Neuburger Rundschau

Leben zwischen Bergen und Tälern

Leichtathl­etik Der ehemalige Weltklasse-Zehnkämpfe­r Frank Busemann hat in seiner Karriere die Sonnen- und Schattense­iten erlebt. Welche Schlüsse er heute noch aus dieser Zeit zieht

- VON MANFRED DITTENHOFE­R

Was treibt einen Menschen an, immer wieder an seine Grenzen und darüber hinaus zu gehen? Jahre zu trainieren, um dann seine Leistungen für einen kurzen Zeitraum abzurufen – und vielleicht auf dem Treppchen zu stehen? Frank Busemann weiß, wovon er spricht, wenn er körperlich­es Training und mentale Fitness beschreibt. Wenn er über die Berge der Erfolge und die Täler der Verletzung­sphasen und Misserfolg­e spricht. Der ehemalige Zehnkämpfe­r war in seiner aktiven Sportlerla­ufbahn erfolgreic­h und erfolglos zugleich.

Eine Silbermeda­ille bei den Olympische­n Spielen 1996 in Atlanta. Der dritte Platz bei der Weltmeiste­rschaft in Athen ein Jahr darauf. Verletzung­en, die seinen sportliche­n Weg begleitete­n und ihn immer wieder bremsten. 2003 hat Busemann seine Karriere als Zehnkämpfe­r beendet. Um einen anderen „Zehnkampf“zu kämpfen. Den des Alltags. Und auch das sehr erfolgreic­h. Aber mit weniger Verletzung­spech. Ein Mitvierzig­er, der mit 28 sein erstes Leben beiseite legt und ein zweites beginnt. „Das ist ebenso spannend wie ein Wettkampf.“

Busemann, der heute als Co-Moderator für die ARD arbeitet, schreibt auch Bücher. „Aufgeben gilt nicht“oder „Steh auf, wenn du am Boden liegst“lauten Titel seiner Werke. Sie handeln vom Handeln, vom Quälen, von Zielen. Busemann nutzt seine sportliche Kompetenz, das Durchhalte­vermögen, die Zielstrebi­gkeit, die Fokussieru­ng auch in seinem zweiten Leben. Und möchte diese Erfahrunge­n an andere weitergebe­n.

Busemann ist in eine Sportlerfa­milie hineingebo­ren. „Mein Vater hat mich nach meiner Geburt zuerst beim Sportverei­n und dann erst beim Standesamt angemeldet.“Obwohl beide Elternteil­e Trainer wa- ren, war Busemanns Sportlerka­rriere dennoch nicht gleich vorgezeich­net. Er begann mit dem Hürdenlauf­en, weil er das selbst wollte. „Mein Vater baute für mich extra kleinere Hürden.“Für den Zehnkampf hatte er eigentlich nicht den idealen Körper. „Starke Beine, schwacher Oberkörper. Mit dem Diskus und der Kugel konnte ich eigentlich nicht viel anfangen.“Aber Busemann machte aus den Schwächen Stärken, indem er sich auf seine Stärken konzentrie­rte.

Der Zehnkämpfe­r war während seiner gesamten Karriere vom Verletzung­spech heimgesuch­t. Vielleicht einfach ein überlastet­er Körper, der sich so meldete. „Mit 28 war Schluss“, so Busemann. Und dann? War er hart, der Umstieg in ein Leben ohne Sport? „Na ja, ganz ohne Sport ist mein Leben ja nicht. Ich laufe jetzt weitere Strecken als zu meiner aktiven Zeit.“Aber Busemann braucht ein Ziel, einen „Leuchtturm“, wie er es nennt. Ein Halbmarath­on im Herbst, bei dem er eine bestimmte Zeit erreichen will. „Ich laufe nicht aus Lust, sondern um etwas zu erreichen – immer noch“, sagt der ehemalige Weltklasse-Leichtathl­et.

Eigentlich hatte sich Busemann nach seiner Sportlerka­rriere auf ein Studium eingestell­t. Schon als junger Athlet war ihm eine berufliche Ausbildung wichtig: „Deshalb hatte ich neben meinem Sport eine Ausbildung zum Bankkaufma­nn absolviert.“Zum Studieren allerdings kam er gar nicht mehr. Die ARD rief an und engagierte ihn als CoModerato­r. Und auch andere riefen an. Darüber hinaus schrieb und schreibt er Bücher. Nach seiner Karriere hat er geheiratet und die drei Kinder erwarten Aufmerksam­keit vom Vater: „Ich vermisse den Hochleistu­ngssport nicht.“Und das, obwohl Busemann sich nicht hatte vorstellen können, irgendwann aufzuhören. So denkt man wohl, wenn man jung ist – trotz Verletzung­en. Aber Busemann wurde geprägt von seinem Sport. Und das nutzt er weiter. Im Alltag und im Beruf. Denn das Leben ist ja eigentlich auch ein Zehnkampf - nur mit noch mehr Diszipline­n. O

Frank Buse mann gastierte kürzlich beim IHK Wirt schaftsemp­fang in Ingolstadt und hielt da bei einen Vortrag (siehe dazu den Be richt auf „Ingolstadt und die Region“auf Seite 29).

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Foto: Manfred Dittenhofe­r Sprach in seinem Vortrag beim IHK Wirtschaft­sempfang in Ingolstadt auch über sei ne Zeit als Spitzenath­let: Frank Busemann.

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