Ein Treffen voller Symbolik
Mehr Aufmerksamkeit für einen Kirchentag geht nicht: Gerade einmal vier Monate nach seinem Auszug aus dem Weißen Haus tritt der frühere US-Präsident Barack Obama auf dem Fest der evangelischen deutschen Christen in Berlin gemeinsam mit Kanzlerin Angela Merkel auf.
Dieses Aufeinandertreffen ist von eminenter politischer Symbolkraft. Demonstrativ stellen Obama und Merkel die gemeinsamen Werte des Westens heraus und berufen sich auf die Freiheit, die Menschenwürde, die Macht des Rechts, die Gewaltenteilung und die offene, pluralistische Gesellschaft – mit all ihren Risiken, aber auch ihren Möglichkeiten. Damit grenzen sie sich von den Strömungen ab, die diesseits wie jenseits des Atlantiks in Nationalismus, Protektionismus und Abschottung zurückfallen und dem überwunden geglaubten Recht des Stärkeren den Vorzug geben.
Doch Obama hat leicht reden, seine Präsidentschaft ist Geschichte. Angela Merkel hingegen steht vor der ungleich schwierigeren Aufgabe, mit der neuen US-Administration zusammenarbeiten zu müssen. Dass ihr Obama vor dem Brandenburger Tor, dem Symbol der Freiheit, den Staffelstab überreicht, um die westlichen Werte zu verteidigen, ist Auftrag und Verpflichtung.
Es ist aber auch eine gehörige Portion Wahlkampfunterstützung. Das hätte sich kein Wahlkampfmanager besser ausdenken können. Mehr Aufmerksamkeit geht auch für die Kanzlerin nicht.