Große Tradition, quicklebendig
Jubiläum Die Neuburger Barockkonzerte feiern mit einem aufregenden Programm 70. Geburtstag
Das ist eine herausragende Leistung: Über 70 Jahre hinweg in ununterbrochener Folge ein kleines, sehr feines Barockfestival auf die Beine zu stellen. Seit 1947 ziehen die Neuburger Barockkonzerte, begründet vom Ehrenbürger Fritz von Philipp, auch ein überregionales Publikum in die Ottheinrichstadt. Sie haben sich in dieser Zeit mehrfach gewandelt und erneuert, etwa durch Cross-over-Konzerte in Kooperation mit dem Birdland Jazzclub.
So entstand eine quicklebendige Tradition, die „berühmtere“Festivals in den Schatten stellt. Das Schleswig-Holstein-Festival etwa oder die Tage der Alten Musik in Regensburg, beide in ganz anderen Dimensionen, können bei Weitem keine sieben Jahrzehnte aufweisen. Ja sogar die Münchner Opernfestspiele, die bis ins 19. Jahrhundert zurückreichen, sind noch ein gutes Stück von einer 70-jährige Folge nach dem Krieg entfernt.
Für die Jubiläumskonzerte vom 5. bis 8. Oktober 2017 in Neuburg bieten die Verantwortlichen ein spannendes Programm mit Glanzlichtern auf Weltklasse-Niveau. Dies ist nur möglich durch einen gemeinsamen Kraftakt der Von-Philipp-Foundation, der Stadt, des Bezirks Oberbayern, des Landkreises und inzwischen einer ansehnlichen Reihe von Sponsoren. Dafür bedankten sich OB Bernhard Gmehling und Fritz von Philipp, der Sohn des Gründer-Vaters und Ehrenbürgers, bei einer Pressekonferenz im Rathaus im Namen aller, die sich auf den Kunstgenuss bei den kommenden Konzerten freuen.
Das 70. Jubiläum steht unter dem Motto „barocke Lust- und Irrgärten“. Diese Anlagen wurden nicht nur zum Lustwandeln und zum Musikund Tanzgenuss für Fürsten und Könige geschaffen, sondern sozusagen auch für das (kulturell interessierte) Volk. Mitten in diesem Ambiente können die Zuhörer in Neuburg musikalisch lustwandeln, ohne sich in einer Übervielfalt zu verirren.
Den Anfang macht am 3. Oktober das junge, aber schon hochdekorierte Ensemble NeoBarock. Das Quartett aus Volker Möller (Violine), Maren Ries (Violine, Viola), Ariane Spiegel (Violoncello) und Arend Grosfeld (Cembalo) begeistert durch eine unbändige Spielfreude, zugleich durch ausgewogenes Zusammenspiel mit einer jederzeit spürbaren musikalischen Leidenschaft. NeoBarock interpretiert die „alten“Werke etwa von Ignaz Franz Biber, Antonio Vivaldi, Johann Sebastian Bach und Georg Phi- lipp Telemann auf eine erfrischende Art. 2014 wurde das Ensemble mit dem Echo-Klassik-Preis für die beste Kammermusik-Einspielung geehrt.
Eine andere Welt erklingt am Freitag, 6. Oktober, im Birdland Jazzclub. Hier gastiert das Hildegard Pohl Trio, eine Formation aus der Swing-Pianistin Hildegard Pohl, dem Drummer Yogo Pausch und Norbert Meyer-Venus am Bass. Bei ihrem Neuburger Auftritt spielen sie ausschließlich Bach, aber auf eine ganz spezielle Art. Jazz und Barock begegnen sich, die Toccata groovt, eine scheinbar harmlose Musette erlebt die Metamorphose zum Bach Bounce und im Bossa Nova sprühen die Funken nur so in den Raum. Impresario Manfred Rehm freut sich auf diesen Abend ganz besonders. Yogo Pausch nennt er „den elegan- testen Schlagzeuger, den ich kenne“, einen Mann, der schon in der legendären österreichischen „Mozart Band“als Drummer Furore gemacht hat.
Ein Highlight im Wortsinn dürfte das Konzert „Rendezvous im Lustgarten“am 7. Oktober werden. Die künstlerische Leiterin der Barockkonzerte, Jutta Dieing, konnte dafür die Sopranistin Julia Lezhneva verpflichten. Die Russin wird bereits mit der jungen Maria Callas verglichen, sie gilt weltweit als eine der besten ihres Fachs. Schwebend leicht in den Koloraturen, zugleich warm und kraftvoll glänzt ihr Ton. In wenigen Jahren hat sie eine Blitzkarriere hingelegt, mit Auftritten an der Seite von Placido Domingo in Salzburg und umjubelten Konzerten in vielen Ländern. In Neuburg gastiert sie mit Werken von Händel, Vivaldi, Telemann und Corelli, mit dem Ensemble La Voce Strumentale um den Barockgeiger Dmitry Sinkovsky und Luca Pianca an der Laute.
Wieder einen spannenden Akzent setzt beim letzten Konzert am 8. Oktober das siebenköpfige Ensemble „Los Temperamentos“. Die Künstler stammen aus Ungarn, Mexiko, Kolumbien und Deutschland, ihre Musik formt eine betörende Mischung aus europäischem Barock und lateinamerikanischen Kompositionen des 17. und 18. Jahrhunderts. Mit ihrer schwungvollen, auch exotischen Musik könnten sie den Prachtraum der Flämischen Barockmalerei – um es modern zu sagen – ein wenig rocken.
Vorverkauf Karten zu Preisen von 15 bis 30 Euro gibt es ab sofort in der Tourist Info Neuburg, Telefon 08431/55240 oder 55241, per E Mail an tourist@neuburg donau.de, im Kulturamt (08431/55231) und in der Stadtbücherei (08431/642392). Dazu im Reisebüro Spangler, Rosen straße C97 (08431/8611 oder 8641) sowie bei allen Eventim Vorverkaufs stellen und im Internet unter www.even tim.de. Für das Konzert am 6. Oktober im Birdland Jazzclub unter 08431/41233 oder per E Mail an re servierung@birdland.de. Die neuen Bro schüren sind in der Tourist Info am Ottheinrichsplatz erhältlich, sie können auch von der Homepage der Neubur ger Barockkonzerte www.neuburger ba rockkonzerte.de heruntergeladen wer den. Für Inhaber einer Ehrenamtskarte gibt es 20 Prozent Ermäßigung, mit goldener Ehrenamtskarte 30 Prozent. Schüler, Studenten, Azubis erhalten einen Nachlass von 50 Prozent.