Draußen Pöbelrunde, drinnen Fragestunde
Donau Auen Kreistag informiert sich zum Stand des Nationalpark-Verfahrens. Waldgenossenschaft Bergheim demonstriert
Als Landrat Roland Weigert vor die Tür trat, nahm die Demonstration vor dem Landratsamt erst richtig Fahrt auf. Augenblick schwoll der Lärmpegel an, mit dem die rund 150 Gegner eines möglichen Nationalparks Donau-Auen gestern Nachmittag auf dem Platz der Deutschen Einheit ihren Unwillen gegen die Pläne bekundeten. Angemeldet hatte die Kundgebung die Waldgenossenschaft Bergheim. „Ein Nationalpark ist für uns ein Schlag ins Gesicht. Wir sind ein Teil der Bevölkerung, und zwar ein wichtiger, der dort Grund und Boden hat“, brachte Redner und Veranstaltungsleiter Engelbert Winter den Standpunkt der Anlieger auf den Punkt und schob noch eine unverhohlene Drohung hinterher. Falls der Nationalpark komme, gelte für „Weigert und die CSU, bei der Wahl tabu.“
Den markigen Worten draußen folgten Informationen zur Sache drinnen im Großen Sitzungssaal. Für die außerordentliche Kreistagssitzung zum Thema „Dritter Nationalpark in Bayern“hatte man das Angebot von Umweltministerin Ulrike Scharf angenommen und mit Ursula Schuster und Ulrike Lorenz zwei Mitarbeiterinnen aus deren Haus eingeladen, die den aktuellen Stand des Such- und Auswahlprozesses darlegten. Im Plenum saßen neben den Mandatsträgern auch die drei dort nicht vertretenen Bürgermeister aus den Anliegergemeinden Burgheim (Michael Böhm), Oberhausen (Fridolin Gößl) und Bergheim (Tobias Gensberger). Die Rathauschefs fürchten um die Entwicklungsmöglichkeiten ihrer Gemeinden.
Neben vielen Detailfragen, die die Kommunalpolitiker vorab auch schriftlich einreichen konnten, gab’s gestern Allgemeines zum Verfahrensablauf. Sehr konkrete Fragen, die nicht beantwortet werden konnten, versprachen die Referentinnen nachzuliefern. So wollte etwa Thomas Hümbs (FW) wissen, ob es steuerliche Entlastung für verkaufswillige Eigentümern geben werde, deren Grund innerhalb einer möglichen Nationalparkkulisse liege.
Zum aktuellen Zeitpunkt, erklärte Ulrike Lorenz, sei eine Gebietskulisse noch gar nicht festgelegt. Momentan befindet man sich im Dialogverfahren, der zweiten von vier Phasen. Es folgen Konzeptund zuletzt das formale Verfahren. Am Ende der dritten Phase, im Juli es soweit sein, kann ein Kandidat sein Interesse bekunden. In Arbeitsgruppen und Workshops soll eine Entscheidungsreife herbeigeführt werden, betonte die Vertreterin des Ministeriums. „Das nimmt viel Zeit in Anspruch und dauert länger als ein Jahr.“Hat sich der geeignete Kandidat herauskristallisiert, startet das formelle Verfahren, an dessen Ende mit Zustimmung des Landtags die formale Ausweisung des Nationalparks steht.
Die vier Kandidaten sind Spessart, Rhön, Donau-Auen und Frankenwald. Allerdings befinden sich Prozesse in unterschiedlichen Stadien. Während die Gespräche an den beiden unterfränkischen Standorten schon weiter gediehen sind, ist der oberfränkische Bewerber erst seit vergangener Woche im Rennen. Die Donau-Auen befinden sich dazwischen. Naturschutzfachlich ist das Gebiet herausragend, so die Expertise. Für den Auwald spricht auch, dass diese hochdynamischen und vielfältigen Waldtypen in Deutschland bisher nicht in einem Nationalpark großflächig geschützt sind. Allerdings, so die Einschränkung von Ulrike Lorenz, sei das Gesoll biet von der Lechmündung bis Ingolstadt mit 3300 Hektar substanziell zu klein und in Hand vieler Eigentümer. Angestrebt werden laut Bayerischem Naturschutzgesetz mindestens 100 Quadratkilometer. An der Donau braucht es einen Partner, das Umweltministerium führt deshalb Gespräche mit den benachbarten Landkreisen DonauRies und Kelheim.
Um sein Grundeigentum, daran hatten sich die Demonstranten draußen am meisten gestört, müsse niemand fürchten, versicherten beide Referentinnen. „Wir werden keidie ne Flächen einbeziehen, wo der Eigentümer das nicht möchte.“Randgebiete würden ausgegrenzt, innen liegende Flächen per Verordnung ausgenommen. Die Abgrenzung sei trennscharf, ein Nationalpark habe nur Auswirkungen innerhalb seiner Grenzen.
Die nächste Gelegenheit zum Schlagabtausch besteht nächsten Mittwoch im Zuge der Verbandsanhörung, Umweltministerin Scharf kommt nach Weichering. Eine Demonstration ist auch wieder angemeldet, dann zeigt der Bauernverband Flagge.