Schöne Seiten, schwierige Zeiten
Medien Bei einem Kongress in Wien gibt es Preise für unsere Zeitung. Die Branche zeigte sich bei dem Treffen aber auch nachdenklich
Preise für unsere Zeitung gab es dieses Jahr wieder beim „European Newspaper Congress“in Wien. Ausgezeichnet wurden Konzept und Design zweier Beilagen zum 70-jährigen Bestehen der Zeitung und zur Fußball-EM.
Bei dem Branchentreffen, an dem über 500 Medienschaffende aus ganz Europa teilnahmen, stand aber diesmal und in Zeiten von Fake News und Facebook zunächst weniger die Form als vielmehr der Inhalt von Zeitungen, Zeitschriften und OnlineDiensten im Mittelpunkt. Den diesbezüglichen Ton gab bereits zum Auftakt am Montag der österreichische Bundeskanzler Christian Kern vor, der in seiner nachdenklichen Rede das Verhältnis von Politik und Medien auslotete. Tenor: Beide Seiten hätten zum Aufstieg populistischer Bewegungen beigetragen. Die Medien mit ihrem teilweise vorhandenen Hang zur Zuspitzung und Skandalisierung noch der normalsten politischen Auseinandersetzung, die Politik mit ihrem Hang zur Inszenierung und Verknappung komplexer Inhalte, welche wiederum von den Medien begierig aufgenommen würden. Das Ergebnis dieses gegenseitig sich bedingenden Mechanismus laut Kern: eine Verflachung und Vereinfachung des politischen Diskurses – und sozusagen eine Einladung an die großen Vereinfacher.
Um zum Teil ähnliche Erfahrungen ging es in einer Podiumsdiskussion zum Thema „Fake News, Trump, Facebook und wir Journalisten“, in der der ehemalige Chefredakteur der Rhein-Zeitung, Christian Lindner, bestätigte, dass es wenig Sinn mache, komplexe (politische) Inhalte etwa auf Facebook zu veröffentlichen – diese würden dort schlicht nicht nennenswert nachgefragt. Was also tun? Viel war von Haltung die Rede, Giovanni di Lorenzo, Chefredakteur der Zeit, warnte dabei aber vor einer Art von – ebenfalls vereinfachendem – Gesinnungs-Journalismus, wie man ihn zu Beginn der Flüchtlingskrise in vielen Medien in Deutschland habe beobachten können. Einig waren sich an den beiden Tagen aber alle, dass es in diesen Zeiten noch mehr um die eigenen Stärken und die Qualität der klassischen Medien gehen müsse. Eine Qualität übrigens, die man laut Kongress-Mitveranstalter und Zeitungsdesigner Norbert Küpper den Medien auch ansehen muss – und für die unsere Zeitung in Wien denn auch zum wiederholten Male mit „Awards of Excellence“für vorbildliches Zeitungsdesign ausgezeichnet wurde. (AZ)