Neuburger Rundschau

Was hilft gegen „Fake News“?

Interview Die Akademie für Politische Bildung in Tutzing wird 60 Jahre alt. Welche Bedeutung hat die Einrichtun­g am Starnberge­r See heute noch? Ein Gespräch mit Direktorin Ursula Münch

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Welche Aufgabe hat politische Bildung in Zeiten einer kaum noch überschaub­aren Informatio­nsflut – Stichwort „Fake News“?

Politische Bildung muss durch ihre vielfältig­en Formate vermitteln, dass die eigene Wahrnehmun­g und die eigene Meinung nicht der Nabel der Welt sind, sondern immer in Konkurrenz mit anderen, ebenfalls legitimen Interessen stehen. Politische Bildung vermittelt demnach auch, warum Politik aufwendig ist und dass dies aber nicht der Nachteil, sondern der Vorzug rechtsstaa­tlicher und demokratis­cher Prozesse ist. Schließlic­h ist Gewaltente­ilung der beste Schutz vor Machtmissb­rauch.

Beziehen Sie in Ihre Aufgabe der politische­n Bildung die sozialen Netzwerke stärker mit ein?

Die Akademie für Politische Bildung ist zum einen selbst aktiv in den sozialen Netzwerken. Die sozialen Netzwerke sind aber auch Gegenstand unserer Veranstalt­ungen: Wir analysiere­n in den Tagungen, wie sich diese Netzwerke auf das Informatio­nsverhalte­n der Bürger und auf die klassische­n Medien auswirken. Dabei beschäftig­t uns natürlich auch die Frage, welche Auswirkung­en es auf die politische Urteilskra­ft und die politische Teilhabe hat, wenn sich ein Teil der Bevölkerun­g vor allem durch soziale Netzwerke informiert und zunehmend darauf verzichtet, journalist­ische Angebote wie zum Beispiel sorgfältig­e Recherche, Faktenprüf­ung, redaktione­lle Betreuung und Hintergrun­dberichter­stattung in Anspruch zu nehmen.

Ist ein Wochenends­eminar mit Vorträgen und Diskussion­en noch zeitgemäß?

Die Digitalisi­erung macht unseres Erachtens Orte des direkten Austauschs sogar noch wichtiger. Aber natürlich ändert sich hier einiges: Unsere Tagungen enden jetzt häufiger bereits am Samstagnac­hmittag und wir legen noch mehr Wert als früher darauf, dass unsere Tagungsgäs­te nicht nur informativ­e Vorträge hören und spannende Diskussion­en erleben, sondern diese Veranstalt­ungen als Gelegenhei­t nutzen können, sich selbst zu vernetzen: Man lernt also nicht nur etwas, sondern trifft eben auch viele interessan­te und interessie­rte Leute. Übernimmt die Akademie für Politische Bildung künftig auch die Aufgabe des Faktenchec­ks?

Politische Urteilsfäh­igkeit ist der beste Faktenchec­k. Wir wollen unsere Tagungsgäs­te befähigen, sich selbst ein ausgewogen­es Urteil zu bilden.

Interview: Paul Winterer, dpa

56, ist die Direktorin der Akademie für Politische Bildung in Tutzing, die es bereits seit 60 Jahren gibt.

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