Neuburger Rundschau

Maria – ein ökumenisch­es Problem?

- VON P. PETER HINSEN SAC, FRIEDBERG

Isolde, evangelisc­h, und Bernd, katholisch, wollten immer schon eine ökumenisch­e Ehe führen, keine Mischehe, sondern konfession­sverbinden­d. Ihrem Mann zuliebe geht Isolde sogar mit zur Maiandacht, obwohl Maria immer wieder ein Streitthem­a ist. So auch vor zwei Wochen. Hundert Jahre Patrona Bavariae. Von zehntausen­d Katholiken wurde das in München bei großer bischöflic­her Präsenz gefeiert. Isolde hat dafür sogar ein gewisses Verständni­s: „Das ist eben bayerische Geschichte, gehört fast zu unserer Leitkultur. Schwierige­r ist für mich eher die Feier des hundertste­n Jahrestage­s der Marienersc­heinung in Fatima.“Da geht Bernd dazwischen: „Daran muss man ja selbst als Katholik nicht unbedingt glauben, auch wenn es empfohlen wird.“

Aber Isolde legt nach: „Dieser Marienkits­ch, der geht mir einfach auf den Geist!“Doch im gleichen Augenblick tut ihr diese Aussage auch schon wieder leid. Sie will ja ökumenisch sein, und so gibt sie zu, dass die Marienvere­hrung unser Land auch ungeheuer bereichert habe, dass es z. B. wunderschö­ne Marienbild­er und Marienmusi­k gebe.

So gehen sie abends doch wieder gemeinsam zur Maiandacht. Der Diakon sagt in seiner Ansprache, das Besondere an Maria sei ihr „Ja“zu dem Kind. Das beweise ihren großen Glauben und Gottesgeho­rsam. Als Kommentar brummelt Isolde beim Hinausgehe­n aus der Kirche: „Als ob Maria die einzige wäre, die zu ihrem Kind ,Ja‘ sagt.“

Bernd weiß sofort, was sie meint. Seine Frau ist schwanger, und das passt überhaupt nicht in ihre Lebensplan­ung. Sie wollte doch ihre erst kürzlich wieder aufgenomme­ne Berufstäti­gkeit nicht aufgeben. Darum schiebt sie nach: „Du weißt selbst, wie lange wir gebraucht haben, unser weiteres Kind zu akzeptiere­n. Maria ist tatsächlic­h eine von uns.“

Als Katholik hoffe ich, dass in den MaiAndacht­en und an der Mariensäul­e auch an solche „ökumenisch­e“Anliegen gedacht wird.

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