Neuburger Rundschau

Rasant bis zum Ende

Jazz Der Pianist Jeb Patton war mit seinem Quartett im Birdland zu Gast. Wer der heimliche Star des Abends war

- VON JULIA ABSPACHER

Ganz große Kunst gab es am vergangene­n Freitag einmal mehr im Birdland zu bestaunen: Der amerikanis­che Jazz-Pianist Jeb Patton war mit seinem Jeb Patton Quartett zu Gast und begeistert­e mit seinem ausdrucksv­ollen und energiegel­adenen Spiel. Auch die restliche internatio­nale Besetzung aus Dmitry Beavsky (Altsaxofon), Fabien Marcoz (Bass) und Bernd Reiter (Drums) kann voll überzeugen, wobei vor allem der Schlagzeug­er Reiter hervorstic­ht. Mit stoischer Miene und virtuos anmutendem Spiel ist er neben Patton der heimliche Star des Abends.

Nachdem er zuvor schon mehrmals im Birdland gastiert hatte, war Patton nun zum ersten Mal mit seinem eigenen Quartett im Hofapothek­enkeller zu hören. Schon im ersten Stück „Love Walked In“von George Gershwin zeigte er sein au- ßergewöhnl­iches Talent. Von Kopf bis Fuß mitgerisse­n scheinen seine Finger da nur zufällig die eine oder andere Taste zu treffen – so wirkt es zumindest optisch. Doch akustisch baut er damit extravagan­te Klangwelte­n auf. Er spielt die schönsten Tonfolgen und lebhaftest­en Etüden, nur um sie dann durch einen kräftigen Griff in die Dissonanze­n wieder aufzubrech­en. Alle vier Ensemblemi­tglieder glänzen in ihren Soli und zeigen gleich mal, worauf sich die Gäste im Verlauf des Abends noch freuen können.

„Buzz-At“von Thad Jones beginnt mit einem knackigen, hetzenden Rhythmus der Drums, in dem alles unterzugeh­en scheint. Die ganze Kompositio­n über steht das Schlagzeug im Vordergrun­d, Piano und selbst das Saxofon können da nur kleine Nadelstich­e im Sog der Rhythmusse­ktion setzen. Sehr anarchisch und ausdruckss­tark bringt Reiter die Kompositi- on schließlic­h zu einem bombastisc­hen Ende.

Aber nicht nur Jazz-Klassiker stehen auf der Set-List, auch eigene Kompositio­nen von Patton und Baevsky erklingen. Dabei stehen die Instrument­e der jeweiligen Solisten im Vordergrun­d, auch die anderen haben aber genug Raum zur Entfaltung. Allgemein hetzt das Trio nicht durch die Stücke, sondern baut sie lange und stark auf, bietet viele Variatione­n und lässt sie nachwirken. „Lover“von Rodgers and Hart spielen die Musiker energiegel­aden und rasant, „Cedar’s Blues“von Cedar Walton kommt ausgeflipp­t und gar nicht so bluesig daher. Sehr markant ist auch „Somethin’ Special“von Sonny Clark. Um die Musik herum bieten die vier Jazzer wenig Show, die Stücke wirken für sich und nur die Musik steht im Vordergrun­d. Aber die Musiker des Jeb Patton Quartetts können sich das allemal leisten.

 ?? Foto: Julia Abspacher ?? Der Pianist Jeb Patton spielte mit seinem Quartett am Freitagabe­nd im Neuburger Hofapothek­enkeller.
Foto: Julia Abspacher Der Pianist Jeb Patton spielte mit seinem Quartett am Freitagabe­nd im Neuburger Hofapothek­enkeller.

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