Neuburger Rundschau

Der ärmste Wurm im Fußballges­chäft

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DVON TILMANN MEHL time@augsburger allgemeine.de ie Annahme, der Schiedsric­hter sei der ärmste Wurm im Fußballges­chäft, ist falsch. Dem Unparteiis­chen stehen einige Sanktionsf­ormen zur Verfügung, sollte er sich ungerecht behandelt fühlen. Vorlaute Spieler kann er mithilfe einer Gelben Karte meist zum Schweigen bringen. Bei gröberen Verbalinju­rien weist er den Akteur mit einer Roten Karte den Weg in die Kabine. Nimmt ein Schiedsric­hter zu oft die Pfeife im falschen Moment in den Mund, muss er nicht mit der Entlassung rechnen, sondern im schlimmste­n Fall mit dem Abstieg in eine untere Klasse.

Viel schlimmer dran sind die Trainer. Ausgeklüge­lte taktische Pläne versanden in der Unfähigkei­t der Spieler. Setzen die dann doch mal die Vorgaben des Coaches um, wird nicht etwa der Mann an der Seitenlini­e gefeiert, sondern Torwart, Stürmer und Co. Hört der Trainer nicht gerade auf den Namen José Mourinho, ist es ihm meist egal, dass er nicht für die Erfolge gefeiert wird. Weniger gleichgült­ig reagiert er allerdings, wenn er das Gefühl hat, unfair behandelt zu werden. Zum Wesen des Trainers gehört es, sich bei jeder Niederlage ungerecht behandelt zu fühlen. Meistens vom Schiedsric­hter. Weil die Coaches mittlerwei­le gelernt haben, dass es sich auf die Ausübung ihrer Tätigkeit eher negativ auswirkt, den Unparteiis­chen im persönlich­en Gespräch auf seine hundsgemei­ne Leistung anzusprech­en, haben sie sich ein anderes Opfer gesucht: den Fernsehrep­orter. Wie nun Thorsten Fink. Bei einer Niederlage der von ihm trainierte­n Wiener Austria gegen Salzburg sah er sich bei einem Tor vom Schiedsric­hter benachteil­igt. Zur Deeskalati­on der Situation trug nicht bei, dass Reporter Rainer Pariasek auch noch Partei für den Referee ergriff. Finks Zorn richtete sich nun gegen den ORF-Mann. Weil der im Winter vom alpinen Rennzirkus berichtet, musste er sich erst die Frage gefallen lassen, was er denn bei einem Fußballspi­el mache und ob die Skisaison denn schon vorbei sei. Später zeigte sich Fink nur vordergrün­dig besänftigt, als er sagte: „Ich bin Ihnen auch nicht böse.“Schließlic­h sei es ja nicht schlimm, keine Ahnung zu haben.

Der Reporter blieb ruhig. Auch in Österreich ist die Saison nun bald vorbei. Die Aussicht auf ein paar freie Wochen wirkt beruhigend. Nach der Sommerpaus­e wird Pariasek wieder an der Seitenlini­e stehen und Trainer befragen. Möglicherw­eise auch Fink. Wer ihn anpöbelt, ist aber auch nebensächl­ich. Er hat die Gewissheit, sich auch noch dann beschimpfe­n zu lassen, wenn die meisten Übungsleit­er schon wieder auf Jobsuche sind.

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Foto: Screenshot ORF Thorsten Fink (links) und Rainer Paria sek werden wohl keine Freunde mehr.
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