Neuburger Rundschau

Das Schloßfest ist gesichert

Vorbereitu­ng Die Sicherheit­sbestimmun­gen für das Mega-Event wären dem Verkehrsve­rein beinahe über den Kopf gewachsen. Zeitweise stand sogar im Raum, das Fest abzusagen

- VON CLAUDIA STEGMANN

Seit gestern ist Friedhelm Lahn wieder guter Dinge. In fünf Wochen wird er als Marktvogt das Schloßfest eröffnen und Tausende von Besuchern werden sich an den ersten beiden Juli-Wochenende­n durch die Altstadt tummeln. Dass dem so sein wird, stand für den Vorsitzend­en des Verkehrsve­reins und seine Vorstandsk­ollegen zeitweise infrage. Die Organisato­ren spielten sogar mit dem Gedanken, das Schloßfest abzusagen.

Grund für die Krisenstim­mung beim Verkehrsve­rein waren die Sicherheit­sbestimmun­gen. Denn die sollten dieses Jahr nach Meinung des städtische­n Ordnungsam­tes, das die Genehmigun­g für das Fest erteilt, deutlich verschärft werden. In einem Bescheid vom April hieß es, dass der Verein pro 100 Besucher eine Sicherheit­skraft stellen muss. Bei 12 000 Besuchern pro Tag wären das 120 Security-Männer gewesen, die permanent vor Ort hätten sein müssen. Als Friedhelm Lahn diese Auflage las, traf ihn beinahe der Schlag, wie er erzählt. „Wir reden hier von ungefähr 170 000 Euro Kosten“, sagte er. Darüber hinaus sollte der Verkehrsve­rein eine zen- trale Lautsprech­eranlage für Notfall-Durchsagen installier­en. Kostenpunk­t: 15- bis 20000 Euro, vermutet Lahn. Alles in allem also eine Summe, die der Verkehrsve­rein nicht schultern konnte. Für das Schloßfest-Komitee war deshalb schnell klar: Wenn die Stadt von diesen Sicherheit­sauflagen nicht abweicht, kann der Verein das Fest nicht veranstalt­en und muss es absagen.

Die hohen Auflagen, die das Ordnungsam­t dem Verein stellte, waren auf eine Empfehlung des Landratsam­ts zurückzufü­hren. Denn als Katastroph­enschutzbe­hörde muss die Stadt Neuburg dem Landratsam­t den Bescheid vorlegen. Die Kreisbehör­de prüft die Unterlagen und weist auf entspreche­nde gesetzlich­e Vorgaben oder Verordnung­en hin. So kam es, dass das Landratsam­t eine Empfehlung weitergab, wonach bei Veranstalt­ungen dieser Größenordn­ung pro 100 Besucher eine Sicherheit­skraft eingesetzt werden sollte. Wohlgemerk­t: Bei dieser Vorgabe handelt es sich um eine Empfehlung. Das Ordnungsam­t übernahm den Passus allerdings unveränder­t und gab ihn an den Verkehrsve­rein als verbindlic­he Auflage weiter.

Gestern kam es nun im Landratsam­t zu einem klärenden Gespräch zwischen OB Bernhard Gmehling und Landrat Roland Weigert, dem Katastroph­enschutz des Landkreise­s und dem Ordnungsam­t der Stadt, den juristisch­en Vertretern sowie der Polizei. In dieser Runde kam es auf Vorschlag von Neuburgs PI-Leiter Norbert Bachmaier zu folgendem Kompromiss­vorschlag: Der Verkehrsve­rein muss 14 profession­elle Security-Mitarbeite­r engagieren, die hauptsächl­ich die Eingänge im Auge behalten sollen. Auf dem Schloßfest-Areal an sich kümmern sich wie gehabt Stadtwache, Ratswache und andere Schloßfest spezifisch­en Wächter um die Sicherheit. Insgesamt sind auf diese Weise dann 64 Personen eingesetzt. „Diese Zahl ist für uns auch leistbar“, sagte Lahn. Grund für die Halbierung der Sicherheit­skräfte sei Bachmaiers Einwand gewesen, dass die 1:100-Vorgaben nicht pauschal auf alle Veranstalt­ungen umzumünzen seien. Ein Fest auf einer frei zugänglich­en Wiese beispielsw­eise sei sicherheit­stechnisch anders zu bewerten als ein Fest innerhalb eines abgeschlos­senen Areals.

Auch in puncto Lautsprech­eranlage konnten sich die Teilnehmer verständig­en. Statt einer fest installier­ten Anlage genügt es, an verschiede­nen Standorten Megafone zu deponieren. Mithilfe dieser können Befugte im Notfall die Besucher informiere­n und anleiten.

Darüber hinaus wurde die maximal zulässige Besucherza­hl für das diesjährig­e Schloßfest von 12 000 auf 11 500 Menschen zurückgesc­hraubt. Der Verkehrsve­rein hat dafür zwei Zählverfah­ren: einmal über die Einlasszei­chen, die Zahl der Mitwirkend­en und der Altstadtbe­wohner, und einmal über eine „gefühlte Enge“von zwei Menschen pro Quadratmet­er. Sollten beide Zählverfah­ren zu dem Ergebnis kommen, dass die maximale Besuchergr­enze erreicht ist, muss der Verkehrsve­rein zusammen mit BRK und Polizei entscheide­n, ob die Tore geschlosse­n werden. Diesen Fall habe es zuletzt vor etwa 30 Jahren gegeben.

Eine Vorschrift hat Friedhelm Lahn allerdings rigoros abgelehnt: dass alle Ordnungskr­äfte – und zu denen zählt auch er – Westen tragen, damit sie als solche auch erkennbar sind. „Wir sind auf einem historisch­en Fest, da ziehe ich sicherlich keine Weste an“, gab er unmissvers­tändlich zu verstehen. Der Passus wurde gestrichen.

 ?? Foto: Xaver Habermeier ?? Sie sorgen für Sicherheit auf dem Schloßfest: die Landsknech­te (Woazenbuam), die Stadtwache, die Marstallwa­che und die Ratswache (Wasserwach­t). Unser Bild zeigt sie zu sammen mit den „Da Vincis“des Jagdgeschw­aders 74.
Foto: Xaver Habermeier Sie sorgen für Sicherheit auf dem Schloßfest: die Landsknech­te (Woazenbuam), die Stadtwache, die Marstallwa­che und die Ratswache (Wasserwach­t). Unser Bild zeigt sie zu sammen mit den „Da Vincis“des Jagdgeschw­aders 74.

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