An den Stärken arbeiten und Risiken eingehen
Empfang Frank Busemann, Ex-Zehnkämpfer und Silbermedaillengewinner von Atlanta, war Hauptredner beim Wirtschaftsempfang der IHK Region Ingolstadt. Was mittelständische Unternehmen und Spitzensport gemeinsam haben
Schaut man sich ein mittelständisches Unternehmen genau an, findet man im täglichen Kampf um Marktanteile und Kunden eine gewissen Parallelen zum Spitzensport, wo sich die Kontrahenten im Wettkampf messen. Wie sehr sich aber Hochleistungssport und Wirtschaft ähneln, zeigte am Dienstagabend eindrucksvoll Frank Busemann. Als Hauptredner beim ersten Wirtschaftsempfang der IHK Region Ingolstadt bewies der ehemalige Zehnkämpfer und Silbermedaillengewinner bei den Olympischen Spielen in Atlanta 1996, wie sehr sich Hochleistungssport und unternehmerisches Schaffen ähneln.
Gerade der Zehnkampf, den Busemann bis zum Ende seiner aktiven Sportlerlaufbahn 2003 ausübte, scheint prädestiniert dafür, als Spiegel für ein Unternehmen zu dienen. Zehn Disziplinen mit zehn unterschiedlichen Charakteren. Das macht den Zehnkampf aus. Der Zehnkämpfer muss all diese unterschiedlichen Charaktereigenschaften beherrschen und dazu einen langen Atem beweisen. Busemann übertrug die Disziplinen des Zehnkampfes auf die Alltagswelt eines mittelständischen Unternehmens. Die Schnelligkeit, die im 100-Meter-Lauf gefordert ist, braucht ein Unternehmen jeden Tag. Die mentalen Höhen und Tiefen beim 400-MeterLauf sind vergleichbar mit dem Durchhaltevermögen. Oder der Mut beim Stabhochsprung? Und die eigenen Schwächen?
„Ich konnte mit dem Diskus und der Kugel nicht wirklich etwas anfangen“, erklärte Busemann lachend. „Acht Disziplinen konnte ich, zwei nicht.“Starke Beine, schwacher Oberkörper. Nicht gerade ideale Voraussetzungen für einen Zehnkämpfer. Aber Busemann erklärte, wie er es dennoch schaffte bis auf das Treppchen bei der Olympiade. Er arbeitete weiter an seinen Stärken. So erlangte Busemann eine Lockerheit, mit der er auch bei seinen schwächeren Disziplinen respektable Leistungen erbrachte. Und was ganz wichtig ist. Er ging auch Risiken ein. „Befragt man Sterbende, was sie am meisten bereuen, kommt oft die Antwort, dass sie das bereuen, was sie nicht gemacht haben.“Habe man etwas nie ausprobiert, könne man auch nicht sagen, ob es funktioniert. Riskiere man allerdings auch mal etwas, sei selbst das Versagen hilfreich, denn darauf könne man aufbauen. Und selbst bei Leichtathleten sei das Team im Hintergrund von entscheidender Bedeutung. „Trainer, Betreuer – ohne sie könnte der einzelne Spitzensportler diese Leistungen nicht erreichen“, sagte der Olympionike.
Der Umgang mit Rückschlägen spiele eine große Rolle. Und Rückschläge hat Busemann wahrlich zu Genüge erlebt. Verletzungen warfen ihn oft zurück. Wegen eines lädierten Armes musste er beim Speerwurf als Linkshänder auf rechts umlernen. Aber auch solche Täler konnten Busemann nicht stoppen. „Eine Trainingseinheit mehr kann den Unterschied ausmachen. Und: Nie aufgeben.“Unter diesem Motto stand auch sein Vortrag. Busemann hat eine vermeintlich einfache Formel: „Erfolg benötigt Einsatz. Einsatz strengt an. Aber die Anstrengung geht vorbei. Der Erfolg bleibt.“Die Parallelen zur Wirtschaft erschließen sich bei Busemann wie von selbst.
Und auch Fritz Peters, Vorsitzender des IHK-Regionalausschusses Ingolstadt, zog sportliche Parallelen zur Wirtschaft der Region. Die Herausforderungen seien ebenso vielfältig wie im Zehnkampf. „Der Dauerbrenner ist der Fachkräftemangel. Wie im Sport suchen die Unternehmen die besten Talente.“So wie der Sportler gute Trainingsbedingungen und moderne Wettkampfstätten für seinen Erfolg benötige, so brauche die Wirtschaft eine funktionierende Infrastruktur. „Wir brauchen ein gut ausgebautes Straßen-, Schienen und Radwegenetz, schnelle und unbürokratische Lösungen bei der Suche nach Gewerbeflächen, bezahlbaren Wohnraum und eine Breitbandversorgung.“Der erste Wirtschaftsempfang der IHK Region Ingolstadt soll keine Eintagsfliege bleiben. Das Netzwerken der Mittelständer untereinander ist ein wichtiger Aspekt. Miteinander arbeiten, voneinander lernen. Das macht auch die Kleinen groß.