Entstaubt und beschleunigt
Volkstheater Das Neuburger Volkstheater beeindruckt mit einer starken Inszenierung der „Drei Eisbären“. Wie es dazu kam, dass die Neuburger dieses Stück einstudiert haben, und was sie damit noch für Pläne haben
Es gibt nur wenige Bauerntheaterstücke, die im Laufe der Jahrzehnte so etwas wie Klassiker geworden sind. Der „Brandner Kaspar und das ewig Leben“ist eines davon, die „Drei Eisbären“von Maximilian Vitus ein weiteres. Das Neuburger Volkstheater spielt immer wieder und sehr erfolgreich die Geschichte vom Brandner Kaspar, deshalb sollten die Neuburger mit diesem Stück das Land Bayern beim Mundart-Theater-Festival „Wurzelwerk“vertreten. Das vom Bund Deutscher Amateurtheater veranstaltete Festival findet am kommenden Wochenende in Schleswig statt. Weil der Brandner Kaspar aus personellen Gründen nicht möglich war, trat Plan „B“in Kraft: „Die drei Eisbären“. Bevor die Neuburger damit in den Norden reisen, zeigten sie das Stück hier vor Ort in der „Box 15“.
Für „Die drei Eisbären“konnte man den Eichstätter Regisseur Florian Schmidt gewinnen, der das Stück mit drei Schauspielerinnen und vier Schauspielern neu erarbeitete. Dazu entstaubte und verschärfte er die alten Dialoge, ließ aber Teile, die zeitlos witzig sind – „natürlich, selbstverständlich“– bestehen. Mit Jürgen Zimmermann, Noppo Heine und Renè Schmager hat das Volkstheater drei Typen, die in der Lage sind, das seltsame Bergbauerntrio zu verkörpern – jeder auf seine unverwechselbare Weise: haglbuchern, gangerlhaft, sensibelverstockt.
Dass die drei eisernen Junggesellen alle unter dem Pantoffel der Haushälterin Veronika (Annelies Zellner) stehen, eint sie auch in ihrer Absicht, niemals zu heiraten. Doch als diese krank wird und zudem eines Abends noch ein Kind auftaucht, stürzt der Haushalt komplett ins Chaos. An dem alten Herd am Bühnenrand verzweifeln die Brüder mit Wassersuppe und Babybrei. Da hilft es auch nichts, dass der Viehhändler und Schmuser (Hans Wöhrl) eine fesche Bäurin – die Haslocherin, Witwe und auch noch mit 80000 Mark ausgestattet – anbietet. Nein, der Pfarrer wird zum Kuppler, denn mit der adretten Maralen schickt er den rettenden Engel auf den Berg. Maralen – ganz unverkrampft verkörpert von Carina Mayr – verzaubert die drei Hackstöcke, löst eine nächtliche Suche nach dem einzigen Rasiermesser aus und erinnert die drei Männer an ehemals erlerntes gutes Benehmen. Sie lockt schließlich auch den schüchternen Juliander mit Alkohol aus der Reserve und am Ende passt alles. Die Haslocherin kommt zu spät, mit abschätzigen Blicken signalisiert die Verschmähte, was sie von der Hauserei der Brüder hält und zieht ab – nicht, ohne zu drohen, den Schmuser zur Schnecke zu machen. Daniela Zimmermann beeindruckte hier mit ihrer starken Präsenz. Die Handlung und das Ende der alten Geschichte überrascht niemanden der 60 Besucher in der neu ausgestatteten „Box 15“, die mit der Premiere auch gleich eingeweiht wurde. Die flotte Handlung und der spontan wirkende Witz der „Drei Eisbären“gefiel dem Publikum. Die Akteure wurden immer wieder mit Szenenapplaus und am Ende durch starken Schlussapplaus belohnt. Mit dieser starken Produktion erobert das Volkstheater auch beim Festival in Schleswig erfolgreich Herzen.