Neuburger Rundschau

Draußen Pöbelrunde, drinnen Fragestund­e

Donau Auen Kreistag informiert sich zum Stand des Nationalpa­rk-Verfahrens. Waldgenoss­enschaft Bergheim demonstrie­rt

- VON NORBERT EIBEL

Als Landrat Roland Weigert vor die Tür trat, nahm die Demonstrat­ion vor dem Landratsam­t erst richtig Fahrt auf. Augenblick schwoll der Lärmpegel an, mit dem die rund 150 Gegner eines möglichen Nationalpa­rks Donau-Auen gestern Nachmittag auf dem Platz der Deutschen Einheit ihren Unwillen gegen die Pläne bekundeten. Angemeldet hatte die Kundgebung die Waldgenoss­enschaft Bergheim. „Ein Nationalpa­rk ist für uns ein Schlag ins Gesicht. Wir sind ein Teil der Bevölkerun­g, und zwar ein wichtiger, der dort Grund und Boden hat“, brachte Redner und Veranstalt­ungsleiter Engelbert Winter den Standpunkt der Anlieger auf den Punkt und schob noch eine unverhohle­ne Drohung hinterher. Falls der Nationalpa­rk komme, gelte für „Weigert und die CSU, bei der Wahl tabu.“

Den markigen Worten draußen folgten Informatio­nen zur Sache drinnen im Großen Sitzungssa­al. Für die außerorden­tliche Kreistagss­itzung zum Thema „Dritter Nationalpa­rk in Bayern“hatte man das Angebot von Umweltmini­sterin Ulrike Scharf angenommen und mit Ursula Schuster und Ulrike Lorenz zwei Mitarbeite­rinnen aus deren Haus eingeladen, die den aktuellen Stand des Such- und Auswahlpro­zesses darlegten. Im Plenum saßen neben den Mandatsträ­gern auch die drei dort nicht vertretene­n Bürgermeis­ter aus den Anliegerge­meinden Burgheim (Michael Böhm), Oberhausen (Fridolin Gößl) und Bergheim (Tobias Gensberger). Die Rathausche­fs fürchten um die Entwicklun­gsmöglichk­eiten ihrer Gemeinden.

Neben vielen Detailfrag­en, die die Kommunalpo­litiker vorab auch schriftlic­h einreichen konnten, gab’s gestern Allgemeine­s zum Verfahrens­ablauf. Sehr konkrete Fragen, die nicht beantworte­t werden konnten, versprache­n die Referentin­nen nachzulief­ern. So wollte etwa Thomas Hümbs (FW) wissen, ob es steuerlich­e Entlastung für verkaufswi­llige Eigentümer­n geben werde, deren Grund innerhalb einer möglichen Nationalpa­rkkulisse liege.

Zum aktuellen Zeitpunkt, erklärte Ulrike Lorenz, sei eine Gebietskul­isse noch gar nicht festgelegt. Momentan befindet man sich im Dialogverf­ahren, der zweiten von vier Phasen. Es folgen Konzeptund zuletzt das formale Verfahren. Am Ende der dritten Phase, im Juli es soweit sein, kann ein Kandidat sein Interesse bekunden. In Arbeitsgru­ppen und Workshops soll eine Entscheidu­ngsreife herbeigefü­hrt werden, betonte die Vertreteri­n des Ministeriu­ms. „Das nimmt viel Zeit in Anspruch und dauert länger als ein Jahr.“Hat sich der geeignete Kandidat herauskris­tallisiert, startet das formelle Verfahren, an dessen Ende mit Zustimmung des Landtags die formale Ausweisung des Nationalpa­rks steht.

Die vier Kandidaten sind Spessart, Rhön, Donau-Auen und Frankenwal­d. Allerdings befinden sich Prozesse in unterschie­dlichen Stadien. Während die Gespräche an den beiden unterfränk­ischen Standorten schon weiter gediehen sind, ist der oberfränki­sche Bewerber erst seit vergangene­r Woche im Rennen. Die Donau-Auen befinden sich dazwischen. Naturschut­zfachlich ist das Gebiet herausrage­nd, so die Expertise. Für den Auwald spricht auch, dass diese hochdynami­schen und vielfältig­en Waldtypen in Deutschlan­d bisher nicht in einem Nationalpa­rk großflächi­g geschützt sind. Allerdings, so die Einschränk­ung von Ulrike Lorenz, sei das Gesoll biet von der Lechmündun­g bis Ingolstadt mit 3300 Hektar substanzie­ll zu klein und in Hand vieler Eigentümer. Angestrebt werden laut Bayerische­m Naturschut­zgesetz mindestens 100 Quadratkil­ometer. An der Donau braucht es einen Partner, das Umweltmini­sterium führt deshalb Gespräche mit den benachbart­en Landkreise­n DonauRies und Kelheim.

Um sein Grundeigen­tum, daran hatten sich die Demonstran­ten draußen am meisten gestört, müsse niemand fürchten, versichert­en beide Referentin­nen. „Wir werden keidie ne Flächen einbeziehe­n, wo der Eigentümer das nicht möchte.“Randgebiet­e würden ausgegrenz­t, innen liegende Flächen per Verordnung ausgenomme­n. Die Abgrenzung sei trennschar­f, ein Nationalpa­rk habe nur Auswirkung­en innerhalb seiner Grenzen.

Die nächste Gelegenhei­t zum Schlagabta­usch besteht nächsten Mittwoch im Zuge der Verbandsan­hörung, Umweltmini­sterin Scharf kommt nach Weichering. Eine Demonstrat­ion ist auch wieder angemeldet, dann zeigt der Bauernverb­and Flagge.

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Fotos: Norbert Eibel Rund 150 Gegner machten gestern Nachmittag vor der außerorden­tlichen Kreistagss­itzung gegen einen möglichen Nationalpa­rk Donau Auen mobil (oben und unten Mitte). Angemeldet hatte die Kundgebung die Waldgenoss­enschaft Bergheim, Veranstalt­ungsleiter und...
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