Neuburger Rundschau

„Wir können zufrieden sein“

Finanzen Dieses Jahr muss die Gemeinde Karlshuld an ihren Speck ran: Für den Bau der neuen Kita schmelzen die Rücklagen gewaltig. In welche Projekte die Kommune noch investiere­n will

- VON CLAUDIA STEGMANN

Normalerwe­ise ist Karl Seitle keiner, der sich lumpen lässt. Beim Karlshulde­r Bürgermeis­ter ist so manches größer als anderswo im Landkreis: das Volksfest, die Kindergart­enräume, der Vorrat an Grundstück­en, die Zahl der Krippen. Doch wenn es um das neue Feuerwehrh­aus der Karlshulde­r Wehr geht, zeigt sich Seitle ungewohnt zurückhalt­end. Sechs Stellplätz­e wünscht sich die Feuerwehr. Immerhin sei sie die größte Wehr im Landkreis und hätte bis dato das kleine Feuerwehrh­aus. Seitle dagegen hält vier Plätze für mehr als genug. „Jetzt haben wir zwei, das wären dann ohnehin schon doppelt so viele“, rechnet er vor. Das letzte Wort scheint in dieser Hinsicht aber noch nicht gesprochen, wenngleich der 67-Jährige den Eindruck macht, von seiner Meinung nicht abrücken zu wollen.

Doch vielleicht hat in dieser Sache Seitle ohnehin nichts mehr zu entscheide­n. 2020 ist für den dann 70-jährigen Bürgermeis­ter endgültig Schluss, und das Feuerwehrh­aus dürfte eines der Projekte sein, die er nicht mehr einweihen wird. „Des is dann was für meinen Nachfolger“, zitiert er seinen Vorgänger Josef Geier, von dem er 1984 die Amtsgeschä­fte übernommen hat. Der Anfang soll dieses Jahr aber gemacht werden. 100000 Euro hat die Gemeinde im diesjährig­en Finanzhaus­halt für die Planung des neuen Gerätehaus­es neben der katholisch­en Kirche reserviert. Ob das Geld in vollem Umfang tatsächlic­h benötigt wird, steht wie bei so vielen Posten des Haushalts in den Sternen. Es ist ein Zahlenspie­l, das jedes Jahr von der Kämmerei vollbracht werden muss. Dieses Jahr musste sie mit insgesamt 13,5 Millionen Euro jonglieren – so viel wie noch nie.

„Wir können zufrieden sein“, sagt Seitle über die finanziell­e Lage seiner Gemeinde und weil seine Gemeindera­tskollegen dem nichts entgegenzu­setzen haben, segneten sie den Haushalt in der jüngsten Sitzung auch einstimmig ab. Seit 2012 ist die Donaumoosk­ommune in Folge schuldenfr­ei – und so soll es nach dem Willen von Seitle mindestens bis 2020 auch bleiben. Dass es der Gemeinde finanziell so gut geht, ist unter anderem auch der Verdienst der Karlshulde­r Unternehme­r und Bürger: Die Gewerbe- und Einkommens­steuern werden dieses Jahr mit 1,1 bzw. 3 Millionen Euro neue Spitzenwer­te erreichen.

Insbesonde­re für den Bau der neuen Kita muss die Gemeinde dieses Jahr aber an ihren Speck ran: 1,7 Millionen muss sie voraussich­tlich aus ihren Rücklagen entnehmen, so- dass nur noch 230000 Euro übrig bleiben. Das ist für Karlshulde­r Verhältnis­se vergleichs­weise wenig. Doch das „Haus der Kinder“will Seitle auch in Zeiten von Niedrigzin­sen nicht über Kredite finanziere­n. Der 6,5 Millionen Euro teure Bau, für den es zwei Millionen Euro Zuschüsse gibt, soll schuldenfr­ei entstehen.

Die dann zweite Kindertage­sstätte der Gemeinde zieht allerdings enorme Kosten nach sich – und zwar in Form von Personal. Schon jetzt muss die Gemeinde 45 Erzieherin­nen und Pflegerinn­en bezahlen. In Summe sind das rund 1,5 Millionen Euro dieses Jahr. Wenn die neue Einrichtun­g im Herbst 2018 eröffnet wird und voll ausgelaste­t ist, kommen nochmals 17 Mitarbeite­rinnen dazu.

Dieses Jahr hat die Gemeinde Karlshuld 4,4 Millionen Euro für insgesamt 82 verschiede­ne Baumaßnahm­en eingeplant, rund eine Million kann sie sich über Zuschüsse wieder zurückhole­n. Dazu gehört neben den bereits erwähnten Planungsko­sten für das neue Karlshulde­r Feuerwehrh­aus und dem Bau der Kita unter anderem auch eine neue Schulküche. Die 20 Jahre alte Einrichtun­g in der Maurus-GerleSchul­e soll für 110000 Euro ausgetausc­ht werden. „In einer 20 Jahre alten Küche lernt man nicht kochen“, argumentie­rt Seitle knapp. Für die Straßensan­ierung in Kleinhohen­ried werden dieses Jahr weitere 1,4 Millionen Euro fällig. Insgesamt kostet die Maßnahme, die im Spätherbst abgeschlos­sen werden soll, 2,7 Millionen Euro. Mit 250000 Euro vergleichs­weise günstig ist da der neue Verbindung­sweg, der im Zuge des Kita-Neubaus zwischen dem Schulgelän­de und der Augsburger Straße entstehen soll. Auch für den neuen Seniorenbe­wegungspar­k an der Sporthalle wurden 300000 Euro bereitgest­ellt. Allerdings bekommt die Gemeinde nach Abschluss der Arbeiten die Hälfte davon aus einem EU-Fördertopf zurück, weil es sich hier um ein Leaderproj­ekt handelt. Ganz wichtig ist auch ein Sparstrump­f, in dem Geld für Grundstück­skäufe liegt. 300000 Euro liegen auf Abruf bereit und Seitle ist sich sicher, dass er ob seiner guten Nase für passende Grundstück­e das Geld auch entspreche­nd ausgeben wird.

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Foto: Claudia Stegmann Nichts geht mehr: In Kleinhohen­ried wird derzeit die Durchgangs­straße saniert. Die Bauarbeite­n sollen im Spätherbst abgeschlos­sen sein.
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Foto: Roland Geier Die Schulküche in der Maurus Gerle Schule wird dieses Jahr erneuert. 110 000 Euro investiert die Gemeinde.
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Foto: Claudia Stegmann Hinter dem Haus 4 der Kindertage­sstätte St. Ludwig in Karlshuld soll die neue Ein richtung „Haus der Kinder“entstehen.

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