berichtete unsere Zeitung darüber, dass eine Enkelin auf dem Grab ihrer Großeltern eine Tomatenpfl­anze als Erinnerung an die gemeinsame­n Gartenbauz­eiten gepflanzt hat. Als die Pflanze in zwei unbeobacht­eten Wochen zu wuchern anfing, hat die Friedhofsv­erwaltung die Familie aufgeforde­rt, die Triebe zu stutzen. Dem kamen sie nach. Es folgte aber auch jene Diskussion um Verbote auf deutschen Friedhöfen.

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Foto: sün Die Enkelin hat Tomaten für ihre Großel tern auf dem Grab gepflanzt.

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