Duell auf der Donau
Fischergasslerfest Den Sieg beim 43. Fischerstechen hat sich Stepperg gesichert. Wie das Prominenten-Stechen ausging
Trommelwirbel und Fanfarenklänge kündigen es lautstark an. Fotoapparate klicken. Rund 500 Zuschauer strecken ihre Hälse und lehnen sich weit über das Kaigeländer, damit ihnen nichts von jenem Spektakel entgeht, das sich auf den braunen Fluten der Donau abspielt. Das hat sich bei der 43. Auflage des Fischerstechens gelohnt. Die Teilnehmer stießen sich – mit mal mehr, mal weniger Geschrei – mit ritterlich nachgeahmten Lanzen gegenseitig in den 15 Grad kühlen Fluss. Fast alle zwölf Gladiatoren aus den sechs Teams gingen baden. Einzige Ausnahme war Johannes Kugler von den Siegern aus Stepperg, der alle fünf Durchgänge gewonnen hat und damit Stecherkönig wurde. Zu den weiteren Besonderheiten zählten die jungen Nachwuchsstecher Jakob Degmayr (20) und Simon Heindl (19) von den Gastgebern, die auf dem zweiten Rang landeten.
Die Kulisse am Donaukai hätte am Samstagnachmittag prächtiger nicht sein können. Unter einem weißblauen Himmel marschierten die Gladiatoren in historischen Gewändern ein. Jubelrufe und die Ansagen des Kerzenmeisters der Fischergassler, Siya Ettenreich, heizten die Kampfeslust der Recken an. Zwar hatten in den vergangenen Jahren mehrmals die Donauwörther gewonnen. „Aber das sagt gar nichts aus. Gewicht ist zwar von Vorteil, aber für einen Sieg zählt die Technik“, betonte Ettenreich mit Blick auf seine zwei Nachwuchsstecher. Simon Heindl ist Torwart in der JFG Neuburg und der Familienname von Jakob Degmayr weckt Erinnerungen an seinen Vater Stefan, der vor 20 Jahren oftmals als Stecherkönig dominierte. Heuer zeigte der Vorsitzende der Stepperger Stecher, Johannes Kugler, mit seinem Team eine überragende Leistung. Vizemeister wurden die Neuburger – aber nach Punktegleichheit erst im Stechen um Platz zwei gegen Ingolstadt. Auf dem vierten Rang landeten die Züricher, gefolgt vom Vorjahressieger Donauwörth und Oberndorf.
Für Spannung sorgten in der Pauseneinlage der Kommodore vom Taktischen Luftwaffengeschwader 74, Oberst Holger Neumann, und Oberbürgermeister Bernhard Gmehling. Eines vorweg, das Promistechen endete mit einem Remis. Beide machten beim Duell eine sportliche Figur, aber beide gingen bei den zwei Durchgängen zweimal baden. „Es war ein fairer Kampf auf Augenhöhe“, betonte Neumann bei seiner zweiten Teilnahme. Das Stadtoberhaupt, seit 15 Jahren dabei, sagte: „Es machte wieder Spaß. Das Wasser ist zwar recht frisch, aber deutlich angenehmer als beim Winterschwimmen.“
Nach dem Wettkampf pilgerten ganze Menschenscharen in die Fischergasse. Traditionell angesagt das Kinderprogramm, zünftige Musik von der Stadtkappelle Neuburg, am Abend von der Band „Tuesday“und dazwischen ein Standkonzert vom Fanfarenzug „Ottheinrich“. Auch kulinarisch war wieder viel geboten. Am Spätnachmittag fand die Siegerehrung statt und anschließend feierten alle gemeinsam beim Straßenfest – egal ob aktive Stecher mit mehr oder mit weniger blauen Flecken oder Gäste. Denn das mögen nicht nur die Neuburger. Gerne erinnert sich Siya Ettenreich an die Entstehung: „Das Fischergasslerfest ist als unkonventionelle Privatinitiative im Jahre 1974 aus Protest der Straßenanwohwaren ner gegen den Beschluss des Stadtrats entstanden“, erzählte der Kerzenmeister. Seitdem feiern sie das Fest jährlich im Mai. Damit das Wetter mitspielt, wurde im Vorfeld bei einer Wallfahrt zum Finkenstein gebetet. Mit Erfolg, es blieb trocken bis einschließlich zum Finale. Dabei lockte die sogenannte flammende Donau noch einmal an den Fluss. Die Fischergassler zündeten Feuerspiele von ihren Zillen heraus und die Gruppe „Spectaculum de diabolico“ein flammendes Spektakel.
Die Abendschau (17.30 Uhr) im BR Fernsehen und „Mittags in Oberbayern“(Bayern1, 12 Uhr) berichten heute über das Fest und die Fischergassler.