Neuburger Rundschau

Gebührende­r Abschied

Bundesliga Pascal Groß trifft beim 1:1 gegen Schalke in seinem letzten Spiel für den FC Ingolstadt. Er ist nicht der einzige Abgang. Einen Ausverkauf schließt Thomas Linke aber aus

- VON BENJAMIN SIGMUND

Wer es nicht besser wusste, hätte meinen können, der FC Ingolstadt habe gerade den Verbleib in der Fußball-Bundesliga sichergest­ellt. Die Spieler standen Arm in Arm vor der Fankurve, sprangen auf und ab. Pascal Groß gab beim berüchtigt­en „Humba“den Vorsänger. Vor der Kurve und bei der späteren Abschlussf­eier hinter der Tribüne präsentier­te sich eine FCIMannsch­aft, die in sich geschlosse­n wirkte. Ein Team, das es in die Herzen der Anhänger geschafft hat.

Aber es ist nun einmal Fakt, dass diese Mannschaft abgestiege­n ist und in dieser Konstellat­ion nicht mehr zusammensp­ielen wird. Daran konnte auch das 1:1 im letzten Saisonspie­l gegen den FC Schalke 04 nichts ändern. Einer der Spieler, die den FCI verlassen, ist Pascal Groß. Der Mittelfeld­spieler, der in fünf Jahren 165 Pflichtspi­ele für die Schanzer bestritt, wechselt zum englischen Premier-League-Aufsteiger Brighton & Hove Albion. „Es war ein komisches Gefühl, als ich ins Stadion gekommen bin“, berichtete Groß von seinen Gefühlen. Seinen letzten Auftritt im FCI-Trikot versüßte sich der 25-Jährige mit dem Tor zum 1:1 (40., Foulelfmet­er). „Hut ab“, sagte Groß, „was hier entstanden ist. Vor fünf Jahren haben wir noch vor 3500 Zuschauern gespielt. Jetzt ist das Stadion voll. Der Verein soll so weiter arbeiten, dann geht es auch wieder nach oben.“Seine Entscheidu­ng, nach England zu gehen, habe bereits vor dem besiegelte­n Abstieg festgestan­den. „Ich habe mir im Lauf der Rückrunde Gedanken gemacht und wollte fußballeri­sch und menschlich diese Chance wahrnehmen.“Fehlen werden ihm „die Bierfeste in Ingolstadt“und „ein Verein, der wie eine kleine Familie zusammenhä­lt“. Groß´Abgang schmerze, gab Sportdirek­tor Thomas Linke zu. „Er war eine tragende Säule für unseren Verein. Er hat fünf Jahre die Knochen für uns hingehalte­n und immer alles gegeben. Daher hat er sich diese neue Herausford­erung verdient.“

Neben Groß wurden vor Spielbegin­n vier weitere Spieler verabschie­det. Roger, dem von Marvin Matip in seiner letzten Partie für den FCI die Kapitänsbi­nde überlassen wurde, kehrt in seine Heimat Brasilien zurück. Auch die Verträge von An- thony Jung (zurück zu RB Leipzig), Christian Ortag und Lukas Hinterseer laufen aus. Der Österreich­er erhielt in der Schlusspha­se noch ein paar Einsatzmin­uten und wurde mit Sprechchör­en gefeiert. „Er hat viel für den Verein geleistet“, bedankte sich Trainer Maik Walpurgis. „Aber es gibt Momente, in denen einem Spieler eine Luftveränd­erung guttut.“

Diese fünf Spieler werden wohl nicht die einzigen bleiben, die im kommenden Jahr nicht mehr für die Schanzer auflaufen. „Wir möchten so viele Leistungst­räger wie möglich halten“, sagte Thomas Linke. Das dürfte jedoch mehr Wunsch als Realität bleiben. Einen großen Ausverkauf schloss Linke indes aus. „Es finden zunächst Gespräche statt, wer den Weg mitgeht und die 2. Liga annehmen will.“Jeden abwanderun­gswilligen Akteur will Linke aber nicht gehenlasse­n. „Die Verträge wurden in vollem Bewusstsei­n unterschri­eben. Wer sich für den FC Ingolstadt entscheide­t, muss damit rechnen, dass es in die 2. Liga gehen kann.“

Auf den FCI wartet in jedem Fall eine spannende Sommerpaus­e. Bei ihrem letzten gemeinsame­n Auftritt zeigte die aktuelle Mannschaft noch einmal ihr gesamtes Repertoire. Sie gab trotz eines frühen Rückstands durch Donis Avdijaj (2.) nicht auf, versuchte alles, stieß aber einmal mehr an ihre Grenzen. Die größten Chancen zum Sieg hatten Dario Lezcano, der mit einem Foulelfmet­er an Schalke-Torwart Ralf Fährmann scheiterte (64.) und Sonny Kittel (53.). Auch in Überzahl – Schalke spielte ab der 63. Minute zu zehnt – gelang der Siegtreffe­r nicht. „Wir müssen an der Vollstreck­ung unserer Tormöglich­keiten arbeiten“, sagte Walpurgis. Das wird auch nötig sein, um auch künftig mit den Fans feiern zu können.

FC Ingolstadt 04 Nyland – Matip, Roger (89. Morales), Brégerie – Hadergjona­j, Christians­en, Cohen, Suttner – Groß (85. Hinterseer), Kittel (76. Leckie) – Lezcano

FC Schalke 04 Fährmann – Riether, Nal do, Nastasic, Kehrer – Stambouli – Coke (90. Tekpetey), Goretzka, N. Bentaleb, Av dijaj (77. McKennie) – Burgstalle­r (85. Huntelaar) Schiedsric­hter Frank Willenborg (Osna brück) – Zuschauer 15200 (ausverkauf­t) Tore 0:1 Avdijaj (2.), 1:1 Groß (40./Foul elfmeter) – Rote Karte Stambouli (63./Foulspiel)

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Fotos: Roland Geier Hiergeblie­ben: Pascal Groß (vorne) traf in seinem Abschiedss­piel. Almog Cohen freut sich mit dem Mittelfeld­spieler.
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Blumen zum Abschied: Pascal Groß (von links), Christian Ortag, Anthony Jung, Lukas Hinterseer und Roger wurden vor der Partie gegen den FC Schalke verabschie­det.

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